- Meno Hanneken
-
Menno Hanneken (auch: Meno) (* 1. März 1595 in Blexen; † 17. Februar 1671 in Lübeck) war ein deutscher lutherischer Theologe und Superintendent der Stadt Lübeck.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Als Sohn des Gerhard Hanneken geboren, ging Menno nach einer Schulbildung in Bremen und Stade 1617 an die Universität Gießen. 1619 nimmt er eine Stelle als Konrektor beim Grafen Anton Günther in Oldenburg an, begibt sich dann als Magister am 1. Juni 1622 nach Wittenberg, wo er sich dem orthodox-lutherischen Theologen Nikolaus Hunnius anschloss. Dieser sollte später sein Amtsvorgänger als Superintendent in Lübeck werden. Im Anschluss an sein Wittenberger Studium unternahm er den Sitten der damaligen Zeit entsprechend eine Studienreise nach Leipzig, Altdorf, Tübingen, Basel und Staßfurt. 1626 wurde er Professor der philosophischen Moral, tauschte diese jedoch schon ein Jahr später gegen die Professur für Theologie und Hebräisch in Marburg.
Im Oktober 1646 ernannte der Rat der Hansestadt Lübeck ihn zum Superintendenten, womit eine Predigtstelle an der Marienkirche verbunden war. In diesem Amt vertrat er konsequent den Standpunkt der lutherischen Orthodoxie, wozu die Verteidigung der konfessionellen Geschlossenheit der Stadt gegen alle Formen des mystischen Spiritualismus gehörte. So untersagte er früh-pietistische Erbauungsstunden und verbot dem Prediger Jakob Taube nach einem dogmatischen Verhör jede Versammlungstätigkeit. 1664 wirkte er auf den Rat ein, aus Polen geflüchteten Sozinianern kein Asyl zu gewähren.
Während der Unruhen des Jahres 1664 zwischen Bürgerschaft und Rat nahm Hanneken eine vermittelnde Position ein. In einer Denkschrift schlug er dem Bürgermeister Gotthard von Höveln die Einsetzung einer gemischten Kommission vor, die die Korruptionsvorwürfe gegen Ratsfamilien untersuchen sollte. Auch wenn der Rat diesen Vorschlag nicht annahm, so führten Hannekens Bemühungen doch ganz entscheidend mit dazu, dass 1665 der Kassarezess zustande kam und mit ihm eine neue Grundlage für die städtischen Finanzen. Ihm folgte 1669 mit dem Bürgerezess eine neue verfassungsrechtliche Grundlage für eine größere Beteiligung der Bürgerschaft an der Gesetzgebung der Stadt.
Zur Begräbnisfeier Hannekens 1671 schuf Dietrich Buxtehude einen doppelten Kontrapunkt-Satz des Luther-Chorals Mit Fried und Freud ich fahr dahin (1674 wiederverwendet und veröffentlicht als Teil 1 von Fried- und Freudenreiche Hinfahrt, BuxWV 76).
Familie
In Marburg heiratete er Justina Eleonora Mentzer (* 11. Mai 1612, † 30. Januar 1669), eine Tochter Balthasar Mentzer des Älteren, dem er auch die Leichenrede hielt. Der älteste Sohn Philipp Ludwig Hanneken (1637-1706) wurde Superintendent in Gießen, das er nach heftigem Streit 1693 verließ, um als Professor der Theologie und Superintendent nach Wittenberg zu gehen. Ein anderer Sohn, Nikolaus (1639-1708), studierte Medizin und wurde 1677 zum Stadtphysikus in Lübeck ernannt. Der dritte Sohn, Balthasar Gerhard Hanneken (1641-1706), wurde Archidiakonus an der Lübecker Marienkirche, wo er 1690 für August Hermann Francke eintrat, aber 1692 die Ausweisung der Pietistin Adelheid Schwartz betrieb. Ein weiterer Sohn Menno Hanneken (* 1646) starb schon zwei Jahre nach seinem Vater 1673. Für ihn hatte Buxtehude 1670 den Kanon Divertisons nous komponiert (BuxWV 124). Die Tochter Theta Katharina Hanneken ( † 10. Februar 1688 in Lübeck) heiratete den Pastor von Kiverder/Vierlanden Magister Jacob Müller (* 1621; † 8. März 1676 in Kirchverder)(Roht Lpred. R 5173)
Werke
(für eine vollständige Übersicht vgl. das Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts)
- Examen Manualis Catholici Martini Becani Iesuitae. Marburg 1637, 1643
- Leichenrede auf Balthasar Mentzer (1627), in: Henning Witte: Memoriae theologorum nostri saeculi clarissimorum renovatae decas prima (- sexta). Digitalisat
- Grammatica Hebraea Cum Tabulis Synopticis. Lübeck 1660
- Christliche Probe Der Neuen Schwärmerey/ Von Eintzeln Zusammen-Künfften Etlicher Manns- und Weibs-Personen/ Die Thomas Tanto Lubecens. in einer gedruckten Chartec zuverthädigen sich unterstanden; : Nebst Entdeckung Der Lügen und Lästerungen/ So Jac. Taube von Isselburg in seiner Relation außgegossen. - Lübeck 1669, wieder aufgelegt 1692
Literatur
- Gedenkschrift: Carmina Lugubria quibus Obitum D. Menonis Hannekenii, Dnn. Doctores Professores, collegae aliiq[ue] variis in locis Amici & Fautores Prosequi voluerunt. Lübeck [1673]
- Wolf-Dieter Hauschild: Kirchengeschichte Lübecks. Christentum und Bürgertum in neun Jahrhunderten. Lübeck 1981, S. 311-313
- Markus Matthias: Art. Hanneken, Meno. In: RGG, 4. Aufl., Bd. 3 (2000), Sp. 1435.
Weblinks
- Druckschriften von und über Menno Hanneken im VD 17
- Menno Hanneken. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 10, Duncker & Humblot, Leipzig 1879, S. 521.
- Eintrag in Zedlers Universallexikon, Band 12, Blatt 251.
- Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste, Bd. 2, Teil 2, S. 171
Vorgänger
Superintendent der Lübecker Kirche
1646–1671Nachfolger
Personendaten NAME Hanneken, Menno ALTERNATIVNAMEN Hanneken, Meno KURZBESCHREIBUNG evangelischer Superintendent von Lübeck GEBURTSDATUM 1. März 1595 GEBURTSORT Blexen STERBEDATUM 17. Februar 1671 STERBEORT Lübeck
Wikimedia Foundation.