Nerva

Nerva

Marcus Cocceius Nerva (* 8. November 30; † 27. Januar 98) war als Nachfolger Domitians von 96 bis 98 römischer Kaiser.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Karriere bis 96

Nerva stammte wie Vespasian, der Gründer der flavischen Dynastie, aus der italischen Nobilität, nicht wie dessen Vorgänger aus der römischen. Seine Familie stammte aus der nördlich von Rom gelegenen etrurischen Stadt Narni. Sein Großvater und Vater waren bedeutende Juristen mit engem Kontakt zum julisch-claudischen Kaiserhaus. Ein Onkel hatte Rubellia Bassa, die Tochter der Iulia Livia und Urenkelin des Tiberius geheiratet.

Nerva verfolgte nicht die übliche Karriere in der Verwaltung. Als erste Stufen seines cursus honorum lassen sich das Priesteramt eines salius Palatinus nachweisen, ein Kommando über eine Reiterschwadron, das Amt des praefectus urbi und die Quaestur. Im Jahr 65 war er an der Aufdeckung der pisonischen Verschwörung beteiligt, einem Mordkomplott von Senatoren gegen Kaiser Nero. Gemeinsam mit dem Prätorianerpräfekten Gaius Ofonius Tigellinus und dem Konsular Publius Petronius Turpilianus erhielt er dafür die ornamenta triumphalia, also alle Ehrungen eines Triumphators bis auf den Triumphzug selbst, der seit Augustus den Kaisern vorbehalten war. Statuen von ihm und Tigellinus wurden im kaiserlichen Palast aufgestellt - für Personen, die nicht der kaiserlichen Familie angehörten, eine ganz außergewöhnliche Ehre.[1] Eine weitere Ehrenstatue Nervas wurde auf dem Forum Romanum aufgestellt. Im Jahr 66 erreichte Nerva die Praetur. Auch nach Neros Ermordung konnte er unter den flavischen Kaisern eine einflussreiche Stellung behaupten. Das Consulat bekleidete er zweimal: im Jahr 71 gemeinsam mit Vespasian und mit Domitian im Jahr 90.

Nerva war nicht verheiratet.

Kaiser

Nach der Ermordung Domitians 96 wurde der angesehene Jurist mit Unterstützung der Verschwörer vom Senat am 18. September 96 zu dessen Nachfolger erwählt, weil er schon älter und zudem kinderlos war.

Als Antwort auf Domitians Terrorherrschaft ging Nerva zu einer neuen Haltung über und verband das Prinzipat mit der Freiheit (principatum ac libertatem).[2] Zunächst wurde über Domitian die damnatio memoriae verhängt. Dann ließ er diejenigen frei, die wegen Verrats im Gefängnis waren, verbot weitere Anklagen wegen Verrats, verbot die Majestätsprozesse und gab viel von dem konfiszierten Eigentum zurück. Die Senatoren wurden der kaiserlichen Gerichtsbarkeit entzogen und unterlagen nur der des Senats. Im Senat wurde die geheime Abstimmung eingeführt. Darüber hinaus schaffte er unentgeltliche Requirierungen in Italien für die staatliche Post ab. Durch große Sparsamkeit gelang es ihm, die zerrütteten Staatsfinanzen zu sanieren, wofür er auch sein eigenes Vermögen opferte. Seine mildtätige und besonnene Regierung zeigte sich u. a. in der Einrichtung staatlicher Alimentarfonds, die hilfsbedürftigen Kindern Unterhalt und Ausbildung ermöglichten. An notleidende römische Bürger wurde während seiner Regentschaft Land im Wert von 60 Millionen Sesterzen verteilt.

Nerva ließ den von Domitian begonnenen Bau eines neuen Forums, das das alte Forum Romanum mit den Kaiserforen verbinden sollte, fertigstellen (forum transitorium oder Nervaforum). Er bestellte Sextus Julius Frontinus zum curator aquarum und ernannte ihn 98 zum Konsul. Auch Tacitus wurde unter seiner Regierung mit einem Consulat geehrt.

Mitte 97 meuterte die Prätorianergarde, die er nicht wie seine Vorgänger mit üppigen Geldgeschenken überhäuft hatte. Nerva adoptierte daraufhin am 27. Oktober 97 den Spanier Trajan, einen Kommandeur der Armeen an der germanischen Grenze, der bei der Armee großes Ansehen und Rückhalt genoss. Damit begründete er das Adoptivkaisertum ("Zeitalter der Guten Kaiser"), das jedoch entgegen früherer Anschauung nicht mit einer bewussten Abkehr vom dynastischen Prinzip und aus der schlechten Erfahrung, die Rom mit manchem unzulänglichen dynastischen Nachfolger erleiden musste, sondern dem Faktum kaiserlicher Kinderlosigkeit geschuldet war.

Am 1. Januar 98 n. Chr. erlitt er während einer Privataudienz einen Schlaganfall und starb drei Wochen später in seiner Villa in den Gärten des Sallust. Er war der letzte römische Kaiser, dessen Asche im Mausoleum des Augustus auf dem Marsfeld beigesetzt wurde. Sein vollständiger Titel zum Zeitpunkt seines Todes war Imperator Nerva Caesar Augustus Germanicus, Pontifex maximus, Tribuniciae potestatis III, Consul IV, Imperator II, Pater patriae.

Einzelnachweise

  1. Götz Lahusen, Römische Bildnisse. Auftraggeber - Funktionen - Standorte, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2010, S. 131
  2. Tacitus: Agricola 3,1

Literatur

  • John D. Grainger: Nerva and the Roman succession crisis of AD 96–99. London 2003, ISBN 0-415-34958-3.
  • Bruno Grenzheuser: Kaiser und Senat in der Zeit von Nero bis Nerva. Dissertation, Münster 1964.

Weblinks

 Commons: Nerva – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien


Vorgänger Amt Nachfolger
Domitian Römischer Kaiser
96–98
Trajan

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