Matthäus an der Gassen

Matthäus an der Gassen

Matthäus an der Gassen (* um 1300 in Dorf Tirol; † 27. Oktober 1363 in Brixen) war von 1336 bis 1363 Fürstbischof des Bistums Brixen.

Hauptsiegel des Fürstbischofs Matthäus, Konzession und Originalsiegel im Staatsarchiv Bozen, Bischöfliches Archiv Brixen, Urkunde Nr. 1337

Er wird auch Matthäus Konzmann oder Matthäus Andergassen genannt.

Grabplatte von Bischof Matthäus am Brixner Dom

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Matthäus entstammt dem Geschlecht der Herren an der Gassen (Adelsgeschlecht), die Ministerialen der Grafen von Tirol waren und Ihren Ansitz in Dorf Tirol bei Meran hatten. Die Eltern von Matthäus waren Heinrich an der Gassen zu Tirol und dessen Gattin Diemut. Heinrich hatte sieben Kinder: Diemut (verh. mit Ageman von Montani), Heinrich (Richter zu Salern, verh. mit Sophie), Jakob von Tramin (Burgpfleger auf Salern), Dietrich (Richter und Burggraf auf Salern, Richter zu Niedervintl und Pfunders), Johann, Konzmann oder Chunzman (Stadtrichter zu Matrei, verh. mit Agnes), nach dessen Vornamen in der älteren Geschichtsschreibung Matthäus’ Nachname gebildet wurde und Mätthäus selbst. Seine Geschwister siegelten teilweise noch mit dem Siegel der Herren von Auer.

Werdegang

Karl IV., der böhmische König und spätere Kaiser des Heiligen Römischen Reichs bewirkte, dass das Brixner Domkapitel am 20. November 1336 Matthäus an der Gassen zum neuen Fürstbischof von Brixen wählte. Über diese Wahl ist uns ein Dokument erhalten, das erstmals über eine Brixner Bischofswahl berichtet. Karl IV., machte Matthäus zunächst zum Domherren von Brixen, Pfarrer von Imst und Kaplan seines jüngeren Bruders Johann Heinrich auf Schloss Tirol. Johann war seit 1330 mit Margarete, der Tochter und Erbin des Landesfürsten von Tirol (Heinrich von Kärnten 1265-1335) vermählt. Auf Verlangen Johanns und Karls wurde An der Gassen zum Bischof berufen. Am 23. November 1336 wurde Matthäus durch den Salzburger Erzbischof Friedrich III. von Leibnitz zum Bischof geweiht und blieb in diesem Amt bis zu seinem Tod. Matthäus an der Gassen wird als sehr flexibler und anpassungsfähiger Fürstbischof erwähnt.

Vertreibung von Johann Heinrich und der neue Tiroler Graf Ludwig

Nachdem Johann Heinrich (Luxemburg) 1341 aus Tirol vertrieben worden war und Ludwig IV. der Bayer (1314–1347) im Jahre 1342 Margarethe von Tirol veranlasst hatte, seinen Sohn Ludwig V. zu heiraten, verhängte Papst Klemens IV. (1342–1352) über das Paar die Exkommunikation und über das Land Tirol das Interdikt. Als es anschließend zwischen den Luxemburgern und Wittelsbachern zum Kriege kam, übte Fürstbischof Matthäus kluge Zurückhaltung. Schließlich musste er sich aber, wenn er nicht wie der damalige Fürstbischof von Trient Nikolaus von Brünn (1338–1347) verjagt werden wollte, mit dem gebannten Landesfürsten Ludwig verbinden. Am 17. Dezember 1350 wurde Matthäus zum Kardinal berufen. Diese Berufung nimmt er jedoch nicht an. 1353 wurde ein Friedensvertrag zwischen Ludwig V. und Brixen geschlossen, das Fürstentum Brixen war nun formal Teil der Grafschaft Tirol.

Das Auftreten der Habsburger

Albrecht II. (1338-1358) vermittelte noch kurz vor seinem Tode die Aussöhnung Ludwigs und Margarethes mit der Kirche. Im Jahre 1359 wurde auch das Interdikt über das Land Tirol aufgehoben. Nachdem nun Margarethe, deren Gemahl 1361 und deren Sohn 1363 starben, Tirol aus Dankbarkeit für die erwiesenen Dienste im gleichen Jahre dem Habsburger Rudolf IV. (1358-1365) übertragen hatte, stellte sich auch Fürstbischof Matthäus auf die Seite der Habsburger und belehnte Rudolf IV. mit den bischöflichen Grafschaften. Als sich 1363 die Regentin Margarete von Tirol dem Habsburger Rudolf IV. anschloss, wechselte auch Bischof Matthäus von der Partei der Wittelsbacher zu den Habsburgern.

Weiteres Leben und Tod

Matthäus, dem es gelang, im Gericht Thurn an der Gader mehrere Güter zu erlangen, erwarb auch Burg Gernstein bei Latzfons oberhalb Klausen samt Gericht. Mit Jakob von Avoscano stritt Matthäus 1350 wegen der Burg Andraz. Fürstbischof Matthäus an der Gassen von Tirol, der einen Schuldenberg von 4000 Gulden hinterließ und wegen Säumnis in der Abgabe päpstlicher Steuergelder sogar mit Zensuren bedroht wurde, starb am 27. Oktober 1363. Matthäus ist im Brixner Dom begraben, sein Epitaph befindet sich an der Außennordseite des Querarms des Doms, am alten Friedhof in Brixen. Der Grabstein ist zerstückelt.

Literatur

  • Burglehener, Mathias: Tiroler Adler, 1610-1639
  • Brandis, Franz Adam Graf: Des Tirolischen Immergrünendes Ehren-Kräntzel, Botzen 1678
  • Sparber, Anselm: Die Brixner Fürstbischöfe im Mittelalter Bozen, 1968
  • Weingartner, Josef, Hörmann-Weingartner Magdalena: Die Burgen Tirols, Ein Burgenführer durch Nord-, Ost- und Südtirol, 3. Aufl., Innsbruck (u.a.) 1981
  • Gelmi, Josef: Die Brixner Bischöfe in der Geschichte Tirols, Bozen 1984
  • Ausst. Kat: Eines Fürsten Traum, Dorf Tirol 1995
  • Südtiroler Burgeninstitut (Hrsg.): Südtiroler Burgenkarte, mit Burgenführer und Detailkarten, Bozen 1995
  • Wilhelm Baum: Matthäus an der Gassen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 16, Duncker & Humblot, Berlin 1990, S. 392 (Onlinefassung).

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Albert von Enn Bischof von Brixen
1336-1363
Lamprecht von Brunn

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