- Michael Guttenbrunner
-
Michael Guttenbrunner (* 7. September 1919 in Althofen, Österreich; † 12. Mai 2004 in Wien) war ein österreichischer Dichter und Schriftsteller. Er starb im Wilhelminenspital.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Guttenbrunner, als Sohn eines Pferdeknechts geboren, arbeitete in seinen jungen Jahren ebenfalls als Knecht, bevor er 1937 in die „Grafische Lehr- und Versuchsanstalt“ Wiens eintrat. Zur Zeit der Herrschaft der Nationalsozialisten wurde er wegen seiner Weigerung, das Horst-Wessel-Lied zu singen, der Schule verwiesen. Zwei weitere Male wurde er wegen „illegaler Betätigung für die verbotenen Sozialdemokraten“ verhaftet und stand dreimal vor dem Kriegsgericht, unter anderem weil er einen Nazioffizier zusammengeschlagen hatte, wobei er, wie es heißt, vor diesem Tribunal nur knapp der Hinrichtung entging. Dass 1944 eine Todesstrafe - die schließlich in Frontbewährung umgewandelt wurde - gegen ihn verhängt wurde, ist historisch umstritten und gehört nach neueren Erkenntnissen des österreichischen Magazins "Profil" in den Bereich der Legendenbildung. [1]
Ungeachtet dessen steht aber fest, dass Guttenbrunner zeitlebens eine antifaschistische Haltung und eine ausgeprägte Aversion gegen Autoritäten hegte.[2] Beides kommt in seinen literarisches Werken nachhaltig zum Ausdruck. Nach dem Krieg war er keiner, der die Schrecken des Krieges vergessen wollte, so wie das in Österreich gerne getan wurde, sondern er erinnerte daran und wurde dadurch in der Öffentlichkeit unbeliebt und umstritten, obwohl er nur dafür eintrat, Nazi-Verbrecher nicht mit der hierzulande gerne geübten Nachsicht zu behandeln. [3]
Michael Guttenbrunner publizierte seit 1947 Lyrik und Prosa. Neben der lyrischen Produktion stellt das komplexe Prosa-Werk "Im Machtgehege", dessen erster Band 1976 erschien und das ab 1994 bis zu seinem Tod auf 8 Bände anwachsen sollte, den zentralen Arbeitsschwerpunkt des Autors dar. In seiner präzisen Arbeit am Text erscheint "Im Machtgehege" geschult an Karl Kraus. Guttenbrunner arrivierte mit diesem fein verästelten und viele Bezüge verarbeitenden Werk zu einem bedeutenden literarischen Chronisten der Zeitgeschichte.
Seit dem Jahr 1994 wurde das literarische Werk Michael Guttenbrunners vom Aachener Rimbaud Verlag gepflegt und betreut. Die dort erschienene Werkausgabe umfasst inzwischen 18 Bände.
Seinen letzten Text verfasste Guttenbrunner 84-jährig für die Kärntner Kulturzeitschrift „DIE BRUECKE“. Sein schriftstellerischer Nachlass ging an das Robert-Musil-Institut für Literaturforschung der Universität Klagenfurt, dessen Ehrendoktorat Guttenbrunner seit 1994 innehatte.
Familie
Er war mit Maria „Winnetou“ Guttenbrunner, Tochter von Alice Herdan-Zuckmayer und Carl Zuckmayer, verheiratet.
Auszeichnungen
- 1954 Georg-Trakl-Preis für Lyrik und Übersetzung
- 1966 Österreichischer Staatspreis für Literatur
- 1981 Literaturpreis der Stadt Wien
- 1987 Kulturpreisträger des Landes Kärnten
- 1994 Ehrendoktorat der Universität Klagenfurt
- 1994 Österreichisches Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- 1994 Große Goldenes Ehrenzeichen des Landes Kärnten
- 1995 Goldenes Ehrenzeichen der Stadt Wien
- 2004 Theodor-Kramer-Literaturpreis für Schreiben im Widerstand und im Exil
Der alle zwei Jahre verliehene und hochdotierte Preis des P.E.N.-Clubs Liechtenstein, den Guttenbrunner am Sonntag, dem 16. Mai 2004 hätte entgegennehmen sollen, wurde ihm postum auf der in Schaan in Liechtenstein stattfindenden Feier verliehen.
Werke
Prosa
- Im Machtgehege I. (1976) 2005. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-846-2
- Im Machtgehege II. 1994. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-898-1
- Im Machtgehege III. 1997. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-866-0
- Im Machtgehege IV. 1999. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-787-8
- Im Machtgehege V. 2001. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-777-9
- Im Machtgehege VI. 2002. Aachen: Rimbaud VerlagISBN 978-3-89086-718-2
- Im Machtgehege VII. 2003. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-693-2
- Im Machtgehege VIII. 2004. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-671-0
- Aus dem Machtgehege. 2001.Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-732-8
- Spuren und Überbleibsel. 2001. Aachen: Rimbaud VerlagISBN 978-3-89086-725-0
Lyrik
- Politische Gedichte, Wien, Ephelant, 2001. ISBN 3-900766-15-0
- Schwarze Ruten. (1947) 2004. Neuauflage: Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-769-4
- Opferholz (1954) 2009. Neuauflage: Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-674-1
- Ungereimte Gedichte. (1959) 2002. Neuauflage: Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-746-5
- Die lange Zeit (1965) 2008. Neuauflage: Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-673-4
- Der Abstieg. (1975) 2005. Neuauflage: Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-847-9
- Lichtvergeudung. (1995) 2000. Neuauflage: Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-804-2
Literatur
- Christian Teissl: Wege ins Ungereimte. Zur Lyrik Michael Guttenbrunners. 2005. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-630-7
- Bernhard Albers (Hrsg.): Jahrgang 1919. Michael Guttenbrunner, Hans Bender, Horst Krüger. 2009. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-509-6
- Bernhard Albers: Dichtung und Wahrheit. Versuch über Michael Guttenbrunner (= Jahrgang 1919, Bd.2). 2010. Aachen: Rimbaud Verlag ISBN 978-3-89086-497-6
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ vgl. "Profil" vom 31. August 2009
- ↑ Bernhard Albers: Dichtung und Wahrheit, Aachen 2010, S. 9 ff.
- ↑ Christian Teissl: Wege ins Ungereimte, Aachen 2005, S. 25 ff.
Kategorien:- Autor
- Literatur (20. Jahrhundert)
- Literatur (Deutsch)
- Literatur (Österreich)
- Lyrik
- Träger des österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst I. Klasse
- Träger des Goldenen Ehrenzeichens für Verdienste um das Land Wien
- Träger des Großen Goldenen Ehrenzeichens des Landes Kärnten
- Person (Kärnten)
- Österreicher
- Geboren 1919
- Gestorben 2004
- Mann
Wikimedia Foundation.