Dänische Streitkräfte

Dänische Streitkräfte
Flag of Denmark.svg Dänische Streitkräfte
Det Danske Forsvar
Führung
Oberbefehlshaber
de jure:
Margrethe II. Königin von Dänemark
Oberbefehlshaber de facto: Der Verteidigungsminister
Verteidigungsminister: Nick Hækkerup Stand Oktober 2011[1]
Militärischer Befehlshaber: Der Chef der Streitkräfte (Forsvarschefen) General Knud Bartels Stand Oktober 2010
Sitz des Hauptquartiers: Kopenhagen
Militärische Stärke
Aktive Soldaten: 18.000 [2]
Reservisten: 12.000 + 51.000 Freiwillige der Heimwehr
Wehrpflicht: 4–12 Monate
Wehrtaugliche Bevölkerung: 1.088.751
Wehrtauglichkeitsalter: 18. – 49. Lebensjahr
Anteil der Soldaten an der Gesamtbevölkerung: 0,33 %
Haushalt
Militärbudget: 22,74 Mrd. DKK [2]
Anteil am Bruttonationaleinkommen: 1,3 % [2]
Geschichte

Die Dänischen Streitkräfte (Dänisch: Det Danske Forsvar, kurz Forsvaret) sind die Streitkräfte des Königreichs Dänemark und Grönlands. Die Dänischen Streitkräfte haben außerdem die Verteidigungsaufgabe auf Färöer.

Inhaltsverzeichnis

Aufgaben

Die Hauptaufgabe der Streitkräfte ist die Verteidigung der dänischen Souveränität, die Gewährleistung der Existenz und Integrität eines unabhängigen Dänemarks sowie die Sicherstellung einer friedlichen Weiterentwicklung des Staates und der Welt in Hinblick auf die Menschenrechte.[3] Die Hauptaufgaben sind:

  • Zusammenarbeit mit anderen Staaten im Rahmen der NATO-Mitgliedschaft
  • Kontrolle der Grenzen Dänemarks, Grönlands und Färöers
  • Zusammenarbeit mit Nicht-NATO-Mitgliedern in Mittel- und Osteuropa
  • Konfliktprävention durch internationale Friedensmissionen
  • Aufbau einer Total-Verteidigung durch Zusammenarbeit mit zivilen Organisationen

Oberkommando und Organisation

Der König oder die Königin ist de jure Oberbefehlshaber der Streitkräfte. Derzeitiges Staatsoberhaupt ist Königin Margrethe II. Praktisch hat der Verteidigungsminister die Befehlsgewalt inne. Oberster militärischer Vorgesetzter ist der Forsvarschefen im Rang eines Generals oder Admirals.

Die Streitkräfte bestehen aus den Teilstreitkräften:

Geschichte

Im Mittelalter und in der frühen Neuzeit war Dänemark eine nordeuropäische Großmacht mit einem entsprechenden Heer und einer großen Flotte. In den napoleonischen Kriegen versuchte Dänemark zunächst, bewaffnete Neutralität zu wahren, wurde jedoch von Großbritannien angegriffen und verlor seine Flotte in der Seeschlacht von Kopenhagen. Die danach wieder aufgebaute Flotte wurde, nachdem Dänemark eine Allianz mit Frankreich eingegangen war, durch die Royal Navy in der Zweiten Seeschlacht von Kopenhagen erneut vernichtend geschlagen und musste an Großbritannien ausgeliefert werden. Nach dem Frieden von Kiel (1814) wurden Heer und Marine wieder aufgebaut. Nach der Niederlage im Deutsch-Dänischen-Krieg 1864 begann für Dänemark eine Epoche der Neutralität. Im Ersten Weltkrieg war die Neutralitätspolitik, gestützt insbesondere auf die Sicherung durch die Marine, erfolgreich. In der Zwischenkriegszeit rüstete Dänemark ab, zeitweise wurde sogar die Auflösung von Heer und Marine diskutiert.

Zweiter Weltkrieg

Obwohl Dänemark und das Deutsche Reich 1939 einen Nichtangriffspakt geschlossen hatten, wurde Dänemark am 9. April 1940 von der Wehrmacht besetzt. Heer und Marine blieben zunächst erhalten. Aus Furcht vor einer alliierten Invasion Jütlands verlangte die Besatzungsmacht die Räumung der Halbinsel von dänischen Truppen. Das dänische Oberkommando lehnte ab, die Truppen blieben. Die deutsche Anfrage, ob sich die Truppen im Invasionsfall neutral verhalten würden, wurde mit Wir werden das tun, was für Dänemark richtig ist beantwortet.

Auf deutschen Druck hin mussten 1941 fünf abgerüstete Torpedoboote an die deutsche Kriegsmarine ausgeliefert werden. Als Zeichen des Protestes wurde auf Befehl König Christians X. die Flagge auf der Sixtus-Bastion in Kopenhagen, die Symbol der dänischen Souveränität ist, am Tag der Auslieferung halbmast gesetzt. Alle Schiffe der dänischen Marine folgten diesem Beispiel. Am 29. August 1943 wurde durch die Besatzungsmacht der Ausnahmezustand verhängt. Das dänische Heer wurde, nach kurzer Gegenwehr, die vor allem dem Unbrauchbarmachen von Waffen und Gerät diente, entwaffnet; die Offiziere wurden durch die Wehrmacht interniert. Die dänische Flottenführung hatte ein Übergreifen der Besatzungsmacht auf die Flotte vorhergesehen und einen entsprechenden Operationsplan vorbereitet. Die Schiffe sollten versuchen, das neutrale Schweden zu erreichen, oder, wenn dies nicht möglich war, durch ihre Besatzungen selbst versenkt werden, um zu verhindern, dass sie den Deutschen in die Hände fielen. Die meisten Schiffe wurden selbst versenkt, einigen Einheiten gelang die Flucht nach Schweden. Das größte Schiff der dänischen Marine, das Panzerschiff Niels Juel, befand sich am 29. August 1943 auf Ausbildungfahrt im Isefjord. Die Niels Juel erhielt im Hafen von Holbæk per Funk den Befehl, schwedische Hoheitsgewässer aufzusuchen. Das Schiff wurde in volle Gefechtsbereitschaft versetzt und lief mit Höchstfahrt nordwärts Richtung Kattegat. Am Ausgang des Isefjords wurde die Niels Juel von deutschen Flugzeugen angegriffen – das dänische Schiff erwiderte das Feuer. Es begann die Schlacht im Isefjord: Angriffe wurden mit Bordwaffen abgewehrt, aber bei einem weiteren Bombenangriff fiel die Feuerleitanlage auf der Niels Juel aus und das Schiff musste bei Seeland auf Grund gesetzt werden. Heer und Flotte wurden durch die Besatzungsmacht aufgelöst.

1944 wurde in Schweden die Dänische Brigade als Polizeieinheit aufgestellt und aus den nach Schweden geflohenen Schiffen und Booten der Marine die Dänische Flottille gebildet. Die Brigade (rund 5.000 Mann) setzte am 5. Mai 1945 nach Dänemark über und übernahm gemeinsam mit britischen Truppen die Kontrolle über das Land.

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Die Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges führten zur Aufgabe der Neutralität. Dänemark ist Gründungsmitglied der NATO. 1950 wurde aus den Fliegerkräften der Marine und dem Heeresfliegerkorps die Luftwaffe als eigenständige Teilstreitkraft organisiert. In den neunziger Jahren wurde die dänische Armee umstrukturiert, um das Einsatzszenario der Krisenbewältigung und dem Einsatz von Schnellen Eingreiftruppen für Friedensmissionen der UN, OSZE oder der NATO besser umsetzen zu können.

Die dänischen Streitkräfte waren die ersten und einzigen, die während des Kalten Krieges seit 1962 - zusammen mit der westdeutschen Bundeswehr - Teile der jeweiligen Streitkräfte unter einem gemeinsamen multinationalen Hauptquartier der Alliierten Landstreitkräfte Schleswig-Holstein und Jütland als Korpsstab der NATO zusammenfassten. Nach seiner Außerdienststellung 1999 ging dieser Stab im Multinationalen Korps Nord-Ost auf.

Unter einem ISAF-Mandat ist seit 2002 die dänische Armee in Afghanistan mit bis zu 750 Soldaten engagiert. 2003 nahm die dänische Armee als Bestandteil der so genannten Koalition der Willigen am Irakkrieg teil. Das Engagement begann dabei im April 2003 und umfasste maximal 545 Angehörige der Armee. Bis Dezember 2007 wurden die letzten Einheiten abgezogen. Das unter dem Namen Dancon/Irak (Danish Contingent) bekannte Kontingent war in Al Qurnah und bei Basra stationiert und mit der Ausbildung irakischer Sicherheitskräfte sowie der Sicherung des Flughafens Basra beauftragt. Während des Einsatzes kamen sieben dänische Soldaten ums Leben, davon drei durch Sprengfallen, zwei bei Gefechten und je einer durch Friendly Fire und bei einem Autounfall.

Nach dem Abzug der US-amerikanischen Iceland Defense Force aus Island 2006 zeichnet sich ein stärkeres Engagement der dänischen Marine bei der Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeit Islands ab.

Zudem hat Dänemark laut Autonomiestatus für die Verteidigung Grönlands zu sorgen. Aus diesem Grund wurden 60 Soldaten des Grönland-Kommandos der Dänischen Streitkräfte in Kangilinnguit (dänisch Grønnedal) stationiert. In Daneborg unterhält das dänische Militär mit der Sirius-Patrouille eine Hundeschlitten-Patrouille.[4] [5]

Personal und Ausrüstung

Personalstärke

  • 2002: 21.300 (Heer 12.800, Luftstreitkräfte 4.500, Marine 4.000)[6]

zum Vergleich:

  • 1984: 31.400 (Heer 18.100, Luftstreitkräfte 7.400, Marine 5.900)[7]
  • 1966: 49.000 (Heer 32.000, Luftstreitkräfte 10.000, Marine 7.000)[8]

Ausrüstung des Heeres

gepanzerte Fahrzeuge

Dänischer Leopard 2 A5DK

Artillerie

Hubschrauber

  • Kampfhubschrauber
  • Beobachtungshubschrauber
    • 13 H500 Cayuse

Ausrüstung der Luftstreitkräfte

Kampfflugzeug vom Typ F-16 der dänischen Luftwaffe (2005)

Hauptseite: Flyvevåbnet

Flugzeuge

Hubschrauber

Ausrüstung der Marine

Die Peter Tordenskiold der Niels-Juel-Klasse

Die Marine ist einem Erneuerungsprozess unterworfen. 2004 wurden alle übrig geblieben fünf U-Boote ersatzlos gestrichen, dafür aber neue Überwassereinheiten gebaut.[10]

Kriegsschiffe und Boote

Drei 5.850 Tonnen verdrängende Flugabwehr-Fregatten der aus der Absalon-Klasse abgeleiteten Iver-Huitfeldt-Klasse, welche die Schiffe der Niels-Juel-Klasse ablösen sollen, sind bereits in Bau. Die erste Einheit soll 2011 zulaufen. Die Namen der neuen Schiffe wurden bereits festgelegt: F361 Iver Huitfeldt; F362 Peter Willemoes; F363 Niels Juel.

  • 4 Inspektionsschiffe (engl.: Ocean Patrol Vessel) der Thetis-Klasse
    • F357 Thetis; F358 Triton; F359 Vædderen; F360 Hvidbjørnen
  • 11 Patrouillenkutter
  • 14 Patrouillenboote
  • 6 Minensuchboote

Hubschrauber

Außerdem gehören die königliche Yacht Dannebrog (A 540), die drei dänischen Eisbrecher A551 Danbjørn, A552 Isbjørn, A553 Thorbjørn sowie die dänischen Umweltschutz- und Seenotrettungsschiffe bzw. -boote und eine Reihe weiterer Unterstützungsschiffe bzw. -boote zur Marine.

Quellen

  1. Nick Hækkerup new minister of defence. Dänisches Verteidigungsministerium, abgerufen am 5. Oktober 2011 (englisch).
  2. a b c „Financial and Economic Data Relating to NATO Defence“, Press Release Communique PR/CP(2009)009, NATO Public Diplomacy Division, 19. Februar 2009 (PDF, 128kB)
  3. Aim and Tasks“ Danish Defence, 24. April 2008 (Abgerufen 1. Dezember 2008)
  4. Grønlands kommando: Historie (dänisch)
  5. Grønlands kommando: Opgaver (dänisch)
  6. International Institute for Strategic Studies: The Military Balance. 2002
  7. Streitkräfte 1984/85. Die "Military Balance" des Internationalen Instituts für Strategische Studien, Koblenz 1985, S. 84 ff.
  8. Friedrich Wiener: Fremde Heere. Die Armeen der NATO-Staaten, Wien 1966, S. 105/106.
  9. forsvaret.dk Panserbrovogn Leopard 1 Biber, pdf 1,13 MB, abgerufen am 8. Januar 2011
  10. SCHLAPPHÜTE STATT U-BOOTE Dänen suchen Agenten per Anzeige“, SPIEGEL-Online, 15. März 2005 (Abgerufen 10. Dezember 2008)

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Dänische Streitkräfte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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