Marine Le Pen

Marine Le Pen
Marine Le Pen (2011)
Marine Le Pen mit ihrem Vater Jean-Marie Le Pen (Bildmitte) und anderen Mitgliedern der Front National 2010

Marine Le Pen (* 5. August 1968 in Neuilly-sur-Seine als Marion Anne Perrine Le Pen) ist eine französische Anwältin, Politikerin und Tochter des Politikers Jean-Marie Le Pen. Seit der Europawahl 2004 ist sie Mitglied des Europäischen Parlaments. Am 16. Januar 2011 wurde sie die Nachfolgerin ihres Vaters als Vorsitzende des Front National.

Inhaltsverzeichnis

Lebenslauf

Marine Le Pen ist die jüngste von drei Töchtern des früheren Vorsitzenden des Front National (FN) in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, und seiner ersten Ehefrau, Pierrette Lalanne. Nach Abschluss eines Studiums der Rechtswissenschaften in Paris erhielt sie 1992 ihre Anwaltszulassung und arbeitete bis 1998 als Anwältin.

Marine Le Pen war mit dem Geschäftsmann Franck Chauffroy verheiratet und hat aus dieser Ehe drei 1998 und 1999 geborene Kinder. Nach der Scheidung heiratete sie in zweiter Ehe den FN-Funktionär Éric Iorio, von dem sie mittlerweile ebenfalls geschieden ist.

Partei

Sie war eine von acht Vizepräsidenten und seit 2003 stellvertretende Vorsitzende des FN. Sie versuchte erkennbar, der Partei ein moderneres Image zu geben, indem sie beispielsweise für eine straffreie Abtreibung eintritt oder im Präsidentschaftswahlkampf 2007 die Aufstellung von Plakaten initiierte, die eine schwarze Französin (eine afrikanische oder westindische Herkunft symbolisierend) in engen Jeans abbilden, und forderte, Frankreich solle die "Assimilation" von Einwanderern verstärken. Sie teilt nicht den Antisemitismus ihres Vaters, distanziert sich offiziell vom Rassismus und nannte die Ideologie des Nationalsozialismus "abscheulich". Dabei tritt sie für Laizität ein, um diese gegen eine "Islamisierung" Frankreichs zu verteidigen. Sie versucht, die Partei zu "entdiabolisieren", um den Front National als rechtspopulistische Partei an die Macht zu bringen. Beim innerparteilichen Wahlkampf gegen Bruno Gollnisch, Professor für japanische Sprache und Kultur in Lyon, sagte sie im Dezember, französische Straßen seien mittlerweile jeden Freitag von betenden Muslimen "besetzt"; es gebe Orte, an denen es nicht gut sei, eine "Frau zu sein, homosexuell oder Jude, nicht einmal französisch oder weiß".[1]

Am 15. Januar 2011 wurde sie auf einem Parteitag des Front National zu dessen Vorsitzender aufgrund einer Mitgliederbefragung gewählt.[2] Dabei setzte sie sich gegen den langjährigen Stellvertreter ihres Vaters, Bruno Gollnisch, durch. Bei einer Beteiligung von 76 Prozent der rund 22 400 Mitglieder hätten 67,65% für Marine Le Pen und 32,35% für Gollnisch gestimmt. Auf dem Parteitag war das Ergebnis schon einen Tag zuvor durchgesickert.[3] Einen Tag später übernahm sie offiziell die Führung der Partei von ihrem Vater.[4] Gollnisch lehnte umgehend das Angebot Marine Le Pens für das Amt des ersten Stellvertreters ab. Sie kündigte an, bei der Präsidentenwahl 2012 zu kandidieren, Umfragen im März 2011 sagen ihr dafür 23 Prozent der Wählerstimmen voraus, womit sie vor Staatspräsident Nicolas Sarkozy (21%) läge.[5] Für den Fall eines Wahlsieges hat Le Pen den Austritt Frankreichs aus der NATO und eine Vertiefung der Kooperation mit Russland versprochen.[6]

Mandate

Von 1998 bis 2004 war sie Generalrätin von Nord-Pas-de-Calais, seit 2004 sitzt sie im Regionalrat der Île-de-France.

Bei der Europawahl 2004 führte sie die Liste des Front National im Wahlkreis Île-de-France an und konnte, wie ihr Vater, ein Mandat im Europäischen Parlament erringen. Dort wurde sie als Fraktionslose Mitglied im Ausschuss für Kultur und Bildung und in der Delegation für die Beziehungen zu Israel. 2007 war sie an der Gründung der Fraktion Identität, Tradition, Souveränität beteiligt, die sich jedoch wenige Monate später wieder auflöste. Bei der Europawahl in Frankreich 2009 wurde sie erneut gewählt und gehört seitdem dem Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten sowie der Delegation in der Paritätischen Parlamentarischen Versammlung AKP-EU an.

Werke

  • Marine Le Pen: A contre-flots. Éditions Jacques Grancher, Paris 2006, ISBN 2733909576.

Einzelnachweise

  1. Friedrich Schmidt: Rächerin, in FAZ, 17. Januar 2011, S. 10
  2. Führungswechsel bei französischen Rechtsextremen – Die zweite "Le-Pen-Rakete" steht am Start, tagesschau.de, Meldung vom 15. Januar 201
  3. Friedrich Schmidt: Eine Familie im Zeichen der Fackel, in FAZ, 17. Januar 2011, S. 5
  4. vgl. Rechtsextreme wählen Le Pen zur Chefin bei Spiegel Online, 16. Januar 2011 (aufgerufen am 16. Januar 2011)
  5. vgl. Frankreichs Rechtsextreme rütteln an Sarkozys Thron bei Spiegel Online, 7. März 2011
  6. Marine Le Pen für NATO-Austritt Frankreichs und engere Kooperation mit Russland

Weblinks

 Commons: Marine Le Pen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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