Marthe Robin

Marthe Robin

Marthe Robin (* 13. März 1902 in Châteauneuf-de-Galaure, Département Drôme in Frankreich; † 6. Februar 1981 ebd.) war eine französische Mystikerin. Ihr 1986 auf diözesaner Ebene begonnener Seligsprechungsprozess wird seit 1996 im Vatikan fortgesetzt [1] [2].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie wurde in Les Moïlles, einem Ortsteil der Gemeinde Châteauneuf-de-Galaure, als sechstes Kind von Joseph Robin und Amélie-Célestine Chosson geboren. Es gibt Hinweise darauf, dass ein Landarbeiter eines benachbarten Bauernhofes der leibliche Vater von Marthe ist.[3] Die Eltern betrieben eine kleine Landwirtschaft, waren Katholiken, praktizierten den Glauben aber nicht. Im November 1903 erkrankt Marthe an Typhus. Sie überlebte, war aber seither oft krank. Sie besuchte die Grundschule, fehlte jedoch wegen einer Erkrankung bei der Abschlussprüfung. Danach arbeitete sie in der Landwirtschaft der Eltern mit.

Von Marthe weiß man, dass die erste Kommunion am 15. August 1912 ihr Leben als Heranwachsende stark geprägt hat. Sie erzählte einmal später: „Ich denke, der Herr muss damals von mir Besitz ergriffen haben.“

Im Sommer 1918 litt sie an Kopfschmerzen und Fieber, am 1. Dezember verschlechterte sich ihr Zustand, sie fiel vier Tage lang in ein Koma und konnte in den folgenden Monaten kein Licht ertragen und war teilweise gelähmt. Im Juli 1919 verlor sie einige Monate lang das Augenlicht. Ab 1921 wechseln Phasen kurzzeitiger Besserungen mit neuen Ausbrüchen der Krankheit einander ab.[4] Die Ortsbewohner hielten sie für eine Hysterikerin und mieden weitgehend den Kontakt mit ihr. Im Oktober 1927 litt sie an Blutungen der Verdauungswege und fiel drei Wochen lang in eine Art Koma. Ab Mai 1928 konnte sie nicht mehr aufstehen, weil ihre Beine gelähmt waren. Am 2. Februar 1929 kam es zu einer vollständigen Lähmung aller vier Extremitäten (Tetraplegie), die von starken Schmerzen begleitet war. Ab 1930 konnte sie nichts mehr schlucken und außer der Kommunion keine Nahrung mehr zu sich nehmen. Außerdem konnte sie kaum mehr schlafen. 1940 erblindete sie.

Am 15. Oktober 1925 weihte sie Gott ihr Leben und Leiden. Am 3. Dezember 1928 führte der Kapuzinerpater Marie-Bernard Spagnol (1883-1943) während einer Volksmission ein Gespräch mit Marthe, über dessen Inhalt nichts bekannt ist. Sie sagte später darüber: „Man wird erst im Himmel wissen, was geschehen ist.“ Ab diesem Tag sah sie in ihrer Krankheit eine Sendung, klagte nicht mehr über ihre Schmerzen und versuchte stets fröhlich zu sein. Am 24. oder 25. Februar 1930[5] trat sie in den Dritten Orden des hl. Franziskus ein. Ab Oktober 1930[6] war sie stigmatisiert und erlebte regelmäßig von Donnerstag bis Freitag das Leiden Christi so intensiv, dass Blut von ihrer Stirn und ihren Augen austraten.

Auf ihre Anregung wurde am 12. Oktober 1934 eine christliche Schule für Mädchen eröffnet, der später eine Realschule und eine Hauswirtschaftschule folgten. Am 10. Februar 1936 sprach sie den Wunsch aus, dass ein „Foyer de Charité“ (deutsch etwa: „Haus der Nächstenliebe“) errichtet werden. Dieses „Foyer“ sollte eine Gemeinschaft von Priestern und Laien sein, die durch ihr Leben des Gebetes und der Arbeit in der Welt Zeugnis für das Licht, die Nächstenliebe und die Gottesliebe geben und die Exerzitien abhalten. Die ersten Exerzitien für Frauen begannen am 7. September desselben Jahres im Schulgebäude. Später wurden auch gemischte Exerzitien für Männer und Frauen abgehalten. Am 17. Mai 1948 wurde in Châteauneuf-de-Galaure ein eigenes Gebäude für das „Foyer de Charité“ errichtet.

Bei ihrem Begräbnis am 12. Februar 1981 konzelebrierten vier Bischöfe und mehr als 200 Priester. Es waren etwa 7.000 Menschen anwesend. Seit 2000 besuchen jährlich etwa 40.000 Menschen das Zimmer, in dem Marthe den Großteil ihres Lebens verbracht hatte.

Am 26. März 1991 wurde im Bistum Valence offiziell der Seligsprechungsprozess eröffnet.

Bedeutung

Zahlreiche „Foyers de Charité“ wurden zunächst in Frankreich und später in der ganzen Welt, wie etwa in der Schweiz (1969 in Bex) und in Deutschland (1972 in Gunzenbach, Gemeinde Mömbris), errichtet. Im Jahr 2002 gab es über 70 Niederlassungen, im Jahre 2011 weltweit 75. 2006 wurde mit dem Aufbau eines Foyers in Österreich begonnen, das heute im Wallfahrtsort Sonntagberg in Niederösterreich liegt.

Ihre Betrachtungen und Gebete, die sie anfangs selbst verfasste und später diktierte, sind vor allem in der französischen katholischen Kirche sehr bekannt. Der Philosoph Jean Guitton verfasste 1985 ein Portrait von Marthe Robin. Sie wurde im Laufe ihres Lebens von zehntausenden Pilgern aufgesucht, die ihren Rat schätzten, und hat auch starken Einfluss auf das Entstehen neuer geistlicher Gemeinschaften genommen, wie etwa der Gemeinschaft vom heiligen Johannes oder der Gemeinschaft Emmanuel. Der Postulator des Seligsprechungsprozesses ist Priester der Gemeinschaft Emmanuel.

Literatur

  • Matthias Haslauer: „Die schöne Mission Marias ist es, alle zu Jesus zu führen, die zu ihr kommen.“ - Die Rolle Marias im Leben von Marthe Robin und den Foyers de Charité. Diplomarbeit, Wien 2003.
  • Elisabeth Loeben: Marthe Robin: Gotteserfahrungen und Gebete. Offset Büttner, Westerngrund 1997.
  • Elisabeth Loeben: Marthe Robin: Opfergeschenk einer großen Seele unserer Zeit. Frank, München 1984.
  • M. J. Henri Nouwen: Jesus, Sinn meines Lebens. Briefe an Marc. Herder, Freiburg 1989. ISBN 3-451-21329-X
  • Raymond Peyret: Martha Robin 1902 - 1981. Das Kreuz und die Freude. 2. Aufl., Christiana, Stein am Rhein 1988. ISBN 3-7171-0863-8
  • Bernard Peyrous: Das Leben von Marthe Robin. Parvis, Hauteville 2008, ISBN 978-2-88022-809-5
  • Eva Sigert: Leiden ist Lieben: Die Spiritualität der Marthe Robin. Diplomarbeit, Wien 1987.
  • Marthe Robin 1902 - 2002. Deutsche Übersetzung der „L´Alouette“. Châteauneuf-de-Galaure 2002.

Weblinks

Quellen

  1. [1]
  2. [2]
  3. Nach B. Peyrous Das Leben der Mystikerin Marthe Robin S. 18.
  4. Wahrscheinlich litt sie an der Enzephalitis von Economo.
  5. Nach B. Peyrous a. a. O. S. 48. Derselbe schreibt auf S. 66, dass die Jungfrauenweihe von M. Robin im Jahr 1930 seiner Ansicht nach nicht stattgefunden haben kann.
  6. Nach Aussage des Paters de Malmann, erwähnt in B. Peyrous a. a. O. S. 66.

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