C! Vandalia Rostock

C! Vandalia Rostock

Das Corps Vandalia Rostock ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend, farbentragend und von seiner Stiftung an unpolitisch. Die Corpsmitglieder werden „Rostocker Vandalen“ genannt.

Inhaltsverzeichnis

Farben und Wahlspruch

Das Band der Vandalia ist gold-dunkelblau-blutrot-gold, das Fuchsenband ist dunkelblau-gold. Dazu wird eine dunkelblaue Mütze im (großen) Biedermeierformat mit zwei Goldstreifen, welche blau-rote Streifen einfassen, getragen. Der Wahlspruch lautet „Concordia firmat vires!“ (deutsch: „Einigkeit macht stark!“), der Waffenspruch „Gladius ultor noster!“ (deutsch: „Das Schwert ist unser Rächer!“).

Die Vandalen

Der namensgebende Titel

Mit dem Namen Vandalia beriefen sich die Stifter des Corps auf den slawischen Volksstamm der Wenden, die Ureinwohner Mecklenburgs, die schon im Mittelalter und auch noch in der frühen Neuzeit (siehe die Wendengeschichte [Wandalia] des Gelehrten Albert Krantz) irrtümlich mit dem antiken Volk der Vandalen gleichgesetzt wurden. Nicht umsonst trugen auch andere Corps mecklenburgischen Ursprungs sowie die Mecklenburg-Strelitzer Hymne den gleichen Namen. Die Sichtweise, mecklenburgische „Vandalen“ seien die im Land verbliebenen legitimen Nachkommen der ziehenden Vandalenverbände, beflügelte wohl auch schon zu Zeiten der Gründung des Corps die Phantasie und Abenteuerlust junger Corpsstudenten.

Geschichte

Die Vorgeschichte der Vandalen in Rostock reicht bis über die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück und ist im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts noch eng mit den Constantisten verbunden, die sich in Rostock, aber wohl auch in Jena, gehalten hatten, während sie an anderen Universitäten bereits verdrängt und bedeutungslos geworden waren.[1]

Eine erste Vandalia wurde am 14.Mai 1808 von in Rostock studierenden Göttinger und Heidelberger Vandalen gestiftet. Sie hatte die Farben Blutrot-gold und ging bereits am 5.November 1812 wieder ein. Am 1.Mai 1822 versuchten wiederum einige Göttinger Vandalen ein Corps diesen Namens zu etablieren. Bereits am 16.November desselben Jahres musste diese suspendieren. Das heutige Corps Vandalia wurde auf Grundlage dieser Traditionen am 18. Oktober 1824, dem zehnten Jahrestag der Leipziger Völkerschlacht und damit an einem symbolisch gewählten Stiftungstag in der Hansestadt Rostock gegründet wiederum von Angehörigen der Vandalia Göttingen und von einigen Mitgliedern des Corps Vandalia Rostock II. Damit könnte man diese Vandalia als eine Fortsetzung der Stiftung von 1822 betrachten. Waren die Farben zunächst bei allen Vandalias an deutschen Hochschulen rot-gold, so wurde in Rostock 1831 das blau der Constantisten hinzu genommen. Diese Symbiose von Constantistenorden und Corpslandsmannschaft ist es, auf die der 1831 in Rostock studierende mecklenburgische Mundartdichter und Burschenschafter Fritz Reuter in seiner Gisbert, Friherr von Vincke gewidmeten Reis' nach Konstantinopel erinnernd anspielt: „Wi lös'ten de grote sociale Frag' un stift'ten ne Allgemeinheit unner uns, de de ßackermentschen Constantisten un Vandalen schändliche Wis' de Gemeinheit näumen deden.“[2] Die Rostocker Burschenschaft war nach entsprechendem Druck der Mainzer Zentraluntersuchungskommission aufgrund einer Untersuchung unter dem Kanzleijuristen von Both verboten worden, der Rektor der Universität Wiggers brauchte hingegen eine Studentenverbindung als Interessenvertretung, die nicht Burschenschaft war, um politisch korrekt an den herzöglichen Landesherrn berichten zu können. Wiggers selbst war im Studium Senior des Constantitistenordens an der Universität Göttingen gewesen.[3] Weitere Constantisten wie Carl von Penz, Christian von Nettelbladt und Helmuth von Hobe waren in Schlüsselpositionen des mecklenburgischen Staatsdienstes und der Justiz. Im Jahre 1845 musste dann auch diese dritte Vandalia suspendieren. Diese dritte Vandalia zeichnete dich durch einen sehr hohen Anteil adliger Mitglieder aus, des weiteren waren fast alle Mitglieder zugleich bei einem weitern Corps aktiv gewesen, sehr häufig bei Corps Vandalia Heidelberg und Corps Vandalia Göttingen.

Am 1.Mai 1907 wurde das Corps Vandalia von sechs noch lebenden AH rekonstituiert. [4] Ein solches Vorgehen ist nach den aktuellen Regeln des hKSCV nicht mehr möglich. Danach darf ein CC nicht länger als 50 Jahre suspendiert sein, wenn dieser unter Verwendung des alten Stiftungsdatums und der alten Abzeichen wiedererstehen soll. Mit einem laufenden Aktivenbetrieb bestand das Corps bis 1935 in Rostock. Vandalia ist somit die älteste noch bestehende Studentenverbindung in Rostock. Im damaligen Landescorps aufgegangen sind die Altherrenschaften der vormaligen Rostocker Corps Borussia (1882-1886), Hansea (1882-1883) und Baltia Greifswald.

Nach der Zwangsauflösung am 5. Oktober 1935 und dem Ende des zweiten Weltkrieges konnte die Vandalia zunächst nicht an den Ort ihrer Entstehung zurückkehren. Zur Unterbrechung der in § 8 der Kösener Statuten genannten "Suspensionsfrist" meldeten sich 14 Bandinhaber anlässlich der Partie des iaCB v. Briskorn sowie für die Dauer des anschließenden FCC am 10. Juni 1961 aktiv. Die Tradition wurde sodann vom Kartellcorps Corps Hildeso-Guestphalia Göttingen ab 1954 in Göttingen fortgeführt. Um den Weg einer Rückkehr nach Rostock offenzuhalten, behielt der Altherrenverband der Rostocker Vandalen seine Unabhängigkeit und das Recht, Corpsstudenten Band oder Corpsschleife der Vandalen zu verleihen. Gemeinsam mit den Corps Hildeso-Guestphalia, Corps Saxonia Jena, Corps Borussia Tübingen, Corps Saxonia Bonn und dem Corps Marcomannia-Breslau zu Köln bildet Vandalia den „Roten Kreis“ innerhalb des KSCV.

Die seit Ende 2008 vorbereitete Rekonstitution ist am 01. März 2009 in Rostock erfolgt und am 12. März 2009 dem Vorort des KSCV angezeigt worden. Erste Partien wurden am 27. März 2009 mit Corps Concordia Rigensis und Corps Albertina im Norddeutschen Waffenring gestellt. Vandalia bildet wieder gemeinsam mit dem Corps Visigothia den Senioren-Convent (SC) zu Rostock.

Bekannte Mitglieder

  • John Brinckman (1840-1870), niederdeutscher Dichter und Schriftsteller
  • Kurt Eggers (1905-1943) deutscher Schriftsteller und nationalsozialistischer Kulturpolitiker
  • Karl Holsten (1825-1897), Professor für Theologie an der Universität Heidelberg
  • Theodor Kliefoth (1810-1895), lutherischer Theologe und Kirchenreformer
  • Albert Sprengel (1811-1854), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
  • Georg von Vincke (1811-1875), Beamter, Gutsbesitzer und Politiker, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
  • Moritz Wiggers (1816-1894), Politiker und Jurist
  • Wolfgang Wippermann (*1945), Historiker

Quellen

  • Gunther Tilse (Hrsg.): Geschichte des Corps Vandalia zu Rostock, Dortmund 1975

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Walter Richter: Die Landsmannschaft der Mecklenburger im 18. Jahrhundert. In: Einst und Jetzt Band 20 (1975), S. 7 - 32; Walter Richter: Die vandalische Verbindung zu Rostock 1750-1824. In: Einst und Jetzt Band 21 (1976), S. 15 - 55.
  2. Nach Walter Richter (1976), S. 51 ff.
  3. Richter (1976), S. 49.
  4. Selbstverlag des VAC: KCL 1960. 1960, S. 1443. 

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