Marcus Opellius Macrinus

Marcus Opellius Macrinus
Macrinus auf einem Aureus. Auf der Rückseite Macrinus und sein Sohn Diadumenianus mit der Gestalt der Liberalitas (Großzügigkeit).

Marcus Opellius Macrinus (* 164 in Caesarea; † Juni/Juli 218) war römischer Kaiser vom 11. April 217 bis zum 8. Juni 218. Als Kaiser nannte er sich Marcus Opellius Severus Macrinus.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft und Karriere

Macrinus wurde 164 geboren. Er war Maure und stammte aus Caesarea, der Hauptstadt der Provinz Mauretania Caesariensis (in der Nähe von Cherchell im heutigen Algerien). Er war angeblich von bescheidener Herkunft. Seine Eltern sind aber unbekannt; wir wissen auch nicht, ob sie bereits dem Ritterstand angehörten oder – was wahrscheinlicher ist – erst Macrinus selbst den Ritterrang erwarb. Angaben, dass er ursprünglich kaiserlicher Sklave in Rom war, dann freigelassen wurde und sich als Prostituierter betätigte, bis Kaiser Septimius Severus ihn, da er zu nichts tauge, nach Afrika schickte, sind unglaubwürdige Behauptungen seiner Widersacher, ebenso wie auch andere Erzählungen, wonach er sich als Gladiator und Jäger durchschlug.

Glaubwürdig ist hingegen, dass er in Rom als Anwalt tätig war. Um 200 boten juristische Kenntnisse oft gute Aufstiegsmöglichkeiten. Später wurde Macrinus von dem mächtigen Prätorianerpräfekten Plautianus gefördert. Nach dessen Ermordung 205 wurde er mit verschiedenen Ämtern betraut. Schließlich stieg er unter Kaiser Caracalla im Jahre 212 zur Stellung eines der beiden Prätorianerpräfekten auf. Er hatte damit eine der mächtigsten Positionen im Reich inne. 216–217 begleitete er Caracalla auf dem Feldzug gegen die Parther.

Erhebung

Denar des Macrinus

Die Berichte darüber, wie Macrinus auf den Thron gelangte, sind widersprüchlich. Im Kern glaubwürdig sind die Berichte, nach denen im Jahre 217 ein Gerücht über Prophezeiungen kursierte, die Macrinus die Kaiserwürde verhießen. Dies bedeutete für ihn akute Lebensgefahr. Daher organisierte er die Ermordung Caracallas am 8. April 217. Da Caracalla im Heer sehr beliebt war, musste Macrinus seine Beteiligung an dem Mordanschlag verheimlichen. Erst nach tagelangem Zögern ließen sich die Soldaten überreden, Macrinus am 11. April zum Kaiser auszurufen, nachdem sein Kollege, der bereits betagte andere Prätorianerpräfekt Marcus Oclatinius Adventus, die Kaiserwürde abgelehnt hatte. Dies bedeutete einen Dynastiewechsel. Macrinus blieb wegen des Partherkriegs im Osten; er hat als Kaiser Italien nie betreten.

Macrinus war der erste Kaiser in der römischen Geschichte, der nicht dem Senatorenstand angehörte, sondern Ritter war. Aus der Sicht des Senats war das ein Skandal und ein höchst unerwünschter Präzedenzfall. Allerdings räumte Cassius Dio ein, dass Macrinus durchaus über gute Anlagen verfügt habe. Im übrigen waren viele Senatoren über den Sturz des ihnen verhassten Caracalla erfreut, und sie registrierten durchaus, dass sich Macrinus intensiv um ihre Anerkennung bemühte.

Partherkrieg

Da Macrinus militärisch unerfahren und im Heer nicht beliebt war, hatte er kein Interesse an einer Fortsetzung von Caracallas Angriffskrieg gegen die Parther. Daher bot er einen Frieden an, wobei er die Schuld am Krieg auf seinen Vorgänger schob. Der Partherkönig Artabanos IV. wertete dies als Zeichen der Schwäche und stellte entsprechend hohe Forderungen. Bei Nisibis kam es schließlich zu einer dreitägigen Schlacht, in der die Römer schwere Verluste erlitten. Dann begannen Verhandlungen, die im Frühjahr 218 mit einem Friedensvertrag endeten. Die Römer mussten den Frieden mit außerordentlich hohen Zahlungen - ca. 200 Millionen Sesterzen - erkaufen, scheinen aber keine Gebietsverluste erlitten zu haben. Der letzte römisch-parthische Krieg endete also mit einer römischen Niederlage, auch wenn Macrinus, der dringend eines militärischen Erfolges bedurfte, um seine Herrschaft zu festigen, auf seinen Münzen einen großen Sieg verkünden ließ.

Finanzpolitik

Ein vordringliches Problem war die Zerrüttung der Staatsfinanzen, die aus der unseriösen Finanzpolitik Caracallas resultierte. Caracalla hatte die Soldaten durch Solderhöhung und üppige Sonderzuwendungen (Donative) verwöhnt. Hinzu kamen die Kosten des Friedensschlusses. Macrinus musste energisch sparen, war aber hinsichtlich der brisanten Problematik der überhöhten Personalkosten beim Militär zu vorsichtigem Vorgehen gezwungen. Statt zu Steuererhöhungen zu greifen oder willkürliche Konfiskationen anzuordnen, verkaufte er kaiserlichen Besitz und bemühte sich um Kostensenkung.

Aufstand gegen Macrinus

Mit Caracalla war die männliche Nachkommenschaft des Kaisers Septimius Severus, des Gründers der Severerdynastie, ausgestorben. Caracallas Tante mütterlicherseits, die Syrerin Julia Maesa, musste sich mit ihren Töchtern und Enkeln auf Befehl des Macrinus in ihre Heimatstadt Emesa (heute Homs in Syrien) zurückziehen. Dort verfügte sie über ein großes Vermögen und Einfluss. Da die Soldaten der alten Dynastie nachtrauerten und Macrinus nach dem unrühmlichen Ende des Partherkriegs geschwächt war, sah Maesa eine Chance, ihren eigenen Nachkommen die Kaiserwürde zu verschaffen. Ihr Umfeld begann, gegen Macrinus zu agitieren, und ihr vierzehnjähriger Enkel Varius Avitus (Elagabal) wurde als unehelicher Sohn Caracallas ausgegeben. Mit diesem Appell an die Loyalität zur Dynastie der Severer und mit der Aussicht auf großzügige Geldgeschenke aus dem Vermögen Maesas ließen sich die Soldaten der Legio III Gallica, die in der Nähe von Emesa stationiert war, zum Aufstand gegen Macrinus bewegen; Elagabal wurde am 16. Mai 218 zum Kaiser erhoben, und die Rebellion breitete sich rasch aus. Nun ließ Macrinus seinen noch nicht zehnjährigen Sohn Diadumenianus, der schon 217 den Caesartitel erhalten hatte, zum Augustus ausrufen – offensichtlich eine Verzweiflungsmaßnahme.

Niederlage, Flucht und Tod

Am 8. Juni 218 kam es in der Nähe von Antiocheia zur Entscheidungsschlacht, die chaotisch verlief, da es beiden Heeren an kompetenter Führung mangelte. Die Truppen des Macrinus hatten zunächst die Oberhand, aber als der Widerstand der Gegenseite sich versteifte, gab Macrinus nach übereinstimmenden Angaben der Hauptquellen die Schlacht vorzeitig verloren und ergriff die Flucht. Damit war seine Niederlage besiegelt.

Daraufhin sandte Macrinus seinen Sohn und nominellen Mitherrscher zum Partherkönig, um ihn in Sicherheit zu bringen, aber Diadumenianus gelangte nicht über die Grenze, sondern wurde in der Stadt Zeugma am Euphrat gefasst und bald darauf getötet.

Macrinus versuchte, verkleidet nach Rom zu fliehen, da der Senat, der Elagabal zum Staatsfeind erklärt hatte, noch auf seiner Seite stand. Bei Chalkedon wurde er aber von Anhängern der Gegenseite erkannt und gefangengenommen. Er sollte nach Syrien zurückgebracht werden, wurde aber schon unterwegs getötet. Über ihn wurde die damnatio memoriae verhängt.

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