Marinestation der Nordsee

Marinestation der Nordsee

Marinestationen waren die höchsten Kommandobehörden der deutschen Marine am Land; dagegen waren die Auslandsstationen nicht zwingend an einen festen Stützpunkt gebunden. Chef der Marinestation war in der Regel ein Admiral. Der Stationschef übte auch die militärische Hafenpolizei innerhalb des Reichskriegshafengebietes aus und war Kommandant der Befestigungen des Hafens. Die den Marinestationen unterstellten Marineinspektionen entsprachen den Brigadekommandos der Armee, wurden von Konteradmiralen befehligt und regelten den Dienstbetrieb der Matrosen- und Werftdivisionen sowie der Schiffs-Reservedivisionen; Außerdem unterstanden jedem Marinestationskommando eine Stationsyacht sowie alle Kriegsschiffe, die keinem ständigen Befehlsverband angehörten, z. B. Probefahrtskommandos. Verwaltungsbehörden beider Marinestationen waren die Intendanturen, Garnisonsverwaltungen und Stationskassen, die Bauämter, Bekleidungsämter, Verpflegungsämter und Waschanstalten.

Inhaltsverzeichnis

Marinestation der Ostsee

Von der Preußischen Marine wurde die Marinestation der Ostsee am 1. Mai 1854 in Danzig eingerichtet; im März 1865 verlegt nach Kiel. Ihr unterstanden die I. Marineinspektion mit der Matrosendivision und der Werftdivision, ab 1898 die Inspektion der Marineinfanterie mit den Seebataillonen und ab 1896 die Torpedoinspektion. – Im Juni 1935 wurde die Dienstbezeichnung geändert in Kommandierender Admiral der Marinestation der Ostsee und am 1. Februar 1943 in Marineoberkommando Ost.

Marinestation der Nordsee

Von der Marine des Norddeutschen Bundes wurde die Marinestation der Nordsee am 19. Mai 1870 in Wilhelmshaven eingerichtet. Ihr unterstanden die II. Marineinspektion, ab 1883 die Inspektion der Marineartillerie (Wilhelmshaven), ab 1904 die Inspektion der Schiffsartillerie (Sonderburg) und die Inspektion der Küstenartillerie und des Minenwesens (Cuxhaven), ab 1913 mit der Luftschiff- und der Fliegerabteilung. Im Juni 1935 wurde die Dienstbezeichnung geändert in Kommandierender Admiral der Marinestation der Nordsee und am 1. Februar 1943 in Marineoberkommando Nord.

Auslandsstationen

Zum Schutze deutscher Wirtschafts- und Kolonialinteressen wurden Kriegsschiffe in Auslandsgewässern eingesetzt. In besonders wichtigen oder politisch unruhigen Gebieten patrouillierten ständig Kriegsschiffe in Eigenschaft als „Stationär“. Auslandsstationen wurden bereits im Herbst 1867 für die Marine des Norddeutschen Bundes festgelegt, und zwar 1. für das Gebiet Ostasien, Ostafrika, Ostindien, 2. für die Ostküste Nordamerikas und das Gebiet Westindien, 3. für die Westküste Amerikas, 4. für die Ostküste Südamerikas, 5. für das Mittelmeer. 1884 wurden vor Südwestafrika und in der Südsee noch ständig besetzte Stationen eingerichtet. Der Einsatz auf diesen Stationen und ihre Belegung änderte sich im Laufe der Jahre je nach den Erfordernissen.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs waren die Auslandsstationen der Kaiserlichen Marine wie folgt besetzt. Ostasien: das Kreuzergeschwader, die Kanonenboote SMS Iltis, SMS Jaguar, SMS Tiger, SMS Luchs, die Flusskanonenboote SMS Vaterland, SMS Tsingtau, SMS Otter, und das Torpedoboot S 90. Amerika: Kleine Kreuzer SMS Dresden und SMS Karlsruhe. Südsee: Kleiner Kreuzer SMS Geier, Kanonenboot SMS Cormoran, Vermessungsschiff Planet, Gouvernementsschiff Komet. Westafrika: Kanonenboot SMS Eber. Ostafrika: Kleiner Kreuzer SMS Königsberg, Vermessungsschiff SMS Möwe.

Literatur

  • Wolfgang Petter, Die überseeische Stützpunktpolitik der preußisch-deutschen Kriegsmarine, 1859–1883. Dissertation: Freiburg i.Br. 1975
  • Willi A. Boelcke, So kam das Meer zu uns. Die preußisch-deutsche Kriegsmarine in Übersee, 1822–1914. Frankfurt a.M./Berlin-West/Wien 1981
  • Hans H. Hildebrand/Albert Röhr/Hans-Otto Steinmetz, Die deutschen Kriegsschiffe. Biographien – ein Spiegel der Marinegeschichte von 1815 bis zur Gegenwart. Hamburg 1979–1983.
  • Stationsyachten, Dienstyachten. In: Erich Gröner/Dieter Jung/Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Koblenz 1989. Band 6, S. 202–205
  • Kolonialfahrzeuge. In: Erich Gröner/Dieter Jung/Martin Maass: Die deutschen Kriegsschiffe 1815–1945. Koblenz 1992. Band 7, S. 216–226
  • Lawrence D. Sondhaus, Preparing for Weltpolitik. German Sea Power before the Tirpitz Era. US Naval Institute: Annapolis, MD 1997
  • Walter Nuhn, Kolonialpolitik und Marine. Die Rolle der Kaiserlichen Marine bei der Gründung und Sicherung des deutschen Kolonialreiches, 1884–1914. Bonn 2002

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