- Bruno Gollnisch
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Bruno Gollnisch (* 28. Januar 1950 in Neuilly-sur-Seine) ist ein französischer Politiker und hochrangiges Mitglied der rechtsextremistischen Partei Front National. Von Januar bis November 2007 war er Vorsitzender der Fraktion Identität, Tradition, Souveränität (ITS) im europäischen Parlament.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Bruno Gollnischs Familie stammt aus dem Osten Frankreichs. Zu seinen Vorfahren gehören nach eigenen Aussagen der Physiologe Marie Jean Pierre Flourens, der ehemalige französische Außenminister Émile Flourens und der Politiker Gustave Flourens.[1]
Ursprünglich mit dem Ziel, Diplomat zu werden, studierte Gollnisch fernöstliche Sprachen (Japanisch und Malaiisch) am Institut national des langues et civilisations orientales in Paris, Politikwissenschaften am Institut d'études politiques in Paris und öffentliches Recht. Während seiner Studienzeit lernte er den Vorsitzenden des weithin als rechtsextremistisch eingestuften Front National (FN), Jean-Marie Le Pen, kennen.
Nach einem Aufenthalt an der japanischen Universität Kyōto promovierte er 1978 in Jura an der Pariser Faculté de droit und wurde 1980 als Anwalt zugelassen.
1981 wurde er zum Professor für Japanische Sprache und Kultur an der Jean-Moulin-Universität in Lyon berufen.
Politische Laufbahn
Parteiämter
Im Frühjahr 1984 wurde Gollnisch Sekretär des FN im Département Rhône und organisierte in den darauf folgenden Jahren Kampagnen für die Europa-, Kantons- und Parlamentswahlen. Seit 1986 ist Gollnisch Mitglied des Zentralkomitees und des Politbüros der Partei. Von 1994 bis 1996 hielt er das Amt des Vizepräsidenten der Partei inne, seit 1996 ist er Generalsekretär des FN. An 22. November 1999 wurde er weiterhin zum Generalbeauftragten (délégué général) des FN ernannt. Damit stand er in der Parteihierarchie auf der zweiten Stufe hinter dem damaligen Vorsitzenden Jean-Marie Le Pen.
Wahlämter
Bruno Gollnisch wurde in folgende politische Ämter gewählt:
- 1986–1988: Abgeordneter der Assemblée nationale
- seit 1986: Mitglied im Regionalrat der Region Rhône-Alpes
- seit 1989: Mitglied des Europaparlaments
- seit 1995: Stadtrat von Lyon
Im Europaparlament war Gollnisch bis zu Gründung der Fraktion Identität, Tradition, Souveränität fraktionslos, aber im Laufe der bisher drei Legislaturperioden, in denen er dem europäischen Parlament angehört, Mitglied in zahlreichen Ausschüssen, darunter dem Ausschuss für Recht und Bürgerrechte, der Delegation für die Beziehungen zu Japan, und dem Ausschuss für Geschäftsordnung, Wahlprüfung und Fragen der Immunität.
Wahrnehmung in der Öffentlichkeit
Von französischen und deutschen Medien wird Gollnisch als führender Kopf der extremen Rechten und Intellektuellen angesehen[2][3][4]
Im August 2005 erregte Gollnisch auf einer Parteiveranstaltung des FN mit seiner Äußerung, dass der Antirassismus „geistiges AIDS“ sei, Aufmerksamkeit.[5]
Strafverfahren wegen Verdachts auf Holocaustleugnung
Aufgrund rechtsextremistischer Vorfälle an der Jean-Moulin-Universität in Lyon, an der auch Gollnisch lehrte, setzte die französische Regierung 2004 eine Untersuchungskommission, geleitet von dem Historiker Henry Rousso ein, die diese Vorfälle untersuchte. Kurz nach Veröffentlichung des Untersuchungsberichtes griff Gollnisch im Oktober dieses Jahres auf einer Pressekonferenz Rousso scharf an, indem er dessen Neutralität aufgrund seiner „jüdischen Personalität“ bezweifelte.[4][6]
Kurz darauf behauptete er unter anderem:[7]
„Ich bestreite nicht die Existenz der Konzentrationslager, aber was die Anzahl der Toten betrifft, könnten Historiker darüber diskutieren. Was die Existenz von Gaskammern angeht, so müssen Historiker darüber entscheiden.“
Diese Äußerungen erregten Proteste in der Öffentlichkeit und es wurde ein Strafverfahren wegen Holocaustleugnung gegen Gollnisch eingeleitet. Gollnisch behauptete daraufhin, dass diese Äußerungen von den Journalisten verfälscht worden seien. Tatsächlich wurden diese Aussagen nicht aufgezeichnet.
Im März 2005 beschloss der Verwaltungsrat der Universität, ihn für fünf Jahre von der Universität auszuschließen.[8] Nachdem am 13. Dezember das Europäische Parlament die Aufhebung der Immunität Gollnischs beschlossen hatte[9], wurde er am 18. Januar 2007, wenige Tage nach der Gründung der Fraktion ITS im Europaparlament, zu drei Monaten Freiheitsstrafe, ausgesetzt auf Bewährung und einer Geldstrafe von 5000€ sowie auf 55.000€ Schadensersatz samt Zinsen verurteilt.[10] Das Urteil wurde am 23. Juni 2009 vom Kassationshof aufgehoben.[11]
Nachfolgefrage Le Pens
Bis zur Wahl von Le Pens Tochter Marine[12] galt Gollnisch als weiterer aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge Jean-Marie Le Pens im FN.
Einzelnachweise
- ↑ Gollnischs Biographie auf seinen Webseiten
- ↑ Gollnisch devant ses pairs L'Humanité, 2. März 2005
- ↑ Parteitag der rechtsextremen Front National: Hinter Jean-Marie Le Pen warten zwei Kronprinzen auf ihre Stunde Die Zeit, 15/1997
- ↑ a b Akademische Ehren für Auschwitz-Leugner Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. Oktober 2004
- ↑ Gollnisch joue la montre, L'Humanité, 10. September 2005
- ↑ Ce que risque Gollnisch, L'Express, 8. April 2004
- ↑ Lyon III demande la suspension de Bruno Gollnisch, Le Nouvel Observateur, 13. Oktober 2004
- ↑ Gollnisch viré de cours, L'Humanité, 7. März 2005
- ↑ Bericht über den Antrag auf Schutz der Immunität und der Vorrechte von Bruno Gollnisch, (2005/2072(IMM)), Abstimmungsergebnis dazu nach einer Plenardebatte
- ↑ Gollnisch condamné à 3 mois de prison avec sursis pour des propos sur les chambres à gaz, LeMonde.fr, 18. Januar 2007
- ↑ Contestation de crimes contre l'humanité: Gollnisch blanchi par la Cour de cassation, Le Nouvel Observateur, 24. Juni 2009
- ↑ Stichwort: Marine Le Pen (Front National), Das Parlament, 45/2005
Weblinks
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