Massentourismus

Massentourismus
Massentourismus in der Stadt Mar del Plata an der argentinischen Atlantikküste
Touristen betrachten Elefanten in Sri Lanka
Massentourismus am Mont-Saint-Michel (Nordfrankreich)

Massentourismus nennt man das gehäufte Auftreten von Touristen an bestimmten Zielorten.

Inhaltsverzeichnis

Vorkommen

Am 17. Mai 1861 organisierte Thomas Cook erstmals eine Reise für englische Arbeiter per Bahn nach Loughborough, in der die Ausgaben für Verpflegung im Preis inbegriffen waren - der Beginn der Pauschalreisen, eines frühen Vorläufers des Massentourismus.[1]

Betroffen sind in besonderem Maße Badeorte, etwa an den europäischen und insbesondere spanischen Mittelmeerküsten, sowie den südamerikanischen Küsten, und Skigebiete, insbesondere in den Zentralalpen. Aber auch klassische Kulturreiseziele sind Orte des Massentourismus; Beispiele sind etwa Venedig oder der Eiffelturm. Besonders an den Badeorten entsteht Massentourismus vor allem durch Pauschalreisende, da die damit verbundene professionelle Organisation die Unterbringung großer Touristenzahlen auf engem Raum gegenüber dem Individualtourismus erleichtert.

Bettenburgen am Strand von Benidorm, Spanien

Der Mittelmeerraum ist die wichtigste Reisegegend der Welt. Es wird geschätzt, dass die Zahl der Urlauber in diesem Gebiet bis 2020 auf ca. 350 Millionen anwachsen wird.[2] Insgesamt gehen jährlich ca. 700 Millionen Menschen weltweit auf eine Auslandsreise.[3]

Wo Massentourismus aus verschiedenen Herkunftsländern aufeinander trifft, bildet sich oft ein Muster von Orten, die jeweils von einer Sprachgruppe dominiert werden, etwa auf Mallorca oder den Kanarischen Inseln. Solche Urlaubsorte werden umgangssprachlich auch abwertend als Bettenburgen bezeichnet.[4]

Auswirkungen

Massentourismus verschärft nicht nur quantitativ-proportional die allgemein mit dem Tourismus verbundenen negativen Auswirkungen, sondern bringt für das Gastland auch qualitativ neue Beeinträchtigungen mit sich, insbesondere in Form einer Verdrängung oder Überlagerung der autochthonen Kultur und einer Verschiebung der Bevölkerungsstruktur in den Tourismusgebieten. So verschob sich z.B. die Bevölkerungsstruktur von Mallorca dramatisch. Während die Insel vor 1960 ein Abwanderungsgebiet war, wurde sie danach zum Zuwanderungsgebiet. 1991 bestand die Bevölkerung Mallorcas zu 25% aus Einwanderern von außerhalb der Balearen und zu 4% aus Ausländern.[5]

In Großstädten wie z.B. Prag verdrängen die für die Tourismusinfrastruktur nötigen Hotels, Gaststätten usw. die Bürger, da viele Mietshäuser aufgekauft werden, um sie entsprechend umzubauen.[6]

Die Verdrängung der lokalen Kultur hängt insbesondere mit dem spezifischen Interessen- und Bedürfnisspektrum der Massentouristen zusammen, die reisesoziologisch häufig dem sog. Integrations-, Aktions- oder Harmoniemilieu zuzurechnen sind (vgl. hierzu Reisemotivation). Die Betreffenden sind primär weniger an der Kultur und Eigenart des Gastlands interessiert, sondern am Vorfinden von Zuhause vertrauter Strukturen. Dementsprechend bieten die Restaurants an Orten des Massentourismus verstärkt Speisen aus den Herkunftsländern der Gäste an; das Personal spricht deren Sprache; an den Kiosken sind fremdsprachige Zeitungen erhältlich. Bisweilen lassen sich sogar Ärzte, Anwälte und andere Dienstleister aus der Heimat der Touristen nieder. Auf die Spitze getrieben wird diese Entwicklung in so genannten Resorts, Ferienanlagen, in denen den Gästen oft eine geschlossene, vom Gastland separierte Parallelwelt geboten wird.

Um die negativen Auswirkungen des Massentourismus zu beschränken, hat die Welttourismusorganisation 1999 einen Globalen Ethik-Kodex für den Tourismus verabschiedet.[7]

Massentourismus in Literatur und Kunst

Ein eindrucksvolles Bild vom modernen Massentourismus zeichnet Gerhard Polt in seinem Film Man spricht deutsh aus dem Jahre 1988.

Andere Bedeutungen

Mitunter wird auch die seit den 1960er Jahren zu beobachtende quantitative Ausweitung des Tourismus überhaupt als "Massentourismus" bezeichnet. Einige sehen angesichts dieser Entwicklung die geballte Konzentration der Touristen als die einzig vernünftige Lösung.[8]

Siehe auch

Quellen

  1. Heute vor 147 Jahren... in Märkische Oderzeitung, Frankfurter Stadtbote 17./18. Mai 2008, S. 1
  2. http://www.3sat.de/3sat.php?http://www.3sat.de/nano/bstuecke/16486/index.html
  3. http://www.naanoo.com/artikel_3962.html
  4. http://www.dict.cc/?s=Bettenburg+
  5. http://satgeo.zum.de/satgeo/beispiele/mallorca/Auswirkungen_1.html
  6. http://www.wieninternational.at/de/node/4807
  7. http://www.tourism-watch.de/dt/17dt/17.ethikkodex/print.html
  8. Cora Stephan: Lob des Massentourismus. In: Voyage. Jahrbuch für Reise- & Tourismusforschung 1/1997

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