Mowag

Mowag
Feuerwehrfahrzeug von 1952

Die General Dynamics European Land Systems - Mowag GmbH (bis 31. März 2010 Mowag GmbH, bis 2004 Mowag AG)[1] ist ein 1950 gegründetes Schweizer Unternehmen in Kreuzlingen im Kanton Thurgau, das früher hauptsächlich zivile Spezialfahrzeuge herstellte. Doch auch die Entwicklung von gepanzerten Radfahrzeugen, auf die sich das Unternehmen in neuerer Zeit verstärkt spezialisierte, hat bei Mowag Tradition. Seit 2003 gehört Mowag zum amerikanischen Rüstungskonzern General Dynamics.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Vorbeimarsch einer motorisierten Einheit des deutschen Bundesgrenzschutzes mit dem Mowag-Sonderwagen 1 im Jahre 1961

Die Mowag GmbH (Motorwagen-Fabrik) wurde 1950 als Privatunternehmen von Walter Ruf gegründet. Die Firma machte sich mit verschiedensten Fahrzeugtypen wie Krankenwagen, Feuerwehrfahrzeugen, Panzerattrappen, Elektrofahrzeugen, Rollern oder Raupenpanzern bekannt. In Deutschland war die Mowag durch die Entwicklung eines gepanzerten allradgetriebenen Sonderwagens, den Thyssen und Büssing/Henschel ab 1963 in Lizenz nachbauten und an den Bundesgrenzschutz (BGS) lieferten, jahrzehntelang präsent.

Eine vollständige Spezialisierung auf gepanzerte Spezialfahrzeuge für den militärischen Gebrauch vollzog das Unternehmen jedoch erst in den letzten Jahren, da dies finanziell attraktiver ist.

Das Hauptprodukt heute ist der Piranha, ein amphibischer Radschützenpanzer. Neben dem Piranha werden auch andere gepanzerte Fahrzeuge produziert, so der auf dem US-amerikanischen Hummer basierende Mowag Eagle und der Duro, der aus dem übernommenen Geschäftsbereich des Unternehmens Bucher-Guyer stammt.

2003 wurde die Mowag Teil der General Dynamics European Land Systems und gehört damit zu einem der weltweit grössten Rüstungskonzerne. Mowag beschäftigt ca. 930 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Standort Kreuzlingen in der Schweiz.

Im Jahr 2004 konnte die Mowag den Neubau Plant 2000 eröffnen und damit neue Produktionskapazitäten schaffen. Im gleichen Jahr wurde die bis dahin als Aktiengesellschaft organisierte Gesellschaft in eine GmbH umgewandelt.[1]

Aktuelle Fahrzeuge

PIRANHA

Piranha 8×8
Stryker (amerikanische Variante des Mowag Piranhas)

Der Mowag Piranha ist ein Radschützenpanzer in den Ausführungen 4×4, 6×6, 8×8 und 10×10, darunter verschiedene Ausstattungsmöglichkeiten wie z. B. eine amphibische Ausführung. Insgesamt sind momentan 10'000 Piranhas weltweit im Einsatz. Das Gewicht variiert bei den Standard-Ausführungen zwischen 12,5 und 25 Tonnen, wobei die Nutzlast von 3 bzw. 10 Tonnen noch abgezogen werden muss. Unter der Bezeichnung LAV-25 beim US Marine Corps, respektive als Stryker bei der US Army sind auf dem Piranha basierende Fahrzeuge bei den US-Streitkräften im Einsatz.

Technische Daten PIRANHA IIIC PIRANHA V
Leistung 336 kW/450 PS/1850 Nm 530 kW/730 PS/2000 Nm
Motor CATERPILLAR C9, Diesel MTU Diesel + Hybridboost power
Höchstgeschwindigkeit 100 km/h 100 km/h
Schwimmgeschwindigkeit(optional) 10 km/h k.A.
Leergewicht 14 Tonnen 17 Tonnen
Nutzlast bis zu 8 Tonnen bis zu 16 Tonnen
Steigfähigkeit 60 % 60 %
Schutz(standard) modulare ballistische, Minen-, IED- und RPG- Schutzkonzepte gemäss internationaler kundenspezifischer Standards Standardausstattung mit höchstem Schutzlevel gegen Minen und IED-Bedrohungen, modular integriertes Schutzkonzept
Schutz (optional) aktives Schutzsystem, verschiedene Zusatzpanzerungen
Amphibische Ausrüstung(option) Meerwasser-Kühlsystem, verschliessbares Motorenkühlgitter, Wasserantrieb: 2 Propeller, Lenkung mittels: 2 Zwilingsruder, automatisch betriebenes Schwallbrett, Lenzpumpen k.A.
Bewaffnung(option) Einbau von verschiedenen Waffensystemen von 7,62 mm bis zu 120 mm Kaliber möglich Einbau von verschiedenen Waffensystemen von 7,62 mm bis zu 120 mm Kaliber möglich
Ausrüstung(option) kombiniertes ABC-Klimasystem, Feuerlöschanlage für den Motorenraum und Mannschaftsraum, weitere Ausrüstungen erhältlich Kombiniertes ABC-Klimasystem, Feuerlöschanlage für den Motorenraum und Mannschaftsraum, VECTRONICS, MILCAN, MUMS Uprades möglich

Eagle

Hauptartikel: Mowag Eagle

Der Mowag Eagle ist ein gepanzertes Aufklärungsfahrzeug. Momentan sind in der Schweizer Armee und den dänischen Streitkräften ca. 500 Eagles im Einsatz. Das international erfolgreiche AM-General-HMMWV-Chassis bildet die Basis für den leichtgepanzerten Aufklärer Mowag Eagle 4×4. Der Mowag Eagle 4×4 eignet sich besonders für Aufklärung, Übermittlung, Verbindungsaufgaben, Grenzsicherung, Geleitschutz, Polizeiaufgaben, etc. Das komplette Eagle-4×4-System besteht aus drei Hauptgruppen:

  • dem modifizierten Chassis des HMMWV (hochbewegliches Vielzweck-Radfahrzeug)
  • dem gepanzerten Aufbau, entwickelt und hergestellt von Mowag.
  • der um 360° drehbaren Beobachterkuppel MBK2, ebenfalls entwickelt und hergestellt von Mowag.

Der Mowag Eagle IV ist der Nachfolger des Eagle. Der Eagle IV basiert nicht mehr auf dem Hummer-Chassis, sondern ist eine komplette Eigenentwicklung der Firma Mowag auf Basis des Duro, mit dem er sich das Fahrwerk mit dem bewährten De-Dion-Achssystem teilt.

Durch optional erhältliche Zusatzpanzerungen erfüllt der Eagle IV im Schutz gegen ballistische Waffen und Minen internationale Normen. Optional kann der Eagle IV auch mit einer ABC-Überdruckanlage, einem Reifendruckreguliersystem (CTIS), Seilwinde, einsatzabhängiger Laderaumaufbau, Euro-4-Motor, und weiteren Optionen ausgerüstet werden.

Duro

Duro der Schweizer Armee

Der Duro ist ein geländegängiges, gepanzertes oder ungepanzertes militärisch-taktisches Fahrzeug. Der Duro wurde auf eine Ausschreibung des Schweizer Militärs von der Bucher-Guyer AG entwickelt, und konnte sich auch gegen einen konkurrierenden Entwurf von Mowag durchsetzen. Im Zuge einer Umstrukturierung bei Bucher-Guyer wurde die Duro-Fertigung an Mowag übergeben. Dies war auch im Interesse der Schweizer Armee, die ohnehin schon Fahrzeuge von Mowag bezog und die Konzentration der Fahrzeugbeschaffung auf wenige Hersteller bevorzugt.
Der Name Duro steht für DUrable (dauerhaft) und RObust. Er wird verwendet als Mannschaftstransporter, Kommando- und Kontrollfahrzeug, Logistik-, Ambulanz- oder Gerätefahrzeug. Eine geringe Anzahl Fahrzeuge befindet sich, meist als Expeditionsfahrzeug ausgestattet, in Privatbesitz.
In der gepanzerten Ausführung bietet es ballistischen Schutz und integrierten Minen- sowie ABC-Schutz. Der Duro ist als Zweiachser (4×4) und Dreiachser (6×6) mit höherer Nutzlast erhältlich. In der zweiachsigen Variante bietet er Platz für bis zu 20 Besatzungsmitglieder.

Technische Daten
Leistung 184 kW (245 PS)
Motor 5,9-l-6-Zylinder, Turbo-Diesel (Reihe)
Höchstgeschwindigkeit 100 km/h
Antriebsstrang 5-Gang-Mercedes-Automatik, Reduziergetriebe, Torsen-Differentiale
Gewicht (leer) 7 Tonnen
Nutzlast 6 Tonnen
Basis Ausrüstung Klimaanlage, Fahrzeug-Informationssystem, Reifen mit Notlaufeinlagen, Can-Bus-System, Vorwärmanlage
Optionale Ausrüstung Seilwinde, zentrales Reifendruck-Reguliersystem (CTIS), ABC-Überdrucksystem, Zusatzpanzerung für erhöhten ballistischen Schutz bis Stufe 3, IED-Schutz, kundenspezifische C4ISTAR-Waffen und andere Systeme, Schneeketten, EURO-V-Motor, Anhängerkupplung, verschiedene geschützte Aufbauten

Die Bundeswehr beschaffte im Jahre 2004 zunächst 30 der dreiachsigen geschützten Mehrzweckfahrzeuge und führt diese unter der Bezeichnung DURO 3[2]. Neben 12 Fahrzeugen für den Zentralen Sanitätsdienst, vier Feldjägerfahrzeugen und vier Fahrzeugen als Bodenkontrolle sowie Start/Landetruppfahrzeug für die Luna-Aufklärungsdrohnen wurden dem Einsatzverband in Afghanistan zehn Transporter für die Kampfmittelbeseitigung (EOD) durch den deutschen Generalunternehmer Rheinmetall Landsysteme GmbH übergeben.[3] Darüber hinaus wurden im Jahr 2005 weitere 100 Fahrzeuge als Transportfahrzeuge mit weitreichenden baulichen Veränderungen bestellt[4]. Die Einheiten des zweiten Bauloses verfügen über einen verbesserten ballistischen Schutz, integrierten Schutz gegen Minen bzw. IED, ABC-Schutz und haben Platz für bis zu zehn Personen.[5] Die Auslieferung dieser unter dem Namen YAK eingeführten Fahrzeuge erfolgte in den Jahren 2006 bis 2009. Die Bundeswehr plant bis 2013 insgesamt 296 DURO 3 / YAK in Dienst zu haben.[6]

In den 1990er Jahren wurden Überlegungen angestellt, den Duro bei den Feuerwehren im Gebiet der ehemaligen DDR als Ersatz für den Robur LO einzuführen. Robur und Duro haben vergleichbare Aussenabmessungen, so dass an den vorhandenen Feuerwehrhäusern keine bauliche Massnahmen für neue Fahrzeuge erforderlich wären. Die Umsetzung scheiterte jedoch am Anschaffungspreis des Duro, der die Finanzkraft der Feuerwehren überforderte.

Weblinks

 Commons: MOWAG – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Eintrag der ehemaligen «Mowag AG» und späteren «Mowag GmbH» im Handelsregister des Kantons Thurgau
  2. Rheinmetall AG: Gavial, Caracal und Yak fahren vorneweg. www.rheinmetall.de, Januar 2006, abgerufen am 10. Januar 2010.
  3. Ariane von Großmann: Auf dem neusten Stand der Technik: Das Chamäleon der Bundeswehr. www.bundeswehr.de, 22. Februar 2005, abgerufen am 11. Dezember 2009.
  4. Frank Bötel: Duro und Häggl und für mehr Sicherheit. www.bundeswehr.de, 30. November 2005, abgerufen am 11. Dezember 2009.
  5. Daniel Kruschinski: Ganz ohne Fell. www.bundeswehr.de, 11. August 2009, abgerufen am 13. Dezember 2009.
  6. Bundeswehrplan 2009

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