Arnold von Selenhofen

Arnold von Selenhofen

Arnold von Selenhofen (* 1095/1100; † 24. Juni 1160 in Mainz) war Erzbischof von Mainz von 1153 bis 1160.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Arnolds Herkunft ist nicht mit letzter Sicherheit geklärt. Seit Jahrzehnten wird in der Forschung diskutiert, ob er aus einem angesehenen Mainzer Dienstmannengeschlecht stammte oder edelfreier Abkunft war. Es handelte sich aller Voraussicht nach um eine Ministerialenfamilie aus dem Mainzer Vorort Selenhofen, nach dem sich die Familie benannte. [1] Er besuchte die Mainzer Domschule und studierte in Paris. 1138 ernannte ihn Konrad III. zum Leiter der Hofkapelle, er wurde Propst des Aachener Marienstiftes,[2] Mainzer Domherr und erzbischöflicher Stadtkämmerer, dann Dompropst in Mainz. Der sich abzeichnende Aufstieg war zum einen auf die sozialen Kontakte zurückzuführen, die Arnold von Selenhofen am Hofe geknüpft hatte, zum anderen auf die starke Einsatzbereitscheft, die er während der Herrschaftstätigkeit Adalberts gezeigt hatte.[3] 1151 ernannte ihn der Stauferkönig Konrad III., durch dessen Gunst er noch mehrere andere Pfründe erwarb, zum Leiter der Reichskanzlei.

Erzbischof von Mainz

1152 bestieg Friedrich I. Barbarossa den Thron des Reiches. Barbarossa stand in Konflikt mit dem seinerzeitigen Erzbischof von Mainz, Heinrich I., und ließ ihn deshalb im Juni 1153 durch Papst Eugen III. absetzen. Zum Nachfolger bestimmte er - ohne sich um die Wünsche der Mehrheit von Klerus und Ministerialität im Erzstift Mainz zu kümmern - seinen Reichskanzler Arnold von Selenhofen.

Diese Erhebung von außen war wahrscheinlich einer der Gründe für die ständigen Konflikte, die Arnold sowohl mit vielen hochadeligen Vasallen als auch mit der Mainzer Stadtbevölkerung hatte. Ein weiterer Grund wird seine tatkräftige und rücksichtslose Verwaltung des Stifts gewesen sein. Insbesondere das Ministerialengeschlecht der Meingote, an dessen Spitze sich der Mainzer Vizedom Meingot befand, sah sich als direkten Konkurrenten und Widersacher Arnolds.

Konflikte mit der Stadt Mainz

Bereits im Jahr 1155 kam es zu ersten Unruhen, die durch den inzwischen zum Kaiser gekrönten Friedrich Barbarossa per Richterspruch beendet wurden. In der Folge versuchte Arnold, Meingot und seine Anhänger durch Beteiligung an seiner Herrschaft an sich zu binden.

Doch bereits 1158 kam es zu einem neuen Aufstand. Anlass war Friedrichs zweiter Italienfeldzug, auf den Arnold ihn begleiten musste. Aufgrund der Geldnot, in der sich der Mainzer Erzbischof befand, erhob Arnold eine Beisteuer von der Mainzer Bevölkerung. Diese fasste das als Verstoß gegen die Freiheitsrechte der Stadt auf, die sie seit der Zeit Adalberts I. besaßen, und widersetzte sich. Also musste Arnold ohne diese Einnahmen nach Italien aufbrechen, fest entschlossen, die Steuer nach seiner Rückkehr nach Mainz doch noch durchzusetzen.

Aber während seiner Abwesenheit übernahmen Arnolds Gegner in Mainz die Herrschaft. An die Spitze der Aufrührer setzten sich erneut Verwandte des inzwischen verstorbenen Meingots, die von Arnold zu Statthaltern von Mainz während seiner Abwesenheit eingesetzt waren. Noch im selben Jahr kehrte Arnold nach Mainz zurück und nahm die Stadt gewaltsam ein.

1159 verließ er - im Glauben wieder Herr der Lage zu sein - erneut die Stadt und sofort formierten sich die Aufrührer erneut und zerstörten die erzbischöfliche Pfalz. Beide Seiten, Empörer und Erzbischof, suchten Unterstützung bei Kaiser Friedrich. Dieser entschied im Dezember 1159 zugunsten Arnolds und überantwortete die Aufrührer der Gnade des Erzbischofs. Die Mainzer erklärten sich zur Unterwerfung und Sühne bereit, das Sühnemaß wurde im Februar 1160 in Pavia festgesetzt.

Ermordung

Als Arnold nun aber erneut auf den Widerstand der Mainzer stieß, bereitete er von Thüringen und Hessen aus einen bewaffneten Schlag gegen die Stadt vor. Erneute Unterwerfungserklärungen der Mainzer brachten ihn dann wieder von diesem Vorhaben ab und er begab sich in das Kloster St. Jakob auf dem Jakobsberg vor der Stadt (heutige Zitadelle).

Am Johannistag, dem 24. Juni 1160, stürmte eine aufgeregte Menge das Kloster, dessen Abt mit den Aufständischen verschworen war und ermordete Erzbischof Arnold von Selenhofen und seinen Bruder. Die Leichen warfen die Aufrührer in eine Mistgrube.[4] So fand der dauerhafte Konflikt zwischen Erzbischof und Vasallen sowie Stadtbevölkerung ein gewaltsames Ende. Die Überreste Arnolds wurden nach einigen Tagen heimlich geborgen und in St. Maria ad gradus in Mainz bestattet.

Die Folgen für die Stadt Mainz waren fatal: Da Bischofsmord als besonders schweres Sakrileg galt, hielt der Kaiser ein Strafgericht über die Täter: die Rädelsführer, unter ihnen der Abt, wurden verbannt. Einige der Mönche sprangen aus Angst vor den Verhören aus dem Fenster des Jakobsklosters,.[5] die Mainzer wurden exkommuniziert. Die Stadt wurde ihrer unter Adalbert I. erworbenen Rechte und Freiheiten entkleidet und die Stadtmauer wurde geschleift. Allerdings erlangte Mainz Barbarossas Gunst zurück, als es das Pfingstfest 1184 und den Hoftag Jesu Christi 1186 erfolgreich ausrichtete.[6]

Literatur

  • Franz Xaver von Wegele: Arnold von Selenhofen. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 1, Duncker & Humblot, Leipzig 1875, S. 578 f.
  • Peter Acht: Arnold. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, S. 378.
  • Johann Friedrich Böhmer: Martyrium Arnoldi Archiepiscopi Moguntini. Stuttgart 1853. (Fontes Rerum Germanicarum 3), Seite 173-217
  • Burkhardt, Stefan, Mit Stab und Schwert. Bilder, Träger und Funktionen erzbischöflicher Herrschaft zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Erzbistümer Köln und Mainz im Vergleich (Mittelalter-Forschungen 22), Ostfildern 2008.
  • Christoph Waldecker: Zwischen Kaiser, Kurie, Klerus und kämpferischen Laien. Die Mainzer Erzbischöfe im Zeitraum 1100 bis 1160. Mainz 2002 (Quellen und Abhandlungen zur Mittelrheinischen Kirchengeschichte 101).
  • Falck, Ludwig: Die erzbischöfliche Metropole. 1011-1244. In: Franz Dumont, Ferdinand Scherf, Friedrich Schütz (Hrsg.): Mainz – Die Geschichte der Stadt'.' Mainz 1999. S. 111-137.
  • Wegele, Franz: Arnold von Selenhofen, Erzbischof von Mainz. (1153-1160). Jena 1855.

Einzelnachweise

  1. Burkhardt, Stefan, Mit Stab und Schwert. Bilder, Träger und Funktionen erzbischöflicher Herrschaft zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Erzbistümer Köln und Mainz im Vergleich, Ostfildern, 2008, S. 31
  2. Bedürftig, Friedemann: Die Staufer, Darmstadt, 2006, ISBN 3-89678-288-6, S. 18
  3. Burkhardt, Stefan, Mit Stab und Schwert. Bilder, Träger und Funktionen erzbischöflicher Herrschaft zur Zeit Kaiser Friedrich Barbarossas. Die Erzbistümer Köln und Mainz im Vergleich, Ostfildern, 2008, S.49
  4. Bedürftig, Friedemann: Die Staufer, Darmstadt, 2006, ISBN 3-89678-288-6, S. 18
  5. Bedürftig, Friedemann: Die Staufer, Darmstadt, 2006, ISBN 3-89678-288-6, S. 18
  6. Bedürftig, Friedemann: Die Staufer, Darmstadt, 2006, ISBN 3-89678-288-6, S. 18, 58


Vorgänger Amt Nachfolger
Heinrich I. von Mainz Erzbischof von Mainz
1153–1160
Rudolf von Zähringen
Meyers Konversationslexikons logo.svg Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890. Bitte entferne diesen Hinweis nur, wenn du den Artikel so weit überarbeitet oder neu geschrieben hast, dass der Text den aktuellen Wissensstand zu diesem Thema widerspiegelt und dies mit Quellen belegt ist, wenn der Artikel heutigen sprachlichen Anforderungen genügt und wenn er keine Wertungen enthält, die den Wikipedia-Grundsatz des neutralen Standpunkts verletzen.

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