Melibocus

Melibocus
Melibokus
Melibokus - Blick vom Schloss Auerbach

Melibokus - Blick vom Schloss Auerbach

Höhe 517,4 m
Lage Hessen, Deutschland
Gebirge Odenwald
Geographische Lage 49° 43′ 30″ N, 8° 38′ 13″ O49.7258.6369444444445517.40Koordinaten: 49° 43′ 30″ N, 8° 38′ 13″ O
Melibokus (Hessen)
DEC
Melibokus

Der Melibokus (bzw. Melibocus; auch Malschen oder Malchen und früher Spitzberg genannt) ist ein 517,4 m hoher Berg im Odenwald bei Zwingenberg in Hessen. Malschen leitet sich von dem althochdeutschen Wort für "steil" ab. Melibokus entspringt einer spekulativen Übersetzungsaktion nach der zeitweiligen Besitzung durch die Grafen von Burg Katzenelnbogen.[1] Fälschlicherweise sah man eine in den Schriften des Ptolemäus erwähnte Bezeichnung für den Harz als Namen des Berges im Odenwald an und ersetzte Malschen durch Melibocus oder Melibokus. Als man den Irrtum bemerkte, hatte sich der neue Name bereits eingebürgert.[2]

Er stellt den höchsten Berg an der südhessischen Bergstraße dar.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Berg befindet sich am Westrand des Odenwalds oberhalb der Bergstraße zwischen Darmstadt im Norden und Heidelberg im Süden unmittelbar östlich von Zwingenberg genau auf der Grenze zwischen Bensheim (Ortsteil Auerbach) und Alsbach-Hähnlein. Er erhebt sich weithin sichtbar über die Oberrheinische Tiefebene.

Auf seinen nördlichen Ausläufern steht das Alsbacher Schloss, südlich des Bergs auf dem Auerberg (339,7 m) das Auerbacher Schloss.

Auf dem Berggipfel stehen ein ehem. militärisch genutzter Richtfunkmast und ein Aussichtsturm. Der Fahrweg zum Gipfel ist durchgängig asphaltiert und dient vielen Radsportlern als Herausforderung (8,2 % mittlere Steigung auf 4,8 km Länge).

Ab dem Parkplatz zwischen Melibokus und Auerberg ist die Straße für Kraftfahrzeuge gesperrt, die letzte Wegstrecke zum Gipfel muss aus eigener Kraft zurückgelegt werden.

Gipfelbereich

Karte von Bensheim mit dem nordöstlich von Auerbach gelegenen Melibokus

Navigations- und Kommunikationsanlagen

Der alte Melibokusturm wurde 1772 von Landgraf Ludwig IX. von Hessen-Darmstadt als Aussichtsturm erbaut und vor seiner Zerstörung 1945 als Flugsicherungspunkt genutzt. Auf einer Nachtflugstreckenkarte von 1936 liegt dieser als „Flugstreckenfeuer“ gekennzeichnete Punkt auf der Flugstrecke Frankfurt–Darmstadt–Stuttgart. In der Kartenbeschreibung werden seine Koordinaten mit 49° 43′ 33″ N, 8° 38′ 14″ O49.7258333333338.63722222222227 (Kreis Bensheim, Provinz Starkenburg) angegeben. Das „Feuer“ war ein elektrisch betriebener Drehscheinwerfer (ähnlich einem Seefahrtleuchtturm), dessen Blinklicht nach 3,8 Sekunden Pause für 0,2 s sichtbar war. Er wurde gewartet von der Signaldienst GmbH, einem Vorläufer der heutigen Deutschen Flugsicherung DFS GmbH. Das Turmlicht befand sich auf 28,4 m Höhe über dem Berggipfel; es konnte etwa 65 km weit gesichtet werden. Beim Einrücken der Alliierten 1945 wurde der Turm von zwei 18-Jährigen gesprengt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden aus vielen sichtbaren Leuchtfeuern „Funkfeuer“, die also ihre Informationen per hochfrequenter Welle Tag und Nacht abstrahlen. Die Aufgabe des Funkfeuers entfiel durch die Satelliten-Navigation, heute ist wieder ein Blinklicht als reiner Kollisionsschutz nachts in Betrieb. Auf dem Gipfel des Melibokus befand sich nach dem Krieg noch eine Radio-Relais-Station (X-Ray Sierra und X-Ray Uniform) der United States Army mit der Bezeichnung Rover / Site 4 und 6, mit dazu gehörigen Beton- bzw. Sendemast, später umgewandelt in eine Richtfunkstation, der von einer Kasernenanlage umgeben und eingezäunt war. Nach Umstellung auf automatischen Betrieb (ohne dauernd anwesendes Personal), wurden nach dem Abzug vieler US-Einheiten ab 1990 die Antennen und sonstigen funktechnischen Anlagen bis 2007, die Unterkünfte bis 2008 komplett entfernt. Übrig blieb der hohe Betonturm, der heute als Sendemast für lokale Internetanbieter dient.

Aussichtsturm

Als Ersatz für den in den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges durch die Wehrmacht zerstörten hölzernen Aussichtsturm wurde 1966 auf dem Melibokus von den Anlieger-Gemeinden Bensheim, Jugenheim und Zwingenberg ein neuer, 22 m hoher Aussichtsturm aus Beton mit Gaststube im Sockelgebäude errichtet. Turm und Gaststätte sind samstags, sonntags und an Feiertagen ab 11 Uhr geöffnet.[3] Vom Turm ist der Blick frei über das Alsbacher Schloss, den Rheingraben und Rheinhessen bis zu Donnersberg, Soonwald, Hunsrück und Taunus. Im Südwesten sind der Pfälzerwald und bei guter Sicht die Vogesen zu sehen.

Felswand/Steinbruch

Knapp unterhalb dieses Turms, Richtung Nordwest, befindet sich im Wald eine Felswand/Steinbruch, die der sichtbare Teil des vulkanischen Kerns des Melibokus ist. Informationen zur Geologie befinden sich in den Artikeln Oberrheinische Tiefebene und Odenwald.

Hängegleiter

Eine Rampe auf der Spitze der Felswand dient erfahrenen Hängegleiter-Piloten (Drachenfliegern) als Startplatz. Die Felswand ist auch ein schöner Aussichtspunkt.

Weblinks

Quellen

  1. www.heinrich-tischner.de
  2. Andreas Stieglitz: Wandern im Odenwald und an der Bergstraße, 2007
  3. www.bensheim.de

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