- Moritz Wiggers
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Moritz Wiggers (* 17. Oktober 1816 in Rostock; † 30. Juli 1894 ebenda; vollständiger Name: Moritz Carl Georg Wiggers) war ein deutscher Jurist und Politiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Moritz Wiggers war jüngerer Sohn des Theologen, Hochschullehrers und Rektors der Universität Rostock, Gustav Friedrich Wiggers. Wiggers studierte an den Universitäten in Heidelberg und Göttingen Jura und Politik. An der Universität Rostock schloss Wiggers sich den Corps Vandalia (1836) und Hanseatia (1837) und in Heidelberg dem Corps Guestphalia (1837) an.[1] Nach erfolgreichem Abschluss konnte er sich 1843 in seiner Heimatstadt als Rechtsanwalt und Notar niederlassen.
Seit seinem Studium politisch interessiert und engagiert, wurde er bald eines der führenden Mitglieder des Demokratischen Preßvereins seiner Geburtsstadt. Die politischen Veränderungen von 1848 brachten es mit sich, dass Wiggers am 3. November 1848[2] zum Präsidenten der mecklenburgischen Konstituierenden Abgeordnetenversammlung gewählt wurde, dem ersten demokratisch gewählten Parlament in der Geschichte des Landes, mit welchem der Landesteil Mecklenburg-Schwerin kurzzeitig den Schritt zu einem modernen Verfassungsstaat vollzog.
Als der Revolutionär Carl Schurz in der Nacht zum 7. November 1850 in einer Aufsehen erregenden Aktion den Theologen Gottfried Kinkel aus dem Gefängnis in Spandau bei Berlin befreite und beide mit Unterstützung der mecklenburgischen Demokraten durch Mecklenburg bis nach Rostock-Warnemünde und weiter nach England flohen, gehörte Wiggers zu den maßgeblichen Fluchthelfern. Er wurde deswegen später als Mittäter angeklagt, aber von allen Vorwürfen freigesprochen.
Wiggers, der damit endgültig auf der schwarzen Liste der Reaktion stand, wurde 1853 zusammen mit seinem Bruder Julius in den Rostocker Hochverratsprozess verwickelt. Wegen dieser Vorwürfe saß Wiggers zwischen 1. Mai 1853 und 9. Januar 1857 im Gefängnis (Bützow) in Untersuchungshaft. Der Prozess endete mit einer Verurteilung zu drei Jahren Haft, welche er in der Landesstrafanstalt Dreibergen abzusitzen hatte. Auf großherzoglichen Befehl wurde Wiggers mit Wirkung vom 24. Oktober 1857 begnadigt, aber ihm die Rückkehr in seinen Beruf auf Lebenszeit verwehrt.
Wiggers ließ sich wie sein Bruder Julius in Rostock als Schriftsteller nieder. In dieser Zeit war er auch an der Gründung des Zentralvereins für Hebung der deutschen Fluß- und Kanalschiffahrt beteiligt. Der Deutsche Nationalverein fand in Wiggers einen eifrigen Mitarbeiter und Berater.
Im Reichstag des Norddeutschen Bundes und später von 1871 bis 1881 im Reichstag des deutschen Kaiserreichs vertrat Wiggers die Interessen der Deutschen Fortschrittspartei.
Werke (Auswahl)
- [Mit Julius Wiggers:] Geschichte der drei Mecklenburgischen Landesklöster Dobbertin, Malchow und Ribnitz. Rostock, 1848
- Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek
- Die mecklenburgische Steuerreform. 1861
- Zwei Vorträge über die agrarischen Zustände in Mecklenburg-Schwerin. Leipzig, 1861
- Digitalisat des Exemplars der Bayerischen Staatsbibliothek
- Preußen und der Zollverein. 1862
- Der Vernichtungskampf wider die Bauern in Mecklenburg. Zur Geschichte des Junkerthums in Deutschland und zum Verständnis seiner Politik. Leipzig, 1864
- Die Finanzverhältnisse des Großherzogtums Mecklenburg-Schwerins. 1866
Literatur
- Heinrich Klenz: Wiggers, Moritz. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 42, Duncker & Humblot, Leipzig 1897, S. 465–468.
Einzelnachweise
- ↑ Kösener Korps-Listen 1910, 185, 439; 182, 2; 112, 420
- ↑ Nicht am 31. Oktober, wie es in der Literatur verschiedentlich irrtümlich heißt. Die Präsidentenwahl erfolgte erst auf der vierten Sitzung des Landtags am 3. November 1848. Wiggers setzte sich mit 57 gegen 42 Stimmen gegen Carl Trotsche durch. - Vgl. Bericht über die Verhandlungen des constituirenden mecklenburgischen Landtags. In: Blätter für freies Volksthum. Neustrelitz (1848), 20 (12. Nov.), S. 161 f.
Weblinks
Wikisource: Moritz Wiggers – Quellen und Volltexte- Literatur über Moritz Wiggers in der Landesbibliographie MV
- Moritz Wiggers in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten
Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.
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