3-Phasen-Modell von Lewin

3-Phasen-Modell von Lewin
resistance to change nach Lewin

Das 3-Phasen-Modell (auch engl. resistance to change genannt) von Kurt Lewin[1] ist ein einfaches Modell für soziale Veränderungen in einer Gesellschaft.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Lewins 3-Phasen-Modell muss vor dem Hintergrund seiner Studien „zur Lösung sozialer Konflikte“ gesehen werden. Nach seiner Emigration in die USA untersuchte er die Frage, wie die Kultur in Deutschland nach Kriegsende in Richtung Demokratie verändert werden könnte. Im Artikel „The Special Case of Germany“ von 1943 befasste er sich mit dem kulturellen Veränderungsprozess bei Individuen und Nationen (Cultural Changes of Individuals and Nations), der sogenannten Umerziehung (Reeducation), die nach Kriegsende von der amerikanischen Militärverwaltung in Deutschland durchgeführt wurde. Nach Lewins Meinung müssen die Leute manchmal eher gezwungen werden, damit sie sehen würden, was mit demokratischer Verantwortung gegenüber der Gruppe als Ganzes gemeint sei.[2]

Lewin bevorzugte den Veränderungsprozess in der Gruppe, weil er wegen der Gruppendynamik effizienter verlief. Das schrittweise Vorgehen sollte als ein gradweiser Wandel von feindlicher Haltung zu freundlicher Haltung dem neuen System als Ganzem gegenüber verlaufen. Er legte großen Wert auf die Schaffung einer Atmosphäre der Freiheit und der Spontanität als Teil des Umerziehungsvorganges. Für ihn war es unlogisch zu erwarten, dass ein Mensch den Wandel von selber vollziehen würde. Denn eine Umerziehung versuche das System der Werte und Ansichten des Einzelnen oder einer Gruppe so zu verändern, dass es wieder mit der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit oder mit der Wirklichkeit übereinstimme. Seinen Kritikern, die seinem Verfahren Täuschung und Nebelschleier vorwarfen, entgegnete er, sie würden eine Methode der Gewaltanwendung für ehrenhafter und redlicher halten.[3]

Phasen

Veränderungen in gesellschaftlichen Gruppen erfolgen nach diesem Modell in drei Phasen:

  1. Auftauen (englisch Unfreezing)
    Unter Auftauen versteht Lewin das Vorbereiten einer Veränderung. In dieser Phase werden Pläne mitgeteilt, die von der Änderung Betroffenen werden in die Diskussion einbezogen, Unterstützung wird entwickelt und es wird ganz allgemein Zeit eingeräumt, sich auf die Veränderung vorzubereiten. Vorbereitende Analysen, beispielsweise eine Kraftfeldanalyse[4], werden durchgeführt, und die gesellschaftlichen Systeme werden „weich“ und veränderbar.
  2. Bewegen (englisch Changing)
    In der zweiten Phase wird die Änderung durchgeführt. Die Einführung wird durch direktes Eingreifen der Verantwortlichen und durch Training verstärkt und der Prozess überwacht.
  3. Einfrieren (englisch Refreezing)
    Die letzte Phase dient dem „Umgewöhnen“ der Gruppe. Der neue Prozess muss sich vollständig einpassen und ganz natürlich „dazugehören“. Dies wird sichergestellt, indem auch über die Einführungsphase hinaus weiterhin überwacht wird, ob der Prozess funktioniert und aufrechterhalten wird.

Verbreitung

Edgar Schein vom MIT hat Beeinflussungsprozesse bei verschiedenen Gruppen untersucht. Er untersuchte Kriegsgefangene im Koreakrieg, die Sozialisierung von MBAs für ihre Arbeitnehmer, Unternehmer und Direktoren während der Änderung von Unternehmenskulturen, Berater während sie Organisationen geholfen haben und gruppendynamische Prozesse von Berufs- und Kulturorganisationen bei ihren Mitgliedern. Dabei fand er in der Veränderungsdynamik ähnliche Muster wie sie im obigen Modell von Lewin dargestellt werden.[5][6]

Quellen

  1. Kurt Lewin (1947): Frontiers in group dynamics, Human Relations, 1, 5-41
  2. Kurt Lewin, Resolving Social Conflicts, 1948, S. 44.
  3. Kurt Lewin, Die Lösung sozialer Konflikte, Christian-Verlag Bad Nauheim, S. 105.
  4. W.C. Miller (1987): The Creative Edge: Fostering Innovation Where You Work, Reading, MA, Addison-Wesley, p. 73
  5. Edgar H. Schein, Coercive Persuasion: A socio-psychological analysis of the „brainwashing“ of American civilian prisoners by the Chinese Communists (1961), W. W. Norton (publishers)
  6. Edgar H. Schein, Brainwashing and Totalitarianization in Modern Society (1959)

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