- Corps Guestphalia Heidelberg
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Das Corps Guestphalia Heidelberg war ein am 1. Dezember 1818 gestiftetes Corps an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Es war pflichtschlagend und farbentragend (grün-weiß-schwarz).
Inhaltsverzeichnis
Wappen
Das Wappen des Corps ist geviert. Es zeigt zeigt rechts oben vom Wappenspruch „Gloria virtutis comes!“ umgebenen Zirkel, links oben das Westfalenpferd, rechts unten die Corpsfarben grün-weiß-schwarz und links unten das Bundeszeichen, bestehend aus zwei gekreuzten Korbschlägern und den von einem Lorbeerkranz umringten Anfangsbuchstaben G.U.N. des lateinischen Waffenspruchs „Gladius ultor noster“ (dt.: Das Schwert, unser Rächer).
Geschichte
Die Ursprünge der Guestphalia reichen bis in die zeit der Reorganisation der Heidelberger Universität durch Großherzog Karl Friedrich von Baden zurück, als ein vermehrter Zuzug von Studenten aus Norddeutschland die Bildung von Landsmannschaften norddeutscher Prägung begünstigte. Diese Guestphalia I musste später wieder suspendieren. Stiftungstag der jüngeren Guestphalia, die bis zum Zweiten Weltkrieg bestand, war der 1. Dezember 1818.
Neben Vandalia (und den anderen Heidelberger Corps) war Guestphalia die treibende Kraft bei der Gründung des Kösener Senioren-Convents-Verbandes. Mit dem Vandalen v. Klinggräff leitete v. Sileon den Gründungscongress in Jena. 1892 war Guestphalia das präsidierende Vorortcorps im KSCV.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete das Corps Guestphalia gemeinsam mit dem Corps Vandalia eine Tischgesellschaft, aus der 1950 das neue Corps Vandalo-Guestphalia hervorging. Beide Corps waren ausgesprochen „norddeutsch“ geprägt. Vandalia war mecklenburgisch und hamburgisch, Guestphalia westfälisch und preußisch orientiert.
Der Verein Heidelberger Westfalen e. V. erklärte zum 31. Dezember 1964 seinen Austritt aus dem Verband Alter Corpsstudenten, da die corpspolitischen Ziele durch den Altherrenverband der Vandalo-Guestphalia wahrgenommen wurden.
Auswärtige Beziehungen
Guestphalia stand im Kartell mit den Corps Suevia Tübingen und Misnia Leipzig (1837-1893). Befreundete Verhältnisse bestanden zu Franconia München und Pomerania Greifswald.
Corpshaus
Das Haus der Heidelberger Westfalen wurde auf einem dominierenden Vorsprung am Abhang des Heidelberger Schlossbergs errichtet. Es steht in unmittelbarer Nachbarschaft zum Haus der Vandalia, mit dem es heute durch einen gemeinsamen Garten verbunden ist. Erbaut wurde es durch den Heidelberger Bauinspektor Behagel in einer Stilmischung aus Renaissance und Gotik.
Bekannte Westfalen
Guestphalia I (1806-1818)
- Clemens Freiherr von Althaus (1791-1836), deutscher Offizier in den südamerikanischen Befreiungskriegen, zuletzt als General der Armee von Peru
- Wilhelm von Blomberg (1786-1846), preußischer Offizier und Dichterjurist
- Carl Friedrich von Both (1789-1875), Direktor des Landesgerichts in Rostock, Vizekanzler der Universität Rostock
- August von Goethe (1789-1830), Kammerherr am Weimarer Hof
- Johann Gustav Heckscher (1797-1865), deutscher Jurist und Politiker
- Eilhard Mitscherlich (1794-1863), deutscher Chemiker und Mineraloge
- Johann Ernst Nizze (1788-1872), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Julius Carl Pannier (1789-1856), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
Guestphalia II (seit 1818)
- Matthias Johannes Franciscus Aulike (1807-1865), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Joseph Maria Baernreither (1845-1925), österreichischer Politiker
- Nikolaus von Baudissin (1838-1917), Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses
- Karl von Beaulieu-Marconnay (1811-1889), Diplomat, Schriftsteller und Kulturhistoriker
- Gisbert von Bonin (1841−1913), Staatsminister von Sachsen-Coburg und Gotha, Mitglied des Preußischen Herrenhauses
- Georg von Borries (1811-1870), Rittergutsbesitzer, Regierungsbeamter und Abgeordneter, Landrat des Kreises Herford
- Franz Emil Emanuel von Burchard (1836-1901), Staatssekretär im Reichsschatzamt
- Felix Busch (1871-1938), Verwaltungsjurist
- Alfred de Chapeaurouge (1907−1993), Diplomat und Hamburger Politiker
- August Drechsler (1821-1897), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Johann Finckh (1807-1867), Präsident des Oldenburgischen Landtags
- Friedrich Genzken (1817-1875), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Friedrich Gobbin (1833-1893), Oberbürgermeister von Görlitz
- Hermann von Gröning (1823-1898), Kaufmann und Senator von Bremen
- Heinrich Christian Georg Haccius (1811-1874), Präsident der Klosterkammer Hannover
- Johann Gustav Heckscher (1797-1865), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Wilhelm Joest (1852−1897), Naturwissenschaftler und Weltreisender
- Otto Junghann (1873−1964), Geschäftsführer der Deutschen Liga für den Völkerbund
- Richard von Kaufmann (1850-1908), Nationalökonom, Kunstsammler und Mäzen
- Heinrich von Kaufmann-Asser (1882-1954), Botschafter
- Hermann Kestner (1810−1890), Ehrenbürger der Stadt Hannover
- Gerlach von dem Knesebeck († 1859), Berghauptmann im Harz
- Roland Köster (1883-1935), Botschafter
- Julius von Lautz (1903-1980), Innen- und Justizminister des Saarlandes, Präsident des Saarländischen Landtags
- Hilmar von Leipzig (1825−1891), Oberpräsident der Provinz Westpreußen
- Hans von der Malsburg-Escheberg (1831-1908), Vizemarschall der Althessischen Ritterschaft, Mitglied des Provinziallandtags und des Preußischen Herrenhauses
- Friedrich Wilhelm Meister (1870-1946), Vorsitzender des oKC 1892, Staatssekretär
- Hermann Freiherr von Mittnacht (1825−1909), Richter und Politiker, erster Ministerpräsident des Königreichs Württemberg
- Eduard von Moeller (1814-1880), Oberpräsident der preußischen Provinz Hessen-Nassau und des Reichslandes Elsaß-Lothringen
- Karl von Moltke (1798-1866), Schleswig-Holsteinischer Politiker
- Ignaz von Olfers (1798-1872), Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin
- Lambert Pancratz (1800-1871), Präsident des Oldenburgischen Landtags
- Paul Pogge (1838 - 1884), Jurist und Afrikareisender
- Emil Rabe von Pappenheim (1798 - 1849), Mitstifter des Corps, Ministerresident am französischen Hof in Paris
- Albert Poensgen (1881–1976), Finanzgerichtspräsident
- Otto zu Rantzau (Polizeipräsident) (1888–1946)
- Hermann Röchling (1872-1955), Industrieller
- August Rühl (1815−1850), kurhessischer Politiker, Unternehmer und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Karl Wilhelm Schmieding (1841−1910), Oberbürgermeister und Ehrenbürger von Dortmund
- Wilhelm Schmieding (1879-1929), Staatspräsident Waldeck
- Carl-Gisbert Schultze-Schlutius (1903-1969), Senator in Hamburg
- Albert Sprengel (1811-1854), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Richard Steifensand (1853-1907), Polizeipräsident in Charlottenburg
- Johann von Stietencron (1811-1873), Fürstlich Lippischer Kammerherr, Mitglied des Lippischen Landtages und Präsident der Lippischen Ritterschaft
- Graf Carl von Tauffkirchen Guttenberg (1826-1895), Bayerischer Gesandter in St. Petersburg, beim Heiligen Stuhl und am Württembergischen Hof
- Hans Thomsen (1891–1968), Botschafter
- August von Trott zu Solz (1855−1938), Preußischer Kultusminister, Oberpräsident preußischer Provinzen, Mitbegründer der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Kommendator des Johanniterordens
- Wilhelm Uhde (1874-1947), Kunsthändler, Kunstsachverständiger, Autor und Galerist, gilt als Entdecker von Henri Rousseau
- Gisbert von Vincke (1813-1892), Dichter, Jurist und Shakespeare-Forscher
- Max von Vopelius (1872–1932), Glasfabrikant und Politiker
- Richard Vopelius (1843-1911), Industrieller und Politiker
- Karl Heinrich Wäntig (1843-1917), sächsischer Ministerialbeamter und Politiker
- Georg Heinrich Wahle (1854-1934), Bergrechtler
- Friedrich von Weech (1837-1905), Historiker und Archivar, Direktor des Badischen Generallandesarchivs
- Moritz Wiggers (1816-1894), mecklenburgischer Politiker
- Kurt Wittmer-Eigenbrodt (1889-1975), Agrarpolitiker, Mitglied des Bundestags
- Lothar von Wurmb (1824−1890), Mitglied des Reichstages, des Preußischen Abgeordnetenhauses und des Preußischen Herrenhauses
- Hans Wolf (1850-1940), Jurist, Präsident des Oberlandesgerichts Braunschweig
Literatur
- Paul von Salvisberg: Die Heidelberger Corpshäuser. In: Academische Monatshefte 3 (1886/87), S. 123-134
Weblinks
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