- Richard Dedekind
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Julius Wilhelm Richard Dedekind (* 6. Oktober 1831 in Braunschweig; † 12. Februar 1916 ebenda) war ein deutscher Mathematiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben und Werk
Der Sohn des Braunschweiger Juristen und Hochschullehrers Julius Dedekind besuchte das Martino-Katharineum Braunschweig und studierte ab 1848 Mathematik am dortigen Collegium Carolinum. Das Studium setzte er ab 1850 in Göttingen fort, wo er 1852 bei Carl Friedrich Gauß als dessen letzter Schüler über die Theorie Eulerscher Integrale promovierte. Seit 1850 gehörte Dedekind der Burschenschaft Brunsviga an und bekleidete dort im Sommersemester 1852 das Amt des Schriftführers und Kassenwartes. 1854 habilitierte er sich ebenfalls in Göttingen, kurz nach Bernhard Riemann, mit dem er befreundet war. Nach dem Tode von Gauß wurde 1855 Peter Gustav Dirichlet dessen Nachfolger und freundete sich mit Dedekind an. Dedekind wurde 1858 Ordinarius am Polytechnikum Zürich und war von 1862 bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1894 Professor für Mathematik in Braunschweig an der dortigen Technischen Hochschule. Er erhielt zwar mehrere Rufe an angesehene Universitäten, zog es aber vor, in seiner Heimatstadt Braunschweig zu bleiben.
Richard Dedekind gab 1888 in der Schrift „Was sind und was sollen die Zahlen?“ die erste exakte Einführung der natürlichen Zahlen durch Axiome.[1] In seiner Schrift „Stetigkeit und Irrationalzahlen“ von 1872 gab er die erste exakte Definition der reellen Zahlen mit Hilfe der Dedekindschen Schnitte. Im Anhang der Zahlentheorie seines Lehrers Dirichlet stellte er seinen Aufbau der Idealtheorie dar, die damals in Konkurrenz zu der von Leopold Kronecker stand. Nach ihm benannt sind hier die Dedekindringe und ferner die dedekindsche η-Funktion in der Theorie der Modulformen, die dedekindsche ζ-Funktion eines algebraischen Zahlkörpers, der Dedekindsche Komplementärmodul, Dedekindsche Summen sowie die Begriffe „Dedekind-unendlich“ und „Dedekind-endlich“.
Dedekind war auch ein Pionier der Gruppentheorie. Die abgebildete Briefmarke erinnert an seinen Satz von der eindeutigen Zerlegbarkeit der Ideale in Primideale im Ring der ganzen Zahlen eines algebraischen Zahlkörpers.
Er gab sowohl die nachgelassenen Schriften seines Lehrers Dirichlet heraus als auch die seines Freundes Bernhard Riemann, für dessen Gesammelte Werke er auch eine Biographie schrieb.
Dedekind starb am 12. Februar 1916 und wurde auf dem Braunschweiger Hauptfriedhof beigesetzt.
Zitate
In seiner Schrift Was sind und was sollen Zahlen? schrieb er 1888:
„Die Zahlen sind freie Schöpfungen des menschlichen Geistes, sie dienen als Mittel, um die Verschiedenheit der Dinge leichter und schärfer aufzufassen. Durch den rein logischen Aufbau der Zahlenwissenschaft und durch das in ihr gewonnene stetige Zahlenreich sind wir erst in den Stand gesetzt, unsere Vorstellungen von Raum und Zeit genau zu untersuchen, indem wir dieselben auf dieses in unserem Geiste geschaffene Zahlenreich beziehen.“
Siehe auch
Literatur
- Horst-Rüdiger Jarck, Günter Scheel (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon. 19. und 20. Jahrhundert, Hannover 1996, S. 137
- Winfried Scharlau (Hrsg.): Dedekind. vieweg, 1981
- Dirichlet, Dedekind: Vorlesungen über Zahlentheorie, 2. Auflage, Vieweg, 1871
- Die gesammelten Werke von Dedekind (Hrsg. von Emmy Noether, Robert Fricke, Oystein Ore), Braunschweig, Vieweg, 1930 bis 1932
- Heiko Harborth, Maria Heuer, Harald Löwe, Rainer Löwen, Thomas Sonar: Gedenkschrift für Richard Dedekind. Ein Beitrag der Wirtschaft, vertreten durch die Industrie- und Handelskammer Braunschweig (Hrsg. IHK Braunschweig, PDF ca. 6 MB, Braunschweig 2007).
- Heiko Harborth, Karl Gerke: Zum Leben des Braunschweiger Mathematikers Richard Dedekind. in Brunswiek 1031- Braunschweig 1981, Ausstellungskatalog Städtisches Museum Braunschweig
- Pierre Dugac: Richard Dedekind et les fondements de la mathematique. Paris 1976
Weblinks
Commons: Richard Dedekind – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien- Literatur von und über Richard Dedekind im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Richard Dedekind als Persönlichkeit im BLIK – Braunschweiger Leit- und Informationssystem für Kultur
- Richard Dedekind. In: MacTutor History of Mathematics archive (englisch)
- Kurzbiografie
- Eintrag im Mathematics Genealogy Project
- R. Dedekind: Was sind und was sollen die Zahlen? (Scan eines Buches von 1893)
- Lebensbilder Brunsviga: http://www.brunsviga.net/29.0.html
Einzelnachweise
- ↑ Dedekinds Axiome sind gleichwertig zu den Peano-Axiomen, die von Dedekind abweichen und unabhängig von ihm entstanden sind. Dazu: Hubert Kennedy: The origins of modern Axiomatics, in: American Mathematical monthly, 79 (1972), 133-136. Auch in: Kennedy: Giuseppe Peano, San Francisco, 2002, S.
Kategorien:- Mathematiker (19. Jahrhundert)
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