- Manfred Ackermann
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Manfred Ackermann (* 1. November 1898 in Nikolsburg (Mähren); † 16. Juni 1991 in Wien) war ein österreichischer sozialdemokratischer Politiker und Gewerkschaftsfunktionär in Österreich und den USA.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Manfred Ackermann, Sohn von Wolf Ackermann und seiner Frau Elisabeth, geb. Leist, übersiedelte bald nach seiner Geburt mit seinen Eltern und seinen sieben Geschwistern nach Wien und besuchte hier die Handelsschule. 1916 wurde er während des Ersten Weltkriegs zur k.u.k. Armee eingezogen, wo ihn Max Kreisky (Bruno Kreiskys Vater) mit sozialistischem Gedankengut vertraut machte und ihn zum Beitritt zur Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP) bewegte.
Ab 1918 mit der Organisation der Sozialistischen Arbeiterjugend (SAJ) in der Brigittenau beauftragt, konnte er in nur drei Jahren eine Vereinigung mit mehr als 1.000 Mitgliedern organisieren. Ab 1923 war Ackermann im Zentralverein der kaufmännischen Angestellten Österreichs (heute GPA-DJP) Leiter der Jugendsektion, die er zu einer der stärksten und schlagkräftigsten Jugendgruppen aufbauen konnte, und Redakteur der Gewerkschaftszeitungen „Angestellten-Zeitung“ und „Praktikant“. Ackermann war auch einer der Mitbegründer der Sozialistischen Jungfront, einer Vorläuferorganisation der Jungen Generation (JG).
1933 wurde er als Kandidat für den Nationalrat nominiert. 1934 nahm er an Februarkämpfen teil und wurde nach dem Verbot der SDAP im selben Jahr Gründungsmitglied der Revolutionären Sozialisten und deren erster Vorsitzender, wurde aber bereits im März 1934 verhaftet und bis Sommer 1935 im Anhaltelager Wöllersdorf gefangen gehalten. Nach seiner Freilassung war Ackermann illegal tätig, was zu seiner erneuten Inhaftierung zwischen November 1937 und März 1938 führte.
Aufgrund Schuschniggs Generalamnestie im März 1938 konnte Ackermann nach dem „Anschluss“ Österreichs 1938 ins Ausland fliehen; als Jude wäre er zusätzlichen Repressionen ausgesetzt gewesen. Über Italien und die Schweiz gelangte er nach Brüssel, wo er am 1. und 2. April 1938 an der Gründung der Auslandsvertretung der österreichischen Sozialisten (AVOES) teilnahm und dann im Führungsgremium tätig war. Später in Paris lebend, war Ackermann 1939 von den Franzosen in den Internierungslagern von Colombes und Montargis inhaftiert.
1940 gelang ihm über Spanien und Lissabon im September die Flucht in die USA, für die er über Intervention des jüdischen Arbeiterkomitees ein Einreisevisum erhalten hatte. Dort arbeitete er ab 1941 als Hilfsarbeiter in der Bekleidungsbranche (Maschinennäher) und betätigte sich auch in der AVOES und dem Austrian Labor Committee (ALC). Über seine Funktion als Betriebsrat kam er in die Gewerkschaft der Textilarbeiter (Amalgamated Clothing Workers of America, ACW) wo er Kontroll- und Bildungsaufgaben übertragen erhielt. Überdies war er Gründungsmitglied der American Friends of Austrian Labour.
Nach seiner Pensionierung im Jahr 1964 kehrte er nach Österreich zurück, hielt Vorträge, war einer der Initiatoren des Jugendkontaktkomitees im Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer, und bis zu seinem Tod als unermüdlicher Volks- und Erwachsenenbildner tätig.
Manfred Ackermann war mit Paula Popp verheiratet. Seine Urne wurde im Urnenhain der Feuerhalle Simmering beigesetzt (Abteilung ML, Gruppe 49, Nummer 1).
Auszeichnungen
- 1969: Silbernes Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich
- 1970: Goldenes Abzeichen des Bundes sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus
- 1973: Verleihung des Titels Professor
- 1973: Victor-Adler-Plakette der SPÖ
- 1977: Ehrenzeichen für Verdienste um die Befreiung Österreichs
- 2008: Benennung der im Jahr 1928 nach Plänen von Karl Badstieber errichteten Wohnhausanlage in Wien-Brigittenau, Brigittaplatz 11–13, in Manfred-Ackermann-Hof[1]
- Karl-Pick-Medaille der Sektion Handel der GPA
Schriften
- Rede über Otto Bauer. Erweiterte Fassung der Rede, die am 6. Mai 1969 beim Freundschaftstreffen der sozialistischen Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus gehalten wurde. Verlag Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, Wien 1969.
- Rede über Victor Adler. Gehalten am 11. November 1968 bei der Hauptversammlung des Bundes der Sozialistischen Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus. Verlag Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, Wien 1969.
- Julius Braunthal. Ein Leben, dem Sozialismus geweiht. Rede, gehalten bei der Gedenkstunde für Julius Braunthal am 26. Mai 1972 im Haus der Begegnung in Wien-Döbling. Verlag Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, Wien 1972.
- Max Adler – Erzieher zu sozialistischem Denken. Aus der Rede anläßlich des 30. Todestages Max Adlers, gehalten am 27. Juni 1967. Verlag Bund Sozialistischer Freiheitskämpfer und Opfer des Faschismus, Wien 1967.
- Erziehung zum Menschenbewußtsein. Europa-Verlag, Wien 1988, ISBN 3-203-51065-0.
Einzelnachweise
- ↑ Brigittenauer Gemeindebau wird zu Manfred-Ackermann-Hof In: Rathauskorrespondenz vom 4. November 2008. (Ackermann und seine Familie bewohnten bis zu ihrer Flucht im Jahr 1938 diesen Gemeindebau)
Literatur
- Manfred Ackermann zum 80. Geburtstag am 1. November 1978. Hrsg. von der Gewerkschaft der Privatangestellten. Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Wien 1978.
- Peter Lhotzky (Hrsg.): Manfred Ackermann zum 100. Geburtstag. Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, Wien 1998.
- Felix Czeike: Historisches Lexikon Wien. Kremayr & Scheriau, Wien 1992, ISBN 3-218-00543-4 (Band 1) S. 9.
- Handbuch österreichischer Autorinnen und Autoren jüdischer Herkunft 18. bis 20. Jahrhundert. Hrsg.: Österreichische Nationalbibliothek, Wien. K. G. Saur, München 2002, ISBN 3-598-11545-8 (Band 1) S. 5.
Weblinks
- Literatur von und über Manfred Ackermann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag über Manfred Ackermann im Weblexikon der Wiener Sozialdemokratie
- SPÖ Alsergrund – Prof. Manfred Ackermann
Kategorien:- Person der Arbeiterbewegung (Österreich)
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