Mützenich (Monschau)

Mützenich (Monschau)
Mützenich
Stadt Monschau
Koordinaten: 50° 34′ N, 6° 13′ O50.5666666666676.2166666666667Koordinaten: 50° 34′ 0″ N, 6° 13′ 0″ O
Fläche: 9,89 km²
Einwohner: 2.237 (31. Dez. 2006)
Eingemeindung: 1. Jan. 1972
Wappen von Mützenich
Die Vennbahntrasse ist belgisches Staatsgebiet

Mützenich ist ein nordwestlicher Stadtteil von Monschau in der Städteregion Aachen.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Mützenich liegt an der belgischen Grenze, im Einzugsbereich des Hohen Venns, unterhalb der höchsten Erhebung der Städteregion Aachen, dem Steling (658 m ü. NN).
Durch die Trasse der mittlerweile abgebauten Vennbahn ist Mützenich neben anderen Ortsteilen Monschaus und Roetgens eine Exklave Deutschlands, die komplett von Belgien umschlossen ist. Die Vennbahntrasse ist ebenso wie einige zuvor zu Mützenich gehörende Waldgebiete seit 1920 durch die Bestimmungen des Versailler Vertrags belgisches Hoheitsgebiet. Rechts und links der Vennbahntrasse sind im Gelände die Grenzsteine zu finden.

Geschichte

Der Ortsname Mützenich weist möglicherweise auf eine römische Ansiedlung hin: Mutiniacum. Um 1783 wurde unter einem Knüppeldamm im Venn die Leiche eines römischen Legionärs in voller Rüstung gefunden. Der römische Helm ist Teil des Gemeindewappens.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges plante Belgien, die durch die Vennbahn entstandene Exklave zu annektieren, ließ diese Pläne aber im April 1949 wieder fallen[1].

In der Nachkriegszeit war der Ort eine Hochburg des Kaffeeschmuggels von Belgien nach Deutschland. Die Staatsanwaltschaft stellte fest, dass fast die gesamte männliche Jugend Mützenichs Kaffee schmuggelte und ermittelte gegen über 100 Bewohner. 1952 wurden 52 von ihnen angeklagt und schließlich 46 verurteilt. Wegen Spielermangels musste daraufhin der örtliche Fußballverein absteigen.[2]

Bis Ende 1971 gehörte Mützenich als eigenständige Gemeinde zum ebenfalls aufgelösten Kreis Monschau und dieser zum ebenfalls aufgelösten Regierungsbezirk Aachen (siehe Aachen-Gesetz). Am 1. Januar 1972 wurde der Ort in die Stadt Monschau eingegliedert.[3]

Mützenich ist ein sehr sehenswertes Dorf und wurde mehrfach mit dem Titel Golddorf ausgezeichnet.

Wirtschaft

Neben einer Vielzahl privater Pensionen gibt es mehrere Hotels und Restaurants, Einzelhandelsgeschäfte, verschiedene Handwerksbetriebe und einige Milch- und Fleischbauern. Der größte Teil der Bevölkerung arbeitet allerdings in der näheren Umgebung oder Aachen.

Tourismus

Kaiser Karls Bettstatt

Mützenich ist ein beliebtes Ziel für Wanderer, Radfahrer, Jogger und Ski-Langläufer. Viele Wanderwege führen in das Hohe Venn, ein Hochmoor auf etwa 600 bis 650 Meter Höhe mit Palsen (früher irrtümlich Pingos) aus der Eiszeit, und in das Naturschutzgebiet Gebirgsbach Rur. Mützenich ist von Aachen mit dem PKW in ca. 40 Minuten zu erreichen.

Ein markanter Punkt ca. einen Kilometer nördlich des Ortes ist Kaiser Karls Bettstatt, unweit des Stelings, von wo aus einer der Hauptwege ins Hohe Venn führt. Die Legende besagt: Als Kaiser Karl der Große sich eines Tages auf der Jagd verirrte, soll er an diesem Quarzitblock sein unfreiwilliges Nachtlager aufgeschlagen haben. Mit etwas Fantasie sind Einkerbungen zu erkennen, wo ein Körper mit Kopf und Füßen aufgelegen haben könnte. Nach diesem Abdruck hätte diese Gestalt allerdings fast drei Meter groß sein müssen. Auch für die Namensgebung Mützenichs muss, mit einem Augenzwinkern, Karl herhalten: als ihm, auf der Bettstatt liegend, einer seiner Bediensteten gegen die Kälte eine Kopfbedeckung hinhielt, soll er entgegnet haben: „Mütze nich“. In dem in Mundart abgehaltenen Dorflied e Dörpsche lid im Monscher Land (ein Dörfchen liegt im Monschauer Land) wird hingegen die Namensfindung auf den oft strengen Westwind zurückgeführt, der den Menschen die Mützen weg riss: „un daropp ewischlisch, häisst dat Dorp nu Mötzenisch“.

Palsen bei Mützenich mit Moortümpel

Einzelnachweise

  1. Bettina Blank: Die westdeutschen Länder und die Entstehung der Bundesrepublik, München 1995, S. 220 [1]
  2. http://einestages.spiegel.de/static/topicalbumbackground/4904/kaffeebohnen_blaue_bohnen.html
  3. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

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