Nieder Neundorf

Nieder Neundorf
Nieder-Neundorf
Koordinaten: 51° 19′ N, 15° 0′ O51.31388888888914.997222222222167Koordinaten: 51° 18′ 50″ N, 14° 59′ 50″ O
Höhe: 167 m ü. NN
Einwohner: 347 (2006)
Eingemeindung: 1. Jan. 1996
Postleitzahl: 02929
Vorwahl: 035891

Nieder-Neundorf ist ein Ortsteil der oberlausitzischen Kleinstadt Rothenburg/O.L.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Mit seiner dörflichen Struktur liegt Nieder-Neundorf südlich von Rothenburg an der Staatsstraße S 127, die von Bad Muskau entlang der Lausitzer Neiße nach Görlitz verläuft. Südlich des Ortsteils Kahlemeile verläuft die Bahnstrecke Węgliniec–Falkenberg/Elster, deren nächste Bahnhöfe in Horka und Bielawa Dolna (Niederbielau) liegen. In Nieder-Neundorf selbst liegt ein Bahnhof der Kleinbahn Horka–Rothenburg–Priebus.

Von der nordöstlich gelegenen Geheeger „Wasserteile“ aus fließt der Wiegandskanal nach Nieder-Neundorf und mündet in die Neiße.

Geschichte

Ortsgeschichte

Urnenfunde belegen, dass in der Gemarkung bereits in der Bronzezeit gesiedelt wurde. Die Ortsgründung erfolgte im 13. Jahrhundert durch deutsche Siedler als Gassendorf. Darauf deuten sowohl der deutsche Ortsname wie auch die ausschließlich deutschen Flurnamen hin. Eine erste urkundliche Erwähnung fand der Ort 1367 als Nündorf by Rothinburg. Die Vorsilbe Nieder- erhielt der Ort erst später zur Unterscheidung von Ober-Neundorf bei Görlitz.

Das 1512 gegründete Rittergut gehörte über mehrere Jahrhunderte hinweg zur Familie von Nostitz. Dem Nieder-Neundorfer Zweig der Familie gehörte bis 1620 auch das Rittergut in Geheege, danach wechselte es zum Rothenburger Zweig der Nostizer.

Die Lage Nieder-Neundorfs entlang der Heeresstraße zwischen Rothenburg und Görlitz wirkte sich während Kriegszeiten negativ für den Ort aus. So haben beispielsweise im 1631 Dreißigjährigem Krieg kaiserliche Soldaten den Kretscham und drei Gehöfte niedergebrannt.

Eine Schule wurde 1765 gegründet, der Bau eines Schulgebäudes erfolgte 1807. Dokumente legen nahe, dass bereits im 16. Jahrhundert eine Schule bestanden hat.[1]

Im südlichen Teil der Gemarkung wurde 1806 der Ortsteil Kahlemeile erbaut.

Erneute Bürden brachten 1813 die militärischen Durchzüge, bedingt durch die napoleonischen Kriege. Da Sachsen auf der französischen Seite kämpfte, musste es 1815 den nordöstlichen Teil der Oberlausitz an Preußen abtreten. Nieder-Neundorf lag nach Gründung des Landkreises Rothenburg nahe der Grenze zum Landkreis Görlitz.

Nachdem der Landwirt Karl Fünfstück 1872 die Mahl- und Ölmühle erworben hatte, richtete er dort eine Holzschleiferei und Holzstofffabrik ein. Dort wurden Pappen und später Lederpappen produziert, die eine weitreichende Bekanntheit erlangten.

Der Bau der Kleinbahn Horka–Rothenburg–Priebus nebst eines Bahnhofes brachte Nieder-Neundorf 1907 einen Bahnanschluss. Eine in Nieder-Neundorf abzweigende Bahnstrecke nach Penzig und Lauban wurde zwar geplant, letztlich jedoch nicht gebaut.

In den Jahren 1933 und 1934 wurden Reste einer Burgwallsiedlung ausgegraben. 1940 sowie 1959 bis 1964 folgten weitere Grabungen an anderen Stellen, die unter anderem frühere Grabstellen freilegten.

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges war Nieder-Neundorf erneut von starken Kriegseinwirkungen betroffen. Unter anderem wurden 22 Wohngebäude, 16 Scheunen und das Schloss total zerstört.

Der ehemalige Gutspark wurde ab 1962 zum Dorfpark umgebaut, der sich in der Folgezeit zu einem reizvollen Kleinod des Ortes entwickelte.

Zum 1. Januar 1996 wurde Nieder-Neundorf nach Rothenburg eingemeindet.

Die frühere Schule wurde 2003 als Bürgerhaus mit einer Heimatstube neueröffnet.

Bevölkerungsentwicklung

Jahr Einwohner
1825 [2] 349
1837 [3] 379
1871 393
1885 401
1905 478
1919 [1] 414
1925 431
1939 416
1946 477
1950 571
1964 451
1990 [4] 331
1995 360
2006 347

Im Jahr 1777 wirtschafteten in Nieder-Neundorf 10 besessene Mann, 15 Gärtner und 14 Häusler.

Die Einwohnerzahl stieg bis Anfang des 20. Jahrhunderts kontinuierlich bis knapp 500 an, fiel jedoch bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges auf 416 zurück. Durch die Aufnahme von Flüchtlingen und Vertriebenen aus den ehemals deutschen Ostgebieten stieg die Zahl erneut an und erreichte 1950 571, fiel bis 1964 jedoch wieder auf etwa 450 und bis 1990 auf rund 320 ab. Stadtflucht begünstigte nach der Wende eine Stabilisierung sowie erneuten Einwohnerzuwachs, so dass im Jahr 2006 347 Einwohner verzeichnet wurden.

Quellen und weiterführende Literatur

Literatur

  • Von der Muskauer Heide zum Rotstein. Heimatbuch des Niederschlesischen Oberlausitzkreises.. Lusatia Verlag, Bautzen 2006, ISBN 978-3-929091-96-0, S. 322 f. 

Fußnoten

  1. a b Robert Pohl: Heimatbuch des Kreises Rothenburg O.-L. für Schule und Haus. Buchdruckerei Emil Hampel, Weißwasser O.-L. 1924, S. 83, 270 f. 
  2. Digitales Historisches Ortsverzeichnis von Sachsen. Abgerufen am 26. Mai 2008.
  3. Stadt Rothenburg/O.L. – Informationen zur Ortschaft Nieder-Neundorf. Abgerufen am 26. Mai 2008.
  4. Regionalregister Sachsen. Abgerufen am 26. Mai 2008.

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