- Magisches Sechseck der Wirtschaftspolitik
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Datei:Magisches Viereck der Wirtschaftspolitik.svg
Als magisches Viereck bezeichnet man ein System von vier wirtschaftspolitischen Zielen:
- Preisniveaustabilität
- hoher Beschäftigungsstand
- außenwirtschaftliches Gleichgewicht
- angemessenes und stetiges Wirtschaftswachstum
Bei einer Erreichung der vier Ziele spricht man auch von einem gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht. Die Ziele des Magischen Vierecks sind abgeleitet aus den „obersten“ Zielen einer demokratischen und marktwirtschaftlichen Gesellschaftsordnung, wie z. B. Gerechtigkeit, Wohlstand und Sicherheit. Zudem sind die Ziele des Magischen Vierecks im Stabilitätsgesetz verankert.
Von einem magischen Dreieck spricht man bei der Beobachtung der drei Ziele Preisniveaustabilität, Vollbeschäftigung und außenwirtschaftliches Gleichgewicht. Bisweilen spricht man vom magischen Fünfeck, Sechseck, Siebeneck, Achteck und Neuneck, wobei das magische Viereck um einen oder mehrere der folgenden Punkte erweitert wird:
- ausgeglichene öffentliche Haushalte
- gerechte Einkommensverteilung
- Erhaltung einer lebenswerten Umwelt
- humane Arbeitsbedingungen
- Sicherung von Ressourcen
Inhaltsverzeichnis
Probleme der Zielerreichung
Der Begriff magisch rührt daher, dass nicht alle Ziele gleichzeitig erreicht werden können, da zwischen den Zielen ein Zielkonflikt vorliegt. Einige der Ziele können zwar in manchen Situationen zueinander kongruent sein, das heißt sie unterstützen sich gegenseitig (z. B. Wirtschaftswachstum und hohes Beschäftigungsniveau (Okunsches Gesetz)), andere sich jedoch gegebenenfalls konkurrierend verhalten (z. B. kurzfristig Preisniveaustabilität und Wirtschaftswachstum oder Preisniveaustabilität und ein hoher Beschäftigungsstand (Phillips-Kurve)).
Darüber hinaus gibt es die situationsbezogene Zielkonkurrenz, z. B. in einer Rezession mögen die Ziele Preisniveaustabilität und Beschäftigung nicht im Widerspruch stehen, in einer Phase der Hochkonjunktur können es konkurrierende Ziele sein.
Indikatoren
- Messung der Preisniveaustabilität:
Es wird ein Warenkorb mit den üblicherweise konsumierten Gütern zusammengestellt, deren Preise monatlich erhoben werden. Vergleicht man das Preisniveau des Warenkorbs mit dem des Vorjahres, so erhält man die Veränderung, die bei positivem Vorzeichen als Inflation und bei negativem Vorzeichen als Deflation bezeichnet wird. Eine Inflationsrate von unter 2 % pro Jahr wird beispielsweise von der Europäischen Zentralbank als Preisniveaustabilität interpretiert.
- Berechnung der Arbeitslosenquote:
Man teilt die Anzahl der registrierten Arbeitslosen durch die Summe der abhängigen Erwerbstätigen und der registrierten Arbeitslosen. Der anzustrebende Zielwert für die Arbeitslosenquote (ALQ) beträgt (ohne selbständige Erwerbspersonen) 0,7–3 %. Beträgt also die statistisch erfasste Arbeitslosigkeit weniger als 3,0 % so spricht man von Vollbeschäftigung.
- Messung des außenwirtschaftlichen Gleichgewichts:
Der Indikator hierfür ist die Außenbeitragsquote. Sie errechnet sich aus dem Außenbeitrag (= Exporte minus Importe von Waren und Dienstleistungen) dividiert durch das nominale Bruttoinlandsprodukt.
- Messung des Wirtschaftswachstums:
Wirtschaftswachstum liegt vor bei einer realen Zunahme des Bruttonationaleinkommens bzw. des Bruttoinlandprodukts. Die prozentuale Veränderung im Wachstum der Volkswirtschaft wird rückwirkend jeweils einmal pro Quartal erfasst. In Deutschland gelten die Werte von zwei aufeinanderfolgenden Quartalen als Signalgeber. In den USA wird dagegen nur ein Quartalswert genommen und aufs Jahr hochgerechnet.
Situation in Deutschland
Die vier Ziele des magischen Vierecks werden in § 1 des Stabilitäts- und Wachstumsgesetzes von 1967 genannt. Sie bilden zusammen das Staatsziel des gesamtwirtschaftlichen Gleichgewichts (Art. 109 Abs. 2 GG).
Die Ziele sind eigentlich als gleichberechtigt gedacht gewesen; durch das Europarecht wird jedoch der Preisniveaustabilität eine herausragende Stellung eingeräumt (vgl. Art. 4 Abs. 2 und 105 EGV, Art. 88 Satz 2 GG)
Weblinks
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