- Natürliche Zahl
-
ℕ
Die natürlichen Zahlen sind die beim Zählen verwendeten Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 usw. Oft wird auch die Null zu den natürlichen Zahlen gerechnet. Die natürlichen Zahlen bilden mit der Addition und der Multiplikation zusammen eine mathematische Struktur, die als kommutativer Halbring bezeichnet wird.
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnungskonventionen
Die Menge der natürlichen Zahlen wird mit dem Formelzeichen abgekürzt.
Sie umfasst entweder die positiven ganzen Zahlen
oder die nichtnegativen ganzen Zahlen
Beide Konventionen werden uneinheitlich verwendet. Die ältere Tradition zählt die Null nicht zu den natürlichen Zahlen (die Null wurde in Europa erst ab dem 13. Jahrhundert gebräuchlich). Diese Definition ist gängiger in mathematischen Gebieten wie der Zahlentheorie, in denen die Multiplikation der natürlichen Zahlen im Vordergrund steht. In der Logik, der Mengenlehre oder der Informatik[1] ist dagegen die Definition mit Null gebräuchlicher und vereinfacht die Darstellung. Im Zweifelsfall ist die verwendete Definition explizit zu nennen.
Für die Menge der natürlichen Zahlen ohne Null führte Dedekind 1888 das Symbol N ein.[2] Sein Symbol wird heute stilisiert als oder auch als Ab 1894 gebrauchte Peano für die natürlichen Zahlen mit Null das Symbol N0, das heute ebenfalls stilisiert und nach Peano durch definiert wird.[3]
Wird jedoch das Symbol für die natürlichen Zahlen mit Null verwendet, dann wird die Menge der natürlichen Zahlen ohne Null mit bezeichnet. Die DIN-Norm 5473 verwendet zum Beispiel für die nicht-negativen ganzen Zahlen und für die positiven ganzen Zahlen.
Axiomatisierung
Richard Dedekind definierte 1888 erstmals die natürlichen Zahlen implizit durch Axiome.[2] Unabhängig von ihm stellte Giuseppe Peano 1889 ein einfacheres und zugleich formal präzises Axiomensystem auf.[4][5] Diese sogenannten Peano-Axiome haben sich durchgesetzt. Während sich das ursprüngliche Axiomensystem in Prädikatenlogik zweiter Stufe formalisieren lässt, wird heute oft eine schwächere Variante in Prädikatenlogik erster Stufe verwendet, die als Peano-Arithmetik bezeichnet wird. Andere Axiomatisierungen der natürlichen Zahlen, die mit der Peano-Arithmetik verwandt sind, sind beispielsweise die Robinson-Arithmetik und die Primitiv rekursive Arithmetik.
Von Neumanns Modell der natürlichen Zahlen
Peano beschrieb mit seinem Axiom-System zwar die Eigenschaften von natürlichen Zahlen, sah aber keine Notwendigkeit, deren Existenz zu beweisen. John von Neumann gab eine Möglichkeit an, die natürlichen Zahlen durch Mengen darzustellen, d.h. er beschrieb ein mengentheoretisches Modell der natürlichen Zahlen.
Zur Erklärung: Für das Startelement, die „0“, ist die leere Menge gewählt worden. Die „1“ ist hingegen die Menge, welche die leere Menge als Element enthält. Dies sind verschiedene Mengen, denn die „0“ enthält kein Element, wohingegen die „1“ genau ein Element enthält. Jeder Nachfolger ist vom Vorgänger verschieden, da die Nachfolgermenge ein Element mehr enthält, als die Vorgängermenge, nämlich den Vorgänger selbst.
Die Existenz jeder einzelnen natürlichen Zahl ist mengentheoretisch schon durch recht schwache Forderungen gesichert. Für die Existenz der Menge aller natürlichen Zahlen benötigt man jedoch in der Zermelo-Fraenkel-Mengenlehre ein eigenes Axiom, das so genannte Unendlichkeitsaxiom.
Eine Verallgemeinerung dieser Konstruktion ergibt die Ordinalzahlen.
Die natürlichen Zahlen als Teilmenge der reellen Zahlen
Die Einführung der natürlichen Zahlen mit Hilfe der Peano-Axiome ist eine Möglichkeit, die Theorie der natürlichen Zahlen zu begründen. Als Alternative kann man beim Körper der reellen Zahlen axiomatisch einsteigen und die natürlichen Zahlen als Teilmenge von definieren. Dazu benötigt man zunächst den Begriff einer induktiven Menge.
Eine Teilmenge M von heißt induktiv, wenn folgende Bedingungen erfüllt sind:
- 0 ist Element von M
- Ist x Element von M, so ist auch x + 1 Element von M
Dann ist der Durchschnitt aller induktiven Teilmengen von .
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ z. B. Dijkstra, EWD831: Why numbering should start at zero
- ↑ a b Dedekind: Was sind und was sollen die Zahlen?, Braunschweig 1888.
- ↑ Peano: Opere scelte II, S. 124. Definition in: Peano, Opere scelte III, S. 225
- ↑ Peano: Arithmetices principia nova methodo exposita, Turin 1889
- ↑ zur Unabhängigkeit von Dedekind siehe: Hubert Kennedy: The origins of modern Axiomatics, in: American Mathematical monthly, 79 (1972), 133-136. Auch in: Kennedy: Giuseppe Peano, San Francisco, 2002, S. 35f
Literatur
- Bertrand Russell: Einführung in die mathematische Philosophie. Drei-Masken, München 1919, F. Meiner, Hamburg 2006. ISBN 3-7873-1602-7
- Johannes Lenhard, Michael Otte (Hrsg.): Einführung in die mathematische Philosophie. F. Meiner, Hamburg 2002. ISBN 3-7873-1602-7
- Harald Scheid: Zahlentheorie. BI-Wiss.-Verl., Mannheim 1994 (2.Aufl.). ISBN 3-411-14842-X
Weblinks
Wiktionary: natürliche Zahl – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenNatürliche Zahlen | Ganze Zahlen | Rationale Zahlen | Reelle Zahlen | Komplexe Zahlen
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Natürliche Zahlen — ℕ Die natürlichen Zahlen sind die beim Zählen verwendeten Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 usw. Oft wird auch die 0 (Null) zu den natürlichen Zahlen gerechnet. Sie bilden bezüglich der Addition und der Multiplikation einen (additiv und… … Deutsch Wikipedia
Zahl — Vielheit; Nummer; Ziffer; Nr.; Menge; Kennziffer; Anzahl; Wert * * * Zahl [ts̮a:l], die; , en: 1. Angabe einer Menge, Größe: die Zahl 1 000; zwei Zahlen addieren, zusammenzählen, dividieren, teilen, [voneinander] abziehen, subtrahieren; eine Zah … Universal-Lexikon
Zahl — Za̲hl die; , en; 1 ein Element des Systems, mit dem man rechnen, zählen und messen kann <eine einstellige, zweistellige usw, mehrstellige Zahl; eine hohe, große, niedrige, kleine Zahl>: die Zahl 1; die Zahlen von 1 bis 100 || K :… … Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache
Zahl — die; , en (Abkürzung Z.); natürliche Zahlen (Mathematik) • Zahl / Anzahl Die alte Unterscheidung, nach der »Zahl« eine Gesamtmenge ausdrückt, »Anzahl« dagegen einen Teil einer Menge, wird im heutigen Sprachgebrauch vor allem dann noch beachtet … Die deutsche Rechtschreibung
Zahl — Zahl, eine Menge von Einheiten derselben Art (s. Einheit). Die aus diesen gebildete Größe selbst heißt benannte oder konkrete Z. (z. B. 6 Pfund, 8 Mark); die bloße Menge der Einheiten, also der Begriff einer bestimmten Vielheit, ohne Rücksicht… … Meyers Großes Konversations-Lexikon
Natürliche Exponentialfunktion — Die Mathematik bezeichnet als Exponentialfunktion eine Funktion der Form mit der Basis . In der gebräuchlichsten Form sind dabei für den Exponenten x die reellen Zahlen zugelassen. Im Gegensatz zu den Potenzfunktionen, bei denen die Basis die… … Deutsch Wikipedia
Natürliche Arbeitslosenquote — Die natürliche Arbeitslosenquote (auch normale Arbeitslosenquote oder strukturelle Arbeitslosenquote) ist eine ökonomische Hypothese, die besagt, dass zu dem im gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht gegebenen Reallohn stets ein gewisses… … Deutsch Wikipedia
Natürliche Arbeitslosenrate — Die natürliche Arbeitslosenquote (auch normale Arbeitslosenquote oder strukturelle Arbeitslosenquote) ist eine ökonomische Hypothese, die besagt, dass zu dem im gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht gegebenen Reallohn stets ein gewisses… … Deutsch Wikipedia
Natürliche Arbeitslosigkeit — Die natürliche Arbeitslosenquote (auch normale Arbeitslosenquote oder strukturelle Arbeitslosenquote) ist eine ökonomische Hypothese, die besagt, dass zu dem im gesamtwirtschaftlichen Gleichgewicht gegebenen Reallohn stets ein gewisses… … Deutsch Wikipedia
Natürliche Bevölkerungsentwicklung — Die Geburtenbilanz („Natürliche Bevölkerungsentwicklung“) ist die Zahl der Lebendgeborenen abzüglich der Zahl der Sterbefälle in einem bestimmten Gebiet in einem festgelegten Zeitraum. Sie ist eine der Messgrößen der Demographie. Überwiegt die… … Deutsch Wikipedia