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Merw in Turkmenistan
Merw (altpersisch: Margiana; neupersisch: Marw, auch Merv) war im Altertum eine Oasenstadt in Turkmenistan (Zentralasien). Die Ruinen wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Der heutige Ort heißt Giaur Kala und liegt im Südosten des Staats am Binnendelta des Murgab nur unweit nördlich von Murgab und etwa 30 km östlich von Mary. Dort befindet er sich nur etwas nördlich des Karakum-Kanals und einem Teilstück der Trasse der Transkaspischen Eisenbahn. Der Ort war früher wichtige Station der Seidenstraße.
Geschichte
Der Ort ist seit der Jungsteinzeit besiedelt. Den wohl ersten Höhepunkt erlebte Merw im 2. Jahrtausend v. Chr. Der älteste Teil ist die als Erk-Kala bekannte befestigte Siedlung, die 12 ha groß war.
Während des Alexanderzugs wurde es erobert, in Alexandria margiane (griech. Άλεξάνδρεια μαργιάνη) umbenannt und zu einer griechischen Polis ausgebaut. Vom Seleukidenkönig Antiochos I. wurde Merw zerstört, später aber unter dem Namen Antiochia in Parthien wieder aufgebaut. Die Stadt wurde in den folgenden Jahrhunderten von den Parthern, danach bis ans Ende der Antike von den Sassaniden beherrscht.
651 n. Chr. wurde dort der letzte Sassanidenkönig Yazdegerd III. ermordet. Die Stadt fiel bald darauf an die muslimischen Araber, die das Perserreich eroberten.
Der persische General Abu Muslim stammte aus Merw, mit dessen Hilfe die Abbasiden in dieser Stadt gegen die Umayyaden revoltiert haben. Die Stadt ist Hauptstadt unter al-Ma'mun (regierte 813–833) gewesen. Der bedeutendste aus Merw stammende Gelehrte war der jüdische Astronom und Astrologe Saul ben ibn Bishr. In diese Zeit fällt der Bau befestigter Burgen, zweier buddhistischer und eines christlichen Klosters.
Merw wurde 1040 von Seldschuken erobert. Dies war seine Hochzeit. Der Schwerpunkt der Stadt verschob sich westwärts, zu einem Ort der heute Sultan-Kala genannt wird. Dieser befestigte Platz hat ein unregelmäßig rechteckiges Layout. Dort findet sich auch das Mausoleum des Sultans Ahmad Sanjar und die Zitadelle von Sahhriyar-ark aus dem 11. Jahrhundert. Das Mausoleum von Muhammed ibn Zayd, das Viertel der Töpfer und andre Ruinen finden sich in den Vororten.[1]
Bei der Eroberung unter dem Mongolen Tolui Khan, Sohn des Dschingis Khan, im Jahre 1221 wurde die Stadt zerstört und die Bevölkerung fast vollständig ermordet. Nach Meinung einiger Historiker wurden im Zuge der Belagerung mehr als 1 Millionen Menschen getötet, mehrere Hunderttausend davon Flüchtlinge, die in die Stadt geflohen waren. Damit ist die Belagerung eine der blutigsten Eroberungen der Weltgeschichte. Davor war Merw ein wichtiges Zentrum der Shahs von Chorasan. Es erfolgte nur ein teilweiser Wiederaufbau, dessen Ruinen als Abdullah Khan-Kala, südlich von Sultan-Kala bekannt sind.
Merw wurde vom mongolisch-turkmenischen Eroberer Timur im Jahre 1380 erneut geplündert. 1505 besetzten die Usbeken die Stadt und fünf Jahre später wurde sie wieder von Persien erobert, die bis 1524 und dann erneut von 1601 bis 1747 dort herrschten. Der Ort verlor nun jede Bedeutung.
Gezwungen von den Persern mussten die Turkmenen im 19. Jahrhundert ihre Heimat verlassen und im östlichen Chorasan und Transoxanien (zusammen bekannt als Chorasan & Mawar al-Nahr), d. h. bei Merw, siedeln. Nach kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Persien und den Turkmenen kam die Stadt 1883 durch Komarow unter russische Herrschaft und wurde 1925 Teil der Sowjetrepublik Turkmenistan. 1991 erlangte Turkmenistan mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion seine Unabhängigkeit.
Ausgrabungen
Erste Untersuchungen der über 70 km2 verteilten Ruinen fanden 1880 statt. Intensivere archäologische Untersuchungen erfolgten durch die Expeditionen unter Evgen Michael Masson 1946-53.
Die nahegelegene Stadt Mary wurde bis 1930 ebenfalls Merw genannt.[2]
Literatur
- Institut Istorii Im. Š. Batyrova. [Red. kollegija: M. A. Annanepesov (otv. red.) …]; Merv v drevnej i srednevekovoj istorii tezisy dokladov naučnogo simpoziuma [Akademija Nauk Turkmenskoj SSR]; Ašchabad 1990 (Ylym); (In kyrill. Schr., russ., Geschichte 800 v. Chr.-500)
- Klaus Pander: Zentralasien; DuMont Kunst Reiseführer, Ostfildern; 6. Auflage – 2005. 384 S; ISBN 3770136802
- Edmund O'Donovan (1844-1883); The Merv oasis: travels and adventures east of the Caspian during the years 1879-80-81 including five months' residence among the Tekkés of Merv; London 1882 (Smith, Elder & Co.), 2 Bde.
- Puschnigg, Gabriele; Ceramics of the Merv oasis: recycling the city; Walnut Creek, Calif. 2006 (Left Coast Press); ISBN 978-1-59874-225-1; (Keramikfunde, Geschichte 224-651)
Einzelnachweise
- ↑ Great Soviet Encyclopedia, New York 1977, Vol. 16, S. 143
- ↑ Mayers Großes Universallexikon, Vol 9, S. 293
Weblinks
- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
- UCL Institute of Archaeology: Ancient Merv Project
37.66416666666762.184722222222Koordinaten: 37° 39′ 51″ N, 62° 11′ 5″ O
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