Luftlande-Selbstfahrlafette

Luftlande-Selbstfahrlafette
Der luftverlastbare Panzer M22 Locust

Luftlandepanzer sind leicht gepanzerte, luftverlastbare Fahrzeuge, welche für den Einsatz mit Luftlandetruppen mit einem Luftfahrzeug (im Zweiten Weltkrieg Lastensegler, später auch Hubschrauber oder Flugzeuge) im frontnahen Raum bzw. im gegnerischem Hinterland, oft auf unvorbereiteten Plätzen abgesetzt werden oder an einem Fallschirm abgeworfen werden können. Heute kann man zwei Hauptkategorien unterscheiden. Zum einen die Selbstfahrlafetten die mit ihrer Kanonenbewaffnung für die Artillerieunterstützung sorgen und/oder als Panzerjäger verwendet werden und zum anderen die Schützenpanzerwagen und Schützenpanzer die für den Transport und zur unmittelbaren Feuerunterstützung dienen. Die Schützenpanzerwagen (oder gepanzerte Transporter) werden für unterschiedliche Aufgaben verwendet: Transport von Schützen, Sanitätfahrzeug, Funk-Führungsfahrzeugen (Kommandostabsfahrzeuge), Transport von Nachschub und Treibstoffen, Transport von Spezialausrüstung, z.B. für die Aufklärung.

Geschichte

Anfang der 1930er-Jahre wurden von den Militärs der Nutzen von Fallschirmtruppen für operative Einsätze im frontnahen Raum oder im tiefen Hinterland des Gegners erkannt. Während in anderen Ländern der Einsatz der Fallschirmtruppen in kleineren Einheiten für Kommandounternehmungen vorgesehen war, ging man in der UdSSR davon aus, dass große Verbände per Fallschirm absetzbar sein sollten. Man erkannte auch, dass die persönlichen Waffen (Pistole, Karabiner) nicht ausreichend waren, um erfolgreiche Kampfhandlungen zu erfüllen. Gleichzeitig sollte die Mobilität der Landetruppen erhöht werden. Konzepte zum Lufttransport und Absetzen schwerer Ausrüstung wie Maschinengewehre, Granatwerfer, Kanonen und Munition, ungepanzerter und vor allem gepanzerter Fahrzeuge für die Luftlandetruppen wurden Anfang bis Mitte der 1930er Jahre in Projekten erarbeitet und in Manövern erprobt. Es wurde festgestellt, dass die Verwendung der vorhandenen leichten Panzerfahrzeuge bei der geringen Transportkapazität der Flugzeuge unzweckmäßig ist und spezielle Luftlandepanzer entwickelt werden müssen. Dazu war die Industrie in der UdSSR damals nicht in der Lage.

Der erste als Luftlandepanzer entwickelte Panzer waren der M22 Locust von 1943, der jedoch erst im Jahre 1945 auf britischer Seite, ebenso wie der Tetrarch in begrenztem Umfang und mit wenig Erfolg zum Einsatz kam. Dabei war der Kampfeinsatz am D-Day, bei denen diese per Lastensegler eingeflogen wurden, der erste derartige Panzereinsatz der Geschichte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auch in der UdSSR entsprechende Konstruktionen entwickelt und Prototypen erprobt. Im September 1951 wurde die Luftlande-SFL ASU-57 in die Bewaffnung aufgenommen und ging in Serienproduktion. 1958 gelangte auch die ASU-85 in die Bewaffnung der Luftlandedivisionen. Seit Ende der 1960er-Jahre wurden die sowjetischen Luftlandetruppen mit den Schützenpanzerwagen BMD-1, BMD-2,mit dem gepanzerten Transporter BTR-D und der Luftlande-SFL 2S9 „Nona-S“ ausgerüstet. Ab den 1980er Jahren kamen der BMD-3 und BMD-4 hinzu. Seit 2005 ist bekannt, dass in den nächsten Jahren eine neue Generation von gepanzerten Luftlandefahrzeugen in den Truppendienst gelangen wird. Es handelt sich dabei um eine ganze Fahrzeugfamilie bei denen Fahrwerk und Hauptbaugruppen unifiziert sind und für spezielle Verwendungen modifiziert sind.

In den USA wurde in den 1960er Jahren der M551-Luftlandepanzer im begrenzten Umfang eingeführt.

In den letzten Jahren wurden auch Luftlandefahrzeuge bekannt, die aus chinesischer Produktion stammen und sich in der Bewaffnung der chinesischen Armee befinden.

Der in Deutschland in den 1980er Jahren entwickelte Waffenträger Wiesel ist im Prinzip eine luftlandefähige Panzer-Waffenplattform mit der Möglichkeit verschiedener Waffenausstattungen (20-mm-Maschinenkanonen, Panzerabwehrraketen TOW oder Fliegerabwehrraketen Stinger) aufzunehmen. Aus diesem Grund wurde hier die Bezeichnung Luftlandewaffenträger gewählt.

Der Hauptnachteil der Luftlandepanzer ist die aus Gewichtsgründen recht leichte Panzerung, die die Überlebensfähigkeit gegenüber normalen Panzern stark einschränkt. Auch die relativ geringe Bewaffnung der ersten Generationen unterlag den beschränkten Transportkapazitäten. Um die Abwurf- bzw. Absetzfähigkeit trotz des Einbaus großkalibriger Geschütze zu ermöglichen wurde teils auf geschlossene Aufbauten verzichtet. Aufgabe der Luftlandepanzer ist nicht der offene Kampf mit vollwertigen Kampfpanzern. Vielmehr sollen sie die Mobilität und die Feuerkraft der Schützen erhöhen. Die mit Panzerabwehrlenkwaffen ausgerüsteten Fahrzeuge sind jedoch in der Lage stärker gepanzerte Fahrzeuge aus einer Deckung (oder Hinterhalt) und auf große Entfernung (bis 5 km) erfolgreich zu bekämpfen.

Die Einsätze der letzten 30 Jahre haben gezeigt, dass die Luftlandeeinheiten mit ihren speziellen, gepanzerten Fahrzeugen in der Lage sind, als autonome und hoch mobile Einheiten zu operieren.


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