- Anton von Schmerling
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Anton Ritter von Schmerling (* 23. August 1805 in Wien; † 23. Mai 1893 ebenda) war ein österreichischer Politiker und Jurist.
Inhaltsverzeichnis
Familie
Anton von Schmerling entstammte einer aus dem Cleve’schen nach Österreich eingewanderten Familie, die 1707 in den Adelsstand als Reichsritter und Edle von Schmerling erhoben wurden. Seit 1835 war er mit der österreichischen Malerin Pauline Freiin von Koudelka (1806–1840) verheiratet, mit der er zwei Töchter hatte. Sein Bruder Josef (1806–1884) war k. k. Feldzeugmeister, 1860 bis 1862 Stellvertreter des Kriegsministers und hatte maßgeblichen Anteil an Aufbau und Organisation der österreichischen k. k. Landwehr als jüngster Teilstreitkraft der Habsburgermonarchie. Sein Bruder Rainer (1810–1892) war Militärarzt, Leibarzt von Erzherzog Albrecht und Präsident des Wiener Medizinischen Doktorenkollegiums. Sein jüngster Bruder Moriz (1822–1882) war ebenfalls Jurist und Senatspräsident des 1867 gegründeten österreichischen Verwaltungsgerichtshofes. Der österreichische Ministerpräsident der Jahre 1908 bis 1911, Richard Graf von Bienerth-Schmerling, war sein Enkel.
Leben
Der Politiker Metternich schuf und vertrat das „Metternichsche System“, das die Aufrechterhaltung der politischen und sozialen Ordnung und den Kampf gegen alle nationalen, liberalen und revolutionären Bewegungen beinhaltete. Schmerling war ein scharfer Gegner dieses Systems. Er vertrat die Idee einer liberalen und konstitutionellen Monarchie des „Deutschen Bundes“.
Im Februar 1848, dem Beginn der Märzrevolution, gehörte Schmerling zu den Revolutionären, die in Wien die Nationalgarde aufstellten. Im März 1848 wurde ein Vorparlament zur Bildung einer deutschen Nationalversammlung, die eine einheitliche, freiheitliche deutsche Reichsverfassung ausarbeiten sollte, anberaumt. Schmerling gehörte zu den rund fünfhundert Männern, die nach Frankfurt reisten. Im gleichen Jahr wurde er in die Frankfurter Nationalversammlung gewählt. Er wurde Reichsminister für Inneres, kurzfristig Ministerpräsident und Minister des Äußeren. Er trat gegen die preußische Hegemonie auf, erklärte allerdings im Dezember 1848 seinen Rücktritt, da er den österreichischen Standpunkt nicht durchsetzen konnte.
Von 1849 bis 1851 war Schmerling Justizminister der österreichischen Regierung Schwarzenberg. Wegen des verschärften Neoabsolutismus in Österreich trat er auch hier zurück und wurde bis 1858 Senatspräsident am Obersten Gerichtshof.
Mit der Liberalisierung Österreichs begann er eine zweite politische Karriere. 1860 wurde er Ministerpräsident der ersten so genannten „liberalen“ Regierung Österreichs, wurde jedoch schon 1861 von Erzherzog Rainer in dieser Funktion abgelöst. In den Jahren 1861 bis 1865 war er von Kaiser Franz Joseph ernannter Staatsminister und blieb der einflussreichste Politiker dieser Jahre, allerdings nur mit Unterstützung der Deutschliberalen im Abgeordnetenhaus (in Wien am Schottentor errichteter Holzbau, das sogenannte „Schmerling-Theater“). Schmerling hatte großen Anteil an der österreichischen Februarverfassung von 1861, die unter anderem die Voraussetzung für die kommunale Selbstverwaltung in Österreich schuf. Auch mit dem Protestantenpatent (1861) und der Menschenrechtserklärung (1862) wurden weitere, wesentliche Schritte zu einer Liberalisierung gesetzt. 1861 wurde er Ehrenbürger von Innsbruck und 1862 Ehrenmitglied der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.
Schmerling gehörte seit 1867 dem Herrenhaus des österreichischen Reichsrates an, dem er ab 1868 als Vizepräsident und 1871 als Präsident vorstand. 1873, 1875, 1879 und 1891 war er Präsident der Delegation bei den österreichisch–ungarischen Ausgleichsverhandlungen.
Porträts
- Silber- und Bronzeprägemedaille 1879, auf sein 50-jähriges Beamtenjubiläum, 67 mm, von Anton Scharff (1845–1903), Medailleur
- Silber- (Unikum) und Bronzegußmedaille (wenige Exemplare) 1885, auf seinen 80. Geburtstag, 175 mm, von Anton Scharff
- Silber- und Bronzeprägemedaille 1890, auf sein 25jähriges Jubiläum als Curator des Theresianums, 66 mm, von Anton Scharff
Literatur
- Alfred von Arneth: Anton Ritter von Schmerling. Episoden aus seinem Leben 1835, 1848–1849. Wien, 1895
- Österreichs Weg zur konstitutionellen Monarchie: Aus der Sicht des Staatsministers Anton von Schmerling. ISBN 3-631-47167-X
- K. Vocelka: Schmerling Anton von. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 10, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1994, ISBN 3-7001-2186-5, S. 234 f. (Direktlinks auf S. 234, S. 235).
- Helmut Rumpler: Schmerling, Anton Ritter von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, S. 132–134.
- Franz Ilwof: Schmerling, Anton Ritter von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 54, Duncker & Humblot, Leipzig 1908, S. 56–72.
- Siebmacher: Der niederösterreichische ständische Adel
- Constantin von Wurzbach: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Oesterreich. 30. Band. Wien 1875. literature.at
Weblinks
- Biographische Daten von Anton von Schmerling auf den Seiten des Landtags von Niederösterreich
- Anton von Schmerling. In: Österreich-Lexikon, online auf aeiou.
- Literatur von und über Anton von Schmerling im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Entdeckungen und Begegnungen, Parlamentskorrespondenz 2001 des Österreichischen Parlamentes
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