Männerrechtler

Männerrechtler

Die Männerbewegung ist eine internationale soziale Bewegung von Männern. Sie besteht aus in der Weltanschauung sehr unterschiedlichen Organisationen und Strömungen, die Männlichkeit oder Männlichkeiten thematisieren. Sie hat ihren Ursprung in der Bürgerrechtsbewegung sowie in der Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg in den USA. Traditionelle Männlichkeitskonzepte der Nachkriegsära wurden, im Sinne der Utopie einer friedlichen und egalitären Gesellschaft, in Frage gestellt. Ab Ende der 1960er-Jahre wurde die Männerbewegung von den Forderungen, von den gesellschaftlichen Auswirkungen und vom Wandel der Frauenbewegung unterschiedlich geprägt. Es kam seitdem zu Ausdifferenzierungen und zu gänzlich neuen Strömungen.[1]

Umstritten ist, ob von einer Männerbewegung, oder vielleicht zutreffender, von einer Männergruppenszene gesprochen werden sollte. Die Bewegung ist überwiegend westlich geprägt, obgleich seit den frühen 1990er-Jahren ihre Bedeutung auch in den nichtwestlichen Ländern gewachsen ist. Zu den Themen der Männerbewegung zählen Geschlechterrollen, menschliche Beziehungen, Sexualität (einschließlich homosexueller Rechte), Reproduktion (einschließlich Geburtenkontrolle und Abtreibungsdebatte), Arbeitsleben, gesundheitliche Aspekte, Gewalttätigkeit (ihre Ursachen und Auflösung), Männerrechte und Aspekte der Frauenrechte. Aus der Männerbewegung heraus entwickelte sich Anfang der 1980er-Jahre die kritische Männerforschung.

Inhaltsverzeichnis

Tendenzen innerhalb der Männerbewegung

Der Soziologe Detlef Ax unterscheidet vier Strömungen, denen folgende Ansätze zugrundeliegen[2]:

  • Kritischer Ansatz: Die Vertreter des kritischen Ansatzes versuchen, ein neues Geschlechterverhältnis zu schaffen. Im täglichen Leben übersetzt sich dies primär in der Teilung von Erwerbs-, Haus- und Erziehungsarbeit.
  • Mythopoetischer Ansatz: Durch Rückgriff auf Archetypen, Mythen und Märchen wird versucht, die Selbstwahrnehmung von Männern zu stärken und Mannsein und Vaterschaft aktiv und stolz zu leben.
  • Maskulistische und Väterrechtliche Ansätze: Väterrechtler und Maskulisten lehnen als einseitig erachtete feministische Theorien ab. Sie treten für eine Reform des als ungerecht empfundenen Sorgerechts und für ein positives männliches Selbstbewusstsein ein. Es wird ein kritischer Umgang mit feministischen Standpunkten gefordert.
  • Antisexistischer/profeministischer Ansatz: Grundforderung ist die Abschaffung des Patriarchats als Grundpfeiler der Unterdrückung von Frauen und Männern. Die Vertreter dieses Ansatzes orientieren sich an der Frauenbewegung und versuchen, so genannte „weibliche Eigenschaften“ zu übernehmen.

Die Kategorisierung der Männerbewegung ist jedoch keineswegs einheitlich, es werden teilweise auch verschiedene Männerbewegungen ausgemacht, wenn auch mit einem gewissen Grad an Überschneidungen. Der Männerforscher Michael Kimmel teilt beispielsweise die Männerbewegung in Profeministen, Antifeministen und Maskulisten ein, der Männerforscher Michael Flood nimmt eine Einteilung sehr ähnlich der von Detlef Ax vor.[3] Der Soziologe Georg Brzoska hingegen bestreitet, dass maskulistische oder väterrechtliche Ansätze überhaupt zur Männerbewegung gezählt werden können. [4]

Der Soziologe Hans-Joachim Lenz beschrieb 1997:

Die „Bewegung der Männer“ ist nicht eine große gesellschaftspolitische Bewegung, sondern ein Sammelsurium verschiedener Aktivitäten und Bewegungen von Männern mit dem Ziel, Antworten auf die Herausforderungen eines gewandelten Geschlechterverhältnisses zu finden. Analog zu den anderen neuen sozialen Bewegungen zeichnet sich die Männerbewegung durch ihre Vielschichtigkeit, ihre Formenvielfalt, ihre Widersprüchlichkeit und Dynamik zwischen den Polen von Kraft und Schwäche aus. Wie bei anderen sozialen Bewegungen (wie die Friedensbewegung, die Ökologiebewegung) ist damit ihre zweifelsfreie Identifizierung erschwert.[5]

Männerbewegung in den Vereinigten Staaten

Die Entwicklung des Men's Movements in den Vereinigten Staaten kann in zwei Zeitabschnitte geteilt werden. Gab es zunächst nur dem Feminismus nahestehende Männergruppen und -organisationen, kamen Ende der 1980er Jahre neue Strömungen hinzu.

Antisexististische und „Men’s Liberation“ Bewegung

Im Rahmen der Bürgerrechtsbewegung und der Protestbewegung gegen den Vietnamkrieg in den 1960er Jahren wurden von jungen Männern zunehmend traditionelle Männlichkeitskonzepte der Nachkriegsära in Frage gestellt. Anfang der 1970er Jahre, mit der Verbreitung der Frauenbewegung, begann sich die Männerbewegung in Form von „consciousness raising groups“ (wörtlich: „Bewusstsein/Bewusstheit steigernde/aufbringende Gruppen“) zu organisieren.[6] Diese als politische Aktionsform verstandene Gruppenarbeit wurde Ende der 1960er vom radikalen Feminismus entwickelt, sie verbindet therapeutische Ansätze mit politischer Bewusstseinsbildung. Träger der Gruppen waren überwiegend junge weiße, politisch links stehende Mittelschichtmänner, die durch die Teilnahme ihrer Partnerinnen an den entsprechenden Gruppen der Frauenbewegung verunsichert waren und sich von der Frauenbewegung nunmehr ausgeschlossen fühlten.[7] Feminismus wurde als Chance zur Befreiung aller betrachtet.

Parallel zu den ersten Gruppen entstand nach dem Aufstand in der Christopher Street Ende der 1960er Jahre die Schwulenbewegung. In dieser Zeit verfolgten die Schwulenbewegung und die Männerbewegung teilweise ähnliche Ziele. Der Reader „For men against sexism: a book of readings“[8] von 1977 bringt die Themenauswahl sowie ein radikales Infragestellen von Männlichkeit, und die deutliche Kritik an der „Men´s Liberation“-Strömung, zum Ausdruck.

Es bildeten sich von vornherein zwei Richtungen aus. Die sich als antisexistisch bezeichnende Strömung betrachtete es als Aufgabe die Frauenbewegung zu unterstützen, sie sah alle Männer als Profiteure des Patriarchats. Sie sah in den Männergruppen die Gefahr, dass sich die Männer gegen Frauen verbünden, anstatt sich mit ihren sexistischen Haltungen kritisch auseinanderzusetzen. Die Strömung der „Men´s Liberation“ hingegen sah Männer und Frauen gleichermaßen von stereotypen Geschlechterrollen betroffen und hatte daher in erster Linie die Beschäftigung mit Aspekten der eigenen Geschlechterrolle, mit dem von ihnen empfundenen Preis der Männlichkeit, zum Ziel.[9]

1973 wurde die Anzahl der „Men´s Liberation“-Gruppen auf 300 geschätzt. Antisexisten warfen ihnen vor, sie würden die Machtstrukturen zwischen den Geschlechtern ausblenden und seien in Wahrheit Teil des Backlashs ob des Feminismus narzisstisch gekränkter Männer. Einige antisexistischen Gruppen führten Kontrollmechanismen, wie beispielsweise ein Monitoring durch Feministinnen, ein.[10]

Beide Strömungen wurden gelegentlich als Profeministen bezeichnet, sie unterschieden sich dadurch welchem Feminismus sie anhingen. Antisexisten standen dem radikalen Feminismus näher, die „Men´s Liberation“-Gruppen dem liberalen Feminismus.[11] Analog zur individualistischen Ausrichtung des liberalen Feminismus wird diese Strömung oft als individualistische Männerbewegung bezeichnet.

Männliche Unterstützung und Teilnahme wurde von der Frauenbewegung zunächst begrüßt. Im Zuge der Verdrängung von Betty Friedans liberalen Feminismus durch den radikalen Feminismus, die Mitte der 1970er Jahre abgeschlossen war, wurde männliche Unterstützung jedoch zunehmend abgewiesen.[12] Da sich innerhalb des radikalen Feminismus der kulturelle Feminismus durchsetzte[13] entwickelte sich die Ablehnung zu einem Seperatismus. Die Antisexistische Strömung war weiterhin in der Unterstützung der Frauen- und Schwulenbewegung aktiv, obgleich sie in diesen Bewegungen eine Randerscheinung ohne Einfluss blieb. Die Bedeutung der „Men’s Liberation“-Strömung nahm gleichzeitig ab.[14] Ende der 1970er Jahre war sie verschwunden, sie hatte sich entweder in die Antisexistische Strömung, in die aufkommende „Men´s Rights“-Strömung[15] oder in die „New Age“-Subkultur, aus der später die Mythopoetische Strömung hervorging, eingegliedert.

In den 1980er Jahren kam es zu einer Professionalisierung und Institutionalisierung durch die Herausgabe von Zeitschriften, Organisationen wie NOMAS, der Entwicklung von Männertherapie und -bildung und der Etablierung der kritischen Männerforschung. Viele etablierte Männerforscher waren Aktivisten der antisexistischen Männerbewegung in den Vereinigten Staaten, wie beispielsweise Michael Kimmel und Michael Messner.

Der "weiße Mittelschichtsfeminismus" in seiner vorherrschenden Ausprägung des kulturellen Feminismus[16], welcher mit einer essentialistischen Geschlechter-Dichotomie einherging, beeinflusste Teile der Männerbewegung ab den 1970er Jahren bis in die 1990er Jahre hinein. Der kulturelle Feminismus hatte das erklärte Ziel, „weibliches“ aufzuwerten und „männliches“ abzuwerten (Mary Daly)[17] Die Frauenbewegung konzentrierte sich zunehmend auf sexuelle Gewalt gegen Frauen, zu der auch Pornografie gezählt wurde. Die Sexualität heterosexueller Männer wurde als grundsätzlich gewaltsam und als das wesentliche Mittel zur Unterdrückung von Frauen betrachtet.[18] Antisexistische Gruppen folgten dieser Tendenz weitgehend.

Der Soziologe Joachim Kersten konstatiert: „Die ganze Malaise der Männlichkeit und der Welt ist in der Sicht dieser sozialen Bewegungen phallisch bedingt. Deshalb müsse der Phallus »Männlichkeit« rausgerissen werden, um das Üble im Keim zu bekämpfen.“ Diese Sicht sei oft auch in der Sprache der neuen Männerforschung feststellbar. [19]

Diese pauschale Verurteilung von Männlichkeiten und Männern, die nicht nach ethnischen oder klassenspezifischen Unterschieden differenzierte, führte in Männergruppen und selbst in der beginnenden Männerforschung zu lähmenden Schuldgefühlen. Seit 1985 hat sich mit dem ausschlaggebenden Aufsatz "Toward a New Sociology of Masculinity" (Carrigan, Connell, Lee)[20] in der Männerforschung das Konzept der verschiedenen Männlichkeiten durchgesetzt. Innerhalb des Feminismus aber auch der Männerforschung erfolgte spätestens ab den 1990er Jahren ein Paradigmenwechsel weg vom "Weißen Mittelschichtsfeminismus". Auf die erste "essentialisierende" Welle der Männerforschung folgte ein Ansatz, der von Männlichkeiten im Plural sprach und Männlichkeit als veränderbares Konstrukt, statt als weitgehend festgelegte Geschlechterrolle auffasste. [21]Hiermit etablierte sich auch im Selbstverständnis der antisexistischen Männerbewegung eine differenzierte Wahrnehmung von Geschlecht und Männlichkeiten im Zusammenhang mit den drei "Master-Kategorien" "Race, Class, Gender", die zuvor schon von feministischen Lesbengruppen aus der Arbeiterschicht (The Furies) oder von schwarzen feministischen Lesbengruppen (Combahee River Collective) fokussiert wurde.

Mythopoetische und maskulistische Bewegung

In den 1980er Jahren entstanden neue Strömungen. Zum einen entstand eine oft „Wild men“ genannte Szene, für die Robert Blys Buch „Eisenhans“ als paradigmatisch gilt. An die Stelle der Auseinandersetzung mit Ideen der Frauenbewegung trat nach Connells Auffassung hier die „Wiederherstellung einer Männlichkeit, die man durch den gesellschaftlichen Wandel verloren oder beschädigt glaubte“.[22] Die Wurzeln dieser Strömung liegen in der Romantik und in den späten Schriften C. G. Jungs, und in der in den 1960ern entstandenen „New Age“-Subkultur.[23] Mit „Eisenhans“ hat erstmals der Begriff „Männerbewegung“ eine internationale Verbreitung gefunden.[24]

Die Vertreter dieser Richtung bemängeln, dass Männlichkeit in der modernen Welt über Erfolg, Macht und Reichtum definiert sei, Männer durch den Kriegsdienst seelisch verstümmelt würden („Wir sind alle Kriegsversehrte[25]), es aber an Zusammenhängen und Ritualen fehle, in denen Männer zu sich selbst und ihrer Männlichkeit finden könnten. Sam Keen betonte die Notwendigkeit einer „Abkehr von der Weiblichkeit, um eine tiefere männliche Wahrheit zu finden[26]. Nur wenn Männer in der Auseinandersetzung mit anderen Männern ein positives Selbstverständnis entwickelten, seien sie zu gleichberechtigten Beziehungen zu Frauen in der Lage.[27]

Dagegen versteht sich die Strömung der Maskulisten, das „Men's Right Movement“, als Antwort auf die von ihnen wahrgenommenen Übertreibungen der Frauenbewegung. Die von der feministischen Bewegung durchgesetzte Gleichstellungspolitik führe, insbesondere im Familienrecht, zu einer Benachteiligung der Männer. Die vom Feminismus als Zeichen männlicher Vorherrschaft beschriebene Dominanz von Männern in Wirtschaft, Politik und Militär sei vielmehr Beweis für das Gegenteil; Männer seien gezwungen, Krieg zu führen und für ihre Familien zu arbeiten, während die Frauen davon verschont würden. Zudem weisen die Maskulisten viele - wenn nicht die meisten - der philosophischen Punkte der vorhergehenden Männerbewegung zurück.

Diese beiden Strömungen wurden von Susan Faludi in ihrem 1991 erschienen Buch "Backlash - Die Männer schlagen zurück" als Backlash, die Zurückdrängung feministischer Ideen, kritisiert. Dieses Buch ist umstritten, die politische Philosophin Jean Bethke Elshtain bezeichnete es als unwissenschaftlich und als antipolitisch.[28]

Männerbewegung in Deutschland

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Die Männerbewegung in Westdeutschland entstand Mitte der 1970er Jahren in der studentischen Sponti-Szene. In den USA und Großbritannien wurden Selbsterfahrungsgruppen wenige Jahre zuvor gegründet. Die ersten Männergruppen entstanden dadurch, dass Feministinnen von ihren Freunden und Mitbewohnern in den Wohngemeinschaften verlangten, ihre sexistischen Strukturen gemeinsam mit anderen Männern zum Thema zu machen. So erzählte ein Mann aus den ersten drei Berliner Männergruppen beim ersten bundesweiten Treffen (Februar 1975) der Männergruppen in Deutschland:

„Anfang dieses Jahres haben wir uns getroffen, aber das ging weniger von uns Männern aus als von den Frauen, zu denen wir eine Beziehung haben oder hatten. Die Frauen kamen auf die Idee, dass es gut wäre, eine Männergruppe zu machen - Gelächter - und die haben das dann terminlich und so weiter organisiert.“ (Wolfgang Müller u.a.: Männerbilder, 1982)

In dieser Zeit war die Männergruppenszene sehr eng vernetzt mit der beginnenden Schwulenbewegung. Berührungsängste unter Männern, Verantwortung für den Haushalt, Verhütung und Kinder waren ebenso Themen wie „Politmackertum“. Ein wichtiges Buch aus dieser Zeit stammt von Volker Elis Pilgrim: das Manifest für den freien Mann (1977). Symptomatisch für die Selbstkritik war das dort enthaltene bekannte Zitat: „Der Mann ist sozial und sexuell ein Idiot“. Sie strebten eine Veränderung der männlichen Geschlechterrollen in der Gesellschaft an. Angeregt durch feministische Wertvorstellungen versuchten sie „weibliche und schwule Anteile“ zur Geltung zu bringen.

Mit der Verbreiterung der Alternativbewegung in den 1980er Jahren erhielt auch die Männerbewegung Zulauf. Zu ihrer Klientel zählten nun nicht mehr nur Studenten aus dem alternativen Milieu. Die Themen „Männlichkeit“ und „Was ist Männlichkeit?“ wurden in allen Schichten diskutiert. Zwei populäre Lieder, die in dieser Zeit entstanden, drückten diese Diskussion aus; Neue Männer braucht das Land von Ina Deter (1983) und Männer von Herbert Grönemeyer (1984). Auch die Band Extrabreit thematisierte dies und gab 1981 ihrem zweiten Album den Titel „Welch ein Land! – Was für Männer:“.

Volkshochschulen und die Kirchen boten Männergruppen. Es entwickelte sich eine breite Männerverständigungsliteratur, die sich noch bis in die Anfänge der 1990er Jahre im Bündnis mit der Frauenbewegung verstand. Bekanntes pro-feministisches Männermagazin dieser Zeit war der „Herrmann“. Mit den in vielen Städten gegründeten Männerbüros begann eine Professionalisierung der Männerarbeit, gleichzeitig aber auch eine Entpolitisierung. In der linksradikalen Männergruppenszene entstanden Männercafés. Die Professionalisierung der Männerarbeit umfasste Jungenarbeit, Arbeit mit männlichen Tätern, Männertherapie, Männerbildung und Männerforschung.

Anfang der 1990er Jahre spaltete sich die Männergruppenszene. – Es lassen sich drei Strömungen differenzieren:

  • die profeministische Männergruppen, die weitgehend in der autonomen Szene verortet waren und die zum Leserkreis des profeministischen Männerrundbriefs gehörten. Aus den Reihen dieser Männergruppen gab es Anschläge auf Einrichtungen der Bundeswehr und auf Pornoshops, sowie handgreifliche Konfrontationen mit Musikgruppen und Schriftstellern, die als besonderes sexistisch wahrgenommen wurden
  • die „Neue-Mann-Bewegung“, der es um eine moderate Erneuerung individueller männlicher Verhaltensweisen ging. Sie zählten weitgehend zum Lesekreis der Zeitschriften switchboard und Moritz.
  • spirituelle Männergruppen, zu denen einerseits kirchliche Gruppen, andererseits esoterische Gruppen wie die mythopoetischen Gruppen zusammenzufassen sind.

Daneben entwickelten sich die Männerrechtsbewegung, zu der der Maskulismus und ein Teil der Väterbewegung zählt.

Männerbewegung in der Schweiz

Ein Teil der Männerbewegung der Schweiz bezieht sich weniger auf die antipatriarchalen Kämpfe des zwanzigsten Jahrhunderts und versucht die verschiedenen Strömungen pragmatisch zu integrieren. Themen wie die gerechte Verteilung von Erwerbs- und Familienarbeit, die Bedeutung der Präsenz von Männern in der Kindererziehung oder die geschlechterdemokratische Regelung der elterlichen Sorge im Trennungsfall wird ebenso große Bedeutung eingeräumt wie der persönlichen Entwicklung des Mannes[29]. Dieser Teil der Männerbewegung versteht die feministische Frauenbewegung als wichtigen Motor überfälliger gesellschaftlicher Veränderung und sich selbst als gleichberechtigten Partner[30]. Die patriarchalischen Verhältnisse werden als für Männer im gleichen Sinne schädlich wie für Frauen begriffen, entsprechend werden im Unterschied zum antisexistischen Ansatz gesellschaftliche Veränderungen nicht primär aus Solidarität mit der Frauenbewegung unterstützt, sondern als ureigenste männliche Bedürfnisse formuliert:

Die Gesellschaft muss nach vier Jahrzehnten Feminismus ihr Bild vom Mann neu definieren. Männer wurden lange Zeit als Wesen ohne Probleme wahrgenommen, sie verfügten über Macht, verdienten mehr Geld als Frauen, galten als potent. Erfahrung und Studien belegen überdeutlich, dass die Geschlechtsrollenerwartungen den Mann einengen und krank machen. Der Mann kassiert wohl eine Dividende für seine Teilhabe am System traditioneller Männlichkeit, doch spiegelt sich darin eine in mancherlei Hinsicht desaströse Bilanz: zentrale Gesellschaftsbereiche - wie Erwerbs- und Familienarbeit, soziale Sicherung, Bildungswesen oder Gesundheitspolitik - bedürfen darum grundlegender Veränderungen.[31]

Weblinks

Überblick

Bibliografie

Links verschiedener Protagonisten der Männerbewegung

Einzelnachweise

  1. Spase Karoski 2007, Men on the move: the politics of the men's movement, s. 35 ff [1]
  2. Männer als Mitgestalter des Gleichstellungsprozesses? Eidgenössische Kommission für Frauenfragen
  3. Karoski 2007, s. 43 s.o.
  4. „Neben diesen individualistischen und antisexistischen Strömungen innerhalb der Männerbewegung gibt es noch weitere Gruppierungen und Organisationen, die als maskulistisch bezeichnet werden können und die nicht zur Männerbewegung zu zählen sind, sondern Teil der herrschenden Männlichkeit sind.“ (Georg Brzoska: Männerpolitik und Männerbewegung, in: Holger Brandes/Hermann Bullinger: Handbuch Männerarbeit, Weinheim: Psychologie Verlags Union 1996, S. 85)
  5. Hans-Joachim Lenz: »Männer und die Geschichte der „Bewegung der Männer“« – Vortrag auf der Tagung „Eine Zukunft für Frauen und Männer“, 12.-14. November 1997.
  6. Karoski 2007, s. 35/36, s.o.
  7. Karoski 2007, s. 36/37, s.o.
  8. Jon Snodgrass (Hrsg.): „For men against sexism: a book of readings“[2]
  9. Karoski 2007, s. 38, s.o.
  10. Melvin, Roger, MEN'S LIBERATION: A CRITIQUE, Sally Ruth on Mens Liberation, July 1986, S. 3 [3]
  11. Flood, Michael: Men's movements in: XY magazine, vol. 6. 1996, S. 67 [4]
  12. Karoski 2007, s. 45, s.o.
  13. Echols, Alice, Daring to be Bad: Radical Feminism in America 1967-1975, U of Minnesota Press 1989, ISBN 0-8166-1787-2, S. 4/5
  14. Karoski 2007, s. 45, s.o.
  15. Michael A. Messner, Politics of Masculinities: Men in Movements, Rowman Altamira 1997 ISBN 0-8039-5577-4, 978-0-8039-5577-6; S. 48
  16. Echols, Alice, Daring to be Bad: Radical Feminism in America 1967-1975, U of Minnesota Press 1989, ISBN 0-8166-1787-2, S. 4/5
  17. Echols, Alice, Daring to be Bad: Radical Feminism in America 1967-1975, U of Minnesota Press 1989, ISBN 0-8166-1787-2, S. 5
  18. Messerschmidt, James W.: Masculinities and crime: critique and reconceptualization of theory s.43, Rowman & Littlefield 1993, ISBN 0-8476-7869-5, 978-0-8476-7869-3
  19. Kersten, Joachim: Gut und (Ge)schlecht - Männlichkeit, Kultur und Kriminalität, Walter de Gruyter Berlin 1997 S. 42
  20. Carrigan, Lee/Robert Connell/John Lee 1985:Toward a New Sociology of Masculinity, in: Theory and Society, 14/5, S. 551-604
  21. [5]
  22. Robert W. Connell: Der gemachte Mann, Konstruktion und Krise von Männlichkeiten. Verlag Leske + Budric, Opladen 2000, S.228
  23. Karoski 2007, s. 51, s.o.
  24. Karoski 2007, s. 52, s.o.
  25. Sam Keen: Feuer im Bauch. Über das Mann-sein. Bastei-Lübbe Taschenbuch, Bergisch Gladbach 1993, S. 76
  26. Robert W. Connell: Der gemachte Mann, Konstruktion und Krise von Männlichkeiten. Verlag Leske + Budric, Opladen 2000, S.231
  27. vgl. Sam Keen: Feuer im Bauch. Über das Mann-sein. Bastei-Lübbe Taschenbuch, Bergisch Gladbach 1993, S. 51f: „Der Abschied von der FRAU“
  28. Jean Bethke Elshtain: The Feminist as Paranoid, First Things 1992 [6]
  29. http://www.swissinfo.ch/ger/startseite/detail/Forderung_nach_Vaterschaftsurlaub_wird_lauter.html?siteSect=105&sid=7930856&cKey=1181934640000&ty=st
  30. http://static.maenner.ch/gems/facts03gleichstVersion01.pdf
  31. http://www.maenner.ch/de/portrait

Literatur

  • Georg Brzoska: "Männerpolitik und Männerbewegung". In: Holger Brandes und Hermann Bullinger (Hg.): Handbuch Männerarbeit. Psychologie Verlags Union, Weinheim 1996, S. 74-89.
  • Susan Faludi: Backlash. The Undeclared War Against American Women. New York: Crown Publishers, New York 1991.
  • Jean Bethke Elshtain: "The Feminist as Paranoid", Rezension zu Faludis "Backlash", First Things 8/1992 [7]
  • Der amerikanische Soziologe Hugo Schwyzer über die Männerbewegung in den USA
  • Flood, Michael: Backlash: Angry men's movements in: Rossi, Staceay E.: The Battle and Backlash rage on. 2004, XLibris Corp., ISBN 1-4134-5934-X, S. 261-287 [8]
  • Flood, Michael: Men's movements in: XY magazine, vol. 6. 1996. Über den Maskulismus, s. S. 69 [9]
  • Sven Glawion: "'Ganze Männer' zwischen C.G. Jung und Jesus. Überwindungsfantasien der 'Männerbewegung'". In: Sven Glawion, Elahe Haschemi Yekani und Jana Husmann-Kastein (Hg.): Erlöser. Figurationen männlicher Hegemonie. Verlag transcript, Bielefeld 2007, S. 155-167.
  • Karoski, Spase: Men on the move: the politics of the men's movement 2007, University of Wollongong [10]
  • Judith Lowder Newton: From Panthers to Promise Keepers. Rethinking the Men's Movement, Lanham/MD: Rowman & Littlefield, 2005.
  • Willi Walter: "Gender, Geschlecht und Männerforschung“. In: Christina von Braun und Inge Stephan (Hg.): Gender Studien. Eine Einführung. Verlag Metzler, Stuttgart 2000, S. 97-116.
  • Paul M. Zulehner und Rainer Volz: Männer im Aufbruch. Wie Deutschlands Männer sich selbst und wie Frauen sie sehen. Ein Forschungsbericht. Schwabenverlag. Ostfildern 1998

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