Neuer Hagen

Neuer Hagen
Neuer Hagen (auch: Niedersfelder Hochheide)
Neuer Hagen (auch: Niedersfelder Hochheide)
Baumpieper
Wiesenpieper

Der Neue Hagen, auch Niedersfelder Hochheide genannt, ist ein 73,89 ha großes Naturschutz- und FFH-Gebiet im nordöstlichen Rothaargebirge am Nordhang des Clemensbergs (839,1 m ü. NN) im Hochsauerlandkreis im Südosten von Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage und Klima

Der Neue Hagen liegt an der Landesgrenze zu Hessen zwischen dem Clemensberg, dem Langenberg (843,2 m), dem Hopperkopf (805 m) und dem Hegekopf (842,9 m) 4,5 km südwestlich von Willingen und 2 km östlich von Niedersfeld, einem Ortsteil von Winterberg.

Das Gebiet hat eine Höhenlage zwischen 740 und 830 m ü. NN. Es liegt auf der Wasserscheide zwischen Ruhr und Diemel. Im Gebiet entspringt in mehreren Quellmulden die Hoppecke, ein Zufluss der Diemel. Hindurch verlaufen ein Historischer Wanderweg und der Rothaarsteig.

Die mittlere Temperatur beträgt im langjährigen Mittel 5 °C und die mittlere Niederschlagsmenge 1454 mm.

Landschaftsbild, Fauna, Flora und Geschichte

Im Gebiet Neuer Hagen haben sich durch menschliche Nutzung eine einzigartige Heidelandschaft, von heute ca. 60 ha, und ein Hochmoorgebiet von 17 ha mit einer seltenen Tier- und Pflanzenwelt entwickelt. Sie ist die größte Hoch- oder Bergheide Nordrhein-Westfalens und hat sich durch jahrhundertelange Rinderbeweidung und Plaggnutzung aus ehemaligen Buchenwäldern entwickelt. Auf dem Messtischblatt 4717 (Niedersfeld) von 1898 ist das Heidegebiet Neuer Hagen selbst noch 174 ha groß und es gab insgesamt noch 1.240 ha Heideflächen. Der Großteil der Heideflächen um Niedersfeld und auch Randflächen des Neuen Hagen wurden zwischen 1930 und 1950 mit Fichten aufgeforstet. Heute ist das Naturschutzgebiet von Fichtenwäldern umgeben, nur im Südwesten grenzt der große Diabas-Steinbruch am Clemensberg an. Die jahrhundertelange Plaggnutzung der Heideflächen und Rinderbeweidung der Moorbereiche wurde bereits um 1920 eingestellt, was in der Folgezeit zu einer Überalterung der Heide führte. Große Teile der Heide wurde durch die Drahtschmiele und/oder Bäume besiedelt.

Erste Anstrengungen, den Heidecharakter des Gebietes zu erhalten, wurden Mitte der 1950er Jahre unternommen. Ab dieser Zeit wurden wiederholt Fichten bis zu einer Höhe von zwei Metern, welche sich durch Samenanflug angesiedelt hatten, abgesägt. Von 1962 bis 1970 wurden jährlich einzelne ältere Fichten entfernt. Im Jahr 1971 wurden kleinere Teilflächen abgebrannt, gemäht oder gefräst. In den Jahren 1976 und 1980 wurden Teilflächen gemulcht, wobei das Mulchmaterial teilweise auf der Fläche verblieb oder abgefahren wurde. In den Jahren 1985 bis 1985 kam es zu umfangreichen Gehölzentfernungen. Im Jahr 1986 erstellte der Verein für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis einen Biotop-Managementplan für das Gebiet. Seit Juni 1987 wird die Heide durch das Bigger Josefsheim der Josefs-Gesellschaft mit Heidschnucken, einer speziellen Schafrasse aus der Lüneburger Heide, und Ziegen beweidet. Von 1989 bis 2004 wurden ca. 8,3 ha der Heide maschinell geplaggt, was bedeutet, dass die Vegetationsdecke mit so genannten Plagghobeln oder Baggern flach unterstochen bzw. abgehoben und entfernt wurde. Auf den maschinell geplaggten Flächen breiteten sich die typischen Pflanzenarten der Hochheide, wie Besenheide, Preiselbeere und Blaubeere wieder aus. Im Jahr 2009 wurden große Teile der Heide mit dem Freischneider gemäht um den neuerlichen Gehölzanflug zu beseitigen.

Die Pflegemaßnahmen wurden bis 1984 durch den Sauerländischen Gebirgsverein durchgeführt. Von 1985 bis 1986 war die Untere Landschaftsbehörde des Hochsauerlandkreises federführend. Ab 1987 übernahm die Biologische Station Hochsauerlandkreis die Leitung der Pflege.

Im Naturschutzgebiet Neuer Hagen kommen seltene Vogelarten wie Kuckuck, Wiesenpieper, Baumpieper und Raubwürger vor. Wobei Baumpieper und Wiesenpieper als die Charakterarten des Gebiets bezeichnet werden können. Vom Baumpieper konnten 2007 30 Brutreviere, welche sich über das gesamte Naturschutzgebiet verteilen, nachgewiesen werden. Beim Wiesenpieper wurden 2007 10 Brutreviere gefunden, welche sich sämtlich im praktisch gehölzfreien zentralen Heidebereich befinden. Bedingt durch den unterschiedlichen Gehölzbestand im Naturschutzgebiet haben sich die Bestände von Baum- und Wiesenpieper von 1965 bis 2007 deutlich verschoben. So wurden 1965 nur sieben Brutreviere vom Baumpieper und hingegen 64 vom Wiesenpieper nachgewiesen. Weitere Brutvögel sind Bluthänfling, Rotkehlchen, Buchfink, Feldschwirl, Zilpzalp, Fitis, Heckenbraunelle, Mönchgrasmücke und Amsel. Ehemalige Brutvögel sind Heidelerche, Ziegenmelker, Bekassine und Birkhuhn. Ferner gab es früher Brutzeitbeobachtungen von Auerhuhn und Haselhuhn, wobei diese Arten aber wegen ihrer Anforderungen an den Brutplatz außerhalb des heutigen Gebiets gebrütet haben sollten.

Literatur

  • Christiane Breder & Werner Schubert: Hochheide-Management am Beispiel des Naturschutzgebietes "Neuer Hagen" (Hochsauerlandkreis). 1998, Jahrb. Naturschutz in Hessen 3, 208-215
  • G. Eber: Brutvogelbestandsaufnahme im Naturschutzgebiet "Neuer Hagen" bei Niedersfeld. Natur u. Heimat 29:, 4-9
  • Harald Legge: Brutbestandserfassung von Baum- Anthus trivialis und Wiesenpieper A. pratensis im NSG "Neuer Hagen im Jahr 2007. 2009, Charadrius 45, 219-224
  • Hochsauerlandkreis – Untere Landschaftsbehörde: Landschaftsplan Winterberg. Meschede 2008, S. 94
  • Werner Schubert: Die Avizönose des Naturschutzgebietes "Neuer Hagen".1989, Charadrius 25, 23-31
  • Werner Schubert, Robert Trappmann & Bettina Gräf: Erhalt und Restitution von Heiden im östlichen Hochsauerlandkreis. 2008, Abh. Westf. Museum f. Naturkunde 70, 261-276
  • VNV: Jahresbericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft (OAG) des Vereins für Natur- und Vogelschutz im Hochsauerlandkreis e.V. (VNV) für das Jahr 2007, Marsberg 2007.

Weblinks

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