Seebataillon

Seebataillon

Seebataillone waren Marineinfanterieeinheiten in Bataillonsstärke. Den Verbandstyp Seebataillon gab es bei der Königlich Preußischen Marine, der Marine des Norddeutschen Bundes, der Kaiserlichen Marine und der Bundesmarine.

Inhaltsverzeichnis

Königlich Preußische Marine, Norddeutscher Bund und Deutsches Reich

Das erste Seebataillon Deutschlands ging am 13. Mai 1852 aus dem zwei Jahre zuvor in Stettin aufgestellten Königlich Preußischen Marinierkorps hervor. Es erfüllte u. a. die Aufgabe der Marineinfanterie an Bord der Kriegsschiffe. 1870 hatte das Seebataillon eine Stärke von fünf Kompanien mit 22 Offizieren und 680 Unteroffizieren und Mannschaften, Standort des Bataillonsstabs war Kiel. Nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 und der Umwandlung in die Kaiserliche Marine wurde das Seebataillon um eine sechste Kompanie verstärkt. Am 1. Oktober 1886 wurde das Seebataillon geteilt, Stab und I. Halbbataillon blieben in Kiel, während das II. Halbbataillon nach Wilhelmshaven verlegt wurde. Am 12. März 1889 wurden die beiden Halbbataillone in eigenständige Seebataillone zu vier Kompanien umgewandelt. Am 3. Dezember 1897 wurde ein drittes Seebataillon aus der 1. und 2. Kompanie des I. Seebataillons und der 3. und 4. Kompanie des II. Seebataillons gebildet und zum Schutz des Deutschen Pachtgebiets Kiautschou nach Tsingtau verlegt. Die 1889 errichtete Inspektion der Marineinfanterie Kiel unterstand dem Stationschef der Marinestation Ostsee. Das III. Stammseebataillon – der Verband, der den Personalersatz für die Verwendung in China ausbildete – wurde auf Grund allerhöchster Kabinettsorder vom 31. Mai 1905 aufgestellt.

Ab 1854 war die Marine-Stabswache bis zu ihrer Auflösung im Jahre 1881 dem Seebataillon angegliedert bzw. unterstellt. Die Angehörigen der Marine-Stabswache hatten den Kommandanten bei der Aufrechterhaltung der Disziplin und Ordnung an Bord zu unterstützen.

Die Offiziere der Marineinfanterie ergänzten sich seit 1866 nur noch aus der Armee, wohin sie nach ihrer Dienstzeit (in der Regel zwei Jahre) wieder zurückkehrten. Die Unteroffiziere kamen zum Teil aus Armee, zum Teil aber auch aus verschiedenen Marinelaufbahnen. Die Mannschaften kamen aus der nichtseemännischen Bevölkerung.

Standorte und Garnisonen

1914 bestanden folgende Seebataillone:

  • I. Seebataillon in Kiel;
  • II. Seebataillon in Wilhelmshaven;
  • III. Stamm-Seebataillon in Cuxhaven; und das
  • III. Seebataillon in Tsingtau

Hinzu kam das Ostasiatische Marine-Detachement (OMD) in Peking und Tientsin und eine Kompanie aus Soldaten des I. und II. Seebataillons als Marine-Detachement im international besetzten Skutari in Albanien.

Einsatz

Angehöriger des Seebataillons in Tsingtau, 1912

Seit 1895 wurden Seesoldaten nicht mehr an Bord von Kriegsschiffen eingesetzt. Die Seebataillone wurden nun als Interventionstruppe in den Kolonien eingesetzt. Eine Kompanie wurde 1894 gegen meuternde Kolonialtruppen nach Kamerun entsandt, 1904 ging während des Aufstands der Herero und Nama ein Verband in Bataillonsstärke zur Unterstützung der Schutztruppe nach Deutsch-Südwestafrika. 1905/1906 unterstützte ein Detachement Marineinfanterie die kaiserliche Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika. Während der Intervention in China 1900/01, wurden das I. und II. Seebataillon unter Verstärkung durch eine Pionierkompanie und einer Feldbatterie als "Marine-Expeditionskorps" nach Ostasien entsandt. Mit Ende der Belagerung von Tsingtau am 7. November 1914 kapitulierten die deutschen Truppen in Kiautschou. Dadurch kamen etwa 4700 Deutsche in japanische Kriegsgefangenschaft. 76 Schwerverwundete wurden den Briten überstellt.

Im August 1914 bildeten Teile der Seebataillone und Reservisten die Marine-Infanterie-Brigade unter Generalmajor Carl von Wiechmann, die am 23. August zur Marine-Division erweitert wurde und nur bis zum 28. November 1914 bestand. Bereits am 24. November war die 2. Marine-Division gebildet worden. Die ehemalige Marine-Division wurde dann als 1. Marine-Division neu aufgestellt. Beide Divisionen bildeten das Marinekorps Flandern unter Admiral Ludwig von Schröder (genannt der "Löwe von Flandern"). Am 3. Juni 1917 wurde die 3. Marine-Division aufgestellt, die dann ebenfalls dem Marinekorps Flandern unterstellt war. Die Stärke des Korps betrug 60-70.000 Mann, von denen etwa 10.000 während des Ersten Weltkriegs gefallen sind.

Die Marinedivisionen kamen 1914 in Kiautschou und Antwerpen, 1915 in Ypern, 1916 an der Somme, 1917 in Flandern und bei den Offensiven 1918 zum Einsatz. Nach dem Waffenstillstand vom 11. November 1918 bildeten Freiwillige das Freikorps "Schwarze Jäger", das teilweise in die Reichswehr übernommen wurde.

Bundesmarine

Die Bundesmarine stellte am 1. April 1958 das Marinepionierbataillon auf, das zunächst dem Kommando der Zerstörer unterstellt war. Dieses Bataillon wurde am 10. Oktober 1958 der neu gegründeten Amphibischen Gruppe unterstellt und 1959 in Seebataillon umbenannt. Es gliederte sich in eine Stabskompanie, eine Strandmeisterkompanie, eine Strandpionierkompanie und eine Bootskompanie.

Am 1. Januar 1965 wurde das Bataillon in Borkum aufgelöst. Die meisten Aufgaben übernahm bis zu ihrer Auflösung 1993 die eigenständige Strandmeisterkompanie.

Vom 30. Dezember 1988 bis 30. September 1990 wurde das Seebataillon im Rahmen eines Truppenversuches für kurze Zeit wieder aufgestellt. Es bestand in dieser Zeit aus der Strandmeisterkompanie und der Kampfschwimmerkompanie. Die Amphibische Gruppe wurde 1993 aufgelöst. Im Zuge der Neuausrichtung der Bundeswehr wurde die Neuaufstellung eines Seebataillons beschlossen. Es wird aus dem bisherigen Marineschutzkräften hervorgehen und seinen Standort in Eckernförde haben.

Verweise

Weblink

Interne Verweise

Literatur

  • Walter Nuhn: Kolonialpolitik und Marine : die Rolle der Kaiserlichen Marine bei der Gründung und Sicherung des deutschen Kolonialreiches 1884-1914, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 2002, ISBN 3-7637-6241-8

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