Nietengürtel

Nietengürtel
Dieser Artikel behandelt das Kleidungsstück Gürtel. Weiteres siehe: Gürtel (Begriffsklärung)
Ledergürtel mit Dornschnalle
Auch in Südmexiko stellen Gürtel für Männer wie Frauen einen wichtigen Teil der traditionellen Kleidung dar. Hier handgeknüpfte Gürtel ohne Schnalle in San Cristobal de las Casas
  • Ein Gürtel ist ein um die Körpermitte getragenes Band, Geflecht etc., das zum Zusammenhalt und besseren Sitz der Kleidung dient oder auch lediglich als Schmuck betrachtet wird.
  • Megingiard ist in der nordischen Mythologie der Gürtel des Gottes Thor welcher ihm unerschöpfliche Kraft verlieh.
  • In vielen Kulturen war ein Gürtel auch ein Zeichen der Jungfräulichkeit, nach der griechischen Mythologie verlieh der Gürtel der Göttin Aphrodite ihr den Liebreiz.
  • Brünhild war in der Siegfried Sage kraft- und wehrlos, nachdem Siegfried ihr den Gürtel raubte. [1]
  • Da die Männer den Gürtel um die Lenden trugen, heißt noch jetzt „die Lenden gürten“ so viel wie sich zur Reise anschicken.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Beim Gürtler

Aus der Bronzezeit stammend sind häufig in Gräbern Gürtel aus Metallgliedern und Kettenschnüren gefunden worden. Der Verschluss bronze- und eisenzeitlicher Gürtel besteht aus einem Gürtelhaken. Die Gürtelschnalle ist eine Neuerung aus römischer Zeit.
Im Mittelalter war der Gürtel ein Symbol für Kraft, Herrschaft und eheliche Treue. Die Hose des Mannes und der Rock der Frau wurden von einem Gürtel gehalten. Bei Adligen diente der Gürtel auch als Wehrgehänge zur Aufnahme des Schwerts. Die Prunkgürtel der Männer und Frauen waren aus Leder, Brokat, Samt, Seide und anderen kostbaren Stoffen und mit Goldschmuck, Edelsteinen, Glasflüssen, Stickereien etc. geziert. Im 12. Jahrhundert waren die Gürtel so lang, dass sie zweimal um den Leib gewickelt wurden. Vom 13. bis 15. Jahrhundert wurde von Männern wie Frauen am Gürtel die Almosentasche, im 15. Jahrhundert Glöckchen und bis zum Anfang des 17. Jahrhunderts an einer separaten Schnur oder Gürtelkette Beutel, Zahnstocher, Schere, Essutensilien und Messer getragen.

In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde der so ausgestattete Gürtel meistens unter dem obersten Rock getragen. Im 17. und 18. Jahrhundert verlor er an Bedeutung, da er die Kleidung nicht mehr zusammenhalten musste. Stattdessen waren Schärpen für Männer und Frauen in Mode. Etwa 1835 legten Damen den Gürtel ganz ab, um ihn erst vor 1900 wieder in die Garderobe aufzunehmen. Um 1890 wurde der Gürtel für Männer als Ersatz für die Hosenträger in den USA populär.

Gürtelarten

Gürtel in Mumbai

Heutzutage gibt es Gürtel für die Beinkleider (Hose für Mann und Frau, Rock für die Frau) aus mehr praktischen (Halt) als dekorativen Gründen. Fast jedes Beinkleid hat Gürtelschlaufen, um Gürtel einzuführen. Während bei Männerkleidung Gürtel ausschließlich links eingeschlauft werden, ist bei Frauenkleidung die andere Richtung häufiger. Breite Gürtel sind oft rundgeschnitten, um eine bessere Anpassung an die Körperform zu erreichen.

Verschlüsse

Zum Verschluss von Gürteln dienen Schnallen, Koppelschlösser und Haken; die verbreitetste Schnallenform ist die Dornschnalle (siehe obige Abbildung) mit einem oder zwei, aber seltener auch drei oder vier beweglichen Dornen. Statt beweglicher Dorne können auch Zapfen am vorderen Teil des Schnallenbügels fest angebracht sein, um beim Schließen des Gürtels in die Riemenlöcher einzugreifen. Gürtel ohne spezielles Schließteil können, falls sie aus geeignetem Material bestehen, durch Knoten geschlossen werden (sog. „Bindegürtel“). 2006 wurde von schwedischen Jugendlichen ein Koppelschloss entwickelt, das vor Vergewaltigungen schützen soll; das Öffnen des Gürtels ist nämlich nur mit zwei Händen möglich, und zur Entriegelung des Schlosses muss ein bestimmter Bewegungsweg durch ein angebrachtes Labyrinth ausgeführt werden.

Gürtelschlaufe

Eine Gürtelschlaufe ist ein aus dem Material des Kleidungsstückes bestehendes schmales Band, das senkrecht - oder aus modischen Gründen schräg verlaufend - an den Bund genäht wird. Sie soll den Gürtel, der durch den Zwischenraum zwischen Schlaufe und Bund geschoben wird, fest am Bund halten, damit dieser nicht verrutschen kann. Fast jede Hose hat Gürtelschlaufen. Ein Nachteil der Gürtelschlaufen ist das Einrollen der Gürtel (besonders bei Leder- und Kunstledergürteln) hinten am Rücken beim Sitzen oder Bücken. Allerdings ist zu beachten, dass ein Gürtel, der nicht mittels Gürtelschlaufen befestigt wird, seine Haltefunktion leicht einbüßt und nur noch ästhetischen Zwecken dient.

Verschiedene Gürtel

  • Einsatzgürtel (zum Teil auch als Leibriemen bezeichnet) werden auch verwendet, um Gegenstände daran zu befestigen:
    • Vollzugs- und Sicherheitskräfte zum Beispiel Dienstwaffe, Mobiltelefone, Taschenlampen, Schlüsselbund und so weiter.
    • Soldaten im Dienst- und Gefechtsanzug zum Beispiel Dienstwaffe, Magazintaschen, ABC-Schutzmaske und Klappspaten (siehe Munitionsgürtel oder Koppel). Als Schließe des Koppels wird meist ein Koppelschloss verwendet.
    • Feuerwehrsicherheitsgurte (früher: Hakengurte) mit Ringöse und Karabinerhaken bei der Feuerwehr
  • Kampfgürtel. In manchen Kampfsportarten zeigen (Textil-)Gürtel den Fortschrittsgrad eines Kämpfers an. Beim Boxen wird z.B. um einen „WM-Titel-Gürtel“ gekämpft.
  • Leibgurt oder Geldkatze ist eine altertümliche Bezeichnung für einen Gürtel, der auch als kleine Tasche dient. Im Mittelalter diente ein Leibgurt häufig als Aufbewahrungsort für Geldmünzen, die in eingenähten Taschen auf der Gürtelinnenseite verstaut wurden.
  • Modegürtel als ästhetische Schmuckbeigabe auf Schuhen, Taschen, Hüten usw. die keine bindende Funktion besitzen.
  • Nietengürtel sind typische Gürtel in der Rock-Szene; sie haben eine unterschiedliche Anzahl an Nieten. Es gibt auch Nietengürtel mit Lochnieten; „Lochnieten“ sind Ösen aus Metall. Die Herkunft benannter Gürtel beschränkt sich auf den indisch-afrikanischen Bereich, wo die Funktion darin bestand, sich von anderen Stämmen/Bevölkerungsgruppen abzugrenzen.
  • Schutzgürtel sollen bei manchen Sportarten (z. B. Gewichtheben, Kraftdreikampf) die Muskulatur schützen.

Literatur

Artikel Gürtel, in: Johannes Hoops: Reallexikon der germanischen Altertumskunde. Band 13. De Gruyter, Berlin/New York 1999, ISBN 3-11-016315-2.

Einzelnachweise

  1. Die historischen Nibelungen

Siehe auch

Weblinks


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