Mihkel Martna

Mihkel Martna

Mihkel Martna (* 5. Septemberjul./ 17. September 1860greg. in Paimpere, damals Gemeinde Veltsa, heute Landgemeinde Koonga, Kreis Pärnu, Estland; † 23. Mai 1934 in Tallinn) war ein estnischer Politiker und Journalist. Er war einer der Begründer der estnischen Sozialdemokratie.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Politik

Mihkel Martna erlernte nach der Schulausbildung das Malerhandwerk in Tallinn. In den 1880er Jahren kam er mit marxistischen und sozialistischen Ideen in Berührung, die er als einer der ersten Esten aktiv aufgriff. Er arbeitete eng mit estnischen Zeitungen wie Postimees und Sakala zusammen und warb auch für die nationale estnische Bewegung. 1903 gründete Martna gemeinsam mit dem Sozialisten Peeter Speek in Tartu die linksgerichtete Zeitung Uudised. Um diesen Kreis gruppierte sich die erste sozialdemokratische Organisation in Estland.

Mihkel Martna nahm an der Russischen Revolution von 1905 teil. Von den zaristischen Behörden verfolgt lebte er von 1906 bis 1917 im Exil, unter anderem in der Schweiz, in Deutschland[1] und in Finnland.

Martna gründete 1907 mit anderen estnischen Sozialisten wie August Rei und Karl Ast die Estnische Sozialdemokratische Arbeiterpartei (estnisch Eesti Sotsiaaldemokratlik Tööliste Partei) als Abspaltung der russischen Sozialisten und war führendes Mitglied des linken Flügels. Martna wurde auch als führender Theoretiker der Partei bekannt.

Er war noch vor Ausrufung der estnischen Unabhängigkeit am 24. Februar 1918 Mitglied des Provisorischen Landrats des Gouvernements Estland, dann Mitglied der Verfassungsgebenden Versammlung der Republik Estland (Asutav Kogu) und fünf Legislaturperioden lang Abgeordneter des estnischen Parlaments (Riigikogu). An der estnischen Politik der Zwischenkriegszeit hatte Martna erheblichen Anteil. 1919 war Martna erster offizieller diplomatischer Vertreter der Republik Estland für Deutschland.[2] Im selben Jahr erreichte er die Anerkennung der estnischen Souveränität durch die Zweite Internationale. Von 1929 bis 1934 bekleidete Martna das Amt des stellvertretenden estnischen Parlamentspräsidenten. 1930 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Tartu verliehen.

Mihkel Martna liegt heute auf dem Waldfriedhof von Tallinn begraben.[3]

Nachwirken

Im Jahr 2001 wurde die Mihkel-Martna-Stiftung (Mihkel Martna Fond) ins Leben gerufen. Neben der Beschäftigung mit dem politischen und theoretischen Nachlass Martnas ist die Stiftung darum bemüht, zur Verbreitung linker sozialdemokratischer Werte und Ideen beizutragen.

Werke (Auswahl)

  • C. R. Jakobson (1903)
  • Punased aastad Eestis (1907, unter dem Pseudonym M. Jürisson)
  • Külast (1914)
  • 8-tunniline tööpäev (1924)
  • Mälestused iseseisvuse võistluspäevil (Erinnerungen, zwei Bände: 1927 und 1930)
  • Tallinna sündmusi 1905 ja 1906 (1930)

Sekundärliteratur

Olaf Kuuli: Mihkel Martna. Eesti vasakpoolse sotsiaaldemokraatia teerajaja / Mihkel Martna. Wegbereiter der Sozialdemokratie in Estland. Tallinn 2007

Einzelnachweise

  1. Eesti Elulood. Tallinn: Eesti Entsüklopeediakirjastus 2000 (= Eesti Entsüklopeedia 14) ISBN 9985-70-064-3, S. 280
  2. http://www.estemb.de/static/files/014/dipsuhete_algus.pdf
  3. http://register.muinas.ee/pdetail01.asp?mo_id=1165

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Mihkel Martna — (17 September 1860 Veltsa parish, Paimpere – 23 May 1934 Tallinn) was an Estonian politician and journalist. Martna was born in Läänemaa county and studied in a local village school. Thereafter, he worked as country labourer before going to… …   Wikipedia

  • Mihkel — Gender Male Language(s) Estonian Origin Region of origin Estonia Other names Relat …   Wikipedia

  • Mihkel — ist die estnische Form des männlichen Vornamens Michael.[1][2] Eine estnische Kurzform des Namens ist Mikk. Inhaltsverzeichnis 1 Bekannte Namensträger 1.1 Vorname …   Deutsch Wikipedia

  • Estnische Kommunistische Partei — Die Kommunistische Partei Estlands (estnisch Eestimaa Kommunistlik Partei) war von 1920 bis 1992 die führende kommunistische Partei in Estland. Während der sowjetischen Besetzung Estlands fungierte sie als estnische Unterorganisation der KPdSU.… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Mars–Marz — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der estnischen Botschafter in Deutschland — Wappenschild an den estnischen Botschaften im Ausland Die Estnische Botschaft in Berlin (offiziell Botschaft der Republik Estland, estnisch Eesti Vabariigi Suursaatkond) ist die diplomatische Vertretung Estlands in Deutschland. Das… …   Deutsch Wikipedia

  • Estonian Social Democratic Workers' Party — The Estonian Social Democratic Workers Party (est. 1917) was a political party in Estonia. This party, founded on the platforms of patriotism, Estonian independence, and social justice, wrote the first Estonian constitution.Estonian Social… …   Wikipedia

  • Estnische Botschaft in Berlin — Estnische Botschaft in der Hildebrandstraße Die Estnische Botschaft in Berlin (offiziell Botschaft der Republik Estland, estnisch Eesti Vabariigi Suursaatkond) ist die diplomatische Vertretung Estlands in Deutschland. Das Botschaftsgebäude… …   Deutsch Wikipedia

  • Kommunistische Partei Estlands — Die Kommunistische Partei Estlands (estnisch Eestimaa Kommunistlik Partei) war von 1920 bis 1992 die führende kommunistische Partei in Estland. Während der sowjetischen Besetzung Estlands fungierte sie als estnische Unterorganisation der KPdSU.… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”