Nigrin

Nigrin
Rutil
Rutil auf Hämatit
Chemische Formel TiO2
Mineralklasse Oxide mit Metall:Sauerstoff=1:2
IV/D.02-10 (nach Strunz)
4.4.1.1 (nach Dana)
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse ditetragonal-dipyramidal 4/m\ 2/m\ 2/m
Farbe Rötlichbraun bis kräftig Rot, auch gelb, bläulich oder violett
Strichfarbe gelb bis braun
Mohshärte 6 bis 6,5
Dichte (g/cm³) 4,2 bis 4,3
Glanz Glas-, Diamantglanz
Transparenz durchsichtig bis undurchsichtig
Bruch muschelig, uneben
Spaltbarkeit vollkommen nach (110), gut nach (100)
Habitus nadelig
Häufige Kristallflächen (110), (100)
Zwillingsbildung Knie- oder Herzzwillinge
Kristalloptik
Brechzahl ω=2,605 bis 2,613 ; ε=2,899 bis 2,901
Doppelbrechung
(optische Orientierung)
Δ=0,294 ; einachsig positiv
Pleochroismus meist nicht sichtbar
Weitere Eigenschaften
Ähnliche Minerale Pyrolusit, Kassiterit, Argutit, Paratellurit, Plattnerit, Tripuhyit
Radioaktivität nicht radioaktiv
Magnetismus Superparamagnet, magnetische Suszeptibilität 7.8*10-10 m³/kg
Besondere Kennzeichen sehr hohe Lichtbrechung, vergleichbar der von Diamant

Rutil ist ein im tetragonalen Kristallsystem kristallisierendes Oxid-Mineral mit einer Härte von 6 bis 6,5, einer rotbraunen bis schwarzen, manchmal auch gelben, bläulichen oder violetten Farbe und einer meist gelben bis blassbraunen Strichfarbe. Es ist die bedeutendste der drei Modifikationen des Titandioxids TiO2; die beiden anderen sind Anatas und Brookit.

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Geschichte

Benannt wurde Rutil nach dem lateinischen Wort rutilus für rot oder rötlich, als Hinweis für seine häufig vorkommende Färbung.

Bis 1795, als seine chemische Zusammensetzung bekannt wurde, wurde Rutil fälschlicherweise für ein Mineral der Turmalingruppe gehalten. Er wurde von Abraham Gottlob Werner benannt. Die ersten synthetischen Rutile wurden 1948 produziert.

Modifikationen und Varietäten

Rutil ist die einzige bei hohen Temperaturen stabile Modifikation des Titandioxid.

Flache, netz- bis gitterartige Verwachsungen von nadelartigen feinen Rutilzwillingen werden als Sagenit, eisenhaltiges Rutil als Nigrin bezeichnet.

Bildung und Fundorte

Rutil kommt sowohl massiv als auch in Form prismatischer Kristalle vor. Man findet ihn auch als feine Nadeln in anderen Mineralen wie Korund oder Quarz, in letzterem Fall wird er auch Venushaar genannt. So genannte Sternensaphire oder Sternenrubine enthalten feine Rutilnadeln, an denen das Licht gebrochen wird; dieses optische Phänomen wird als Asterismus bezeichnet.

Rutil ist in vielen magmatischen Gesteinen als akzessorisches Mineral enthalten, daneben kommt er in metamorphen Gesteinen und in Flusssedimenten vor.

Fundorte sind unter anderem Burkina Faso, Sierra Leone und Nigeria in Afrika, Kitaa in Grönland, Wales in Großbritannien, sowie verschiedene Staaten in den USA und Kanada. [1] 23 % der weltweiten Produktionskapazitäten (2007) befinden sich im westafrikanischen Staat Sierra Leone, in dem mit 259 Millionen Tonnen auch die größten Reserven der Erde vermutet werden. [2]

Verwendung

als Rohstoff

Rutil ist mit einem Metall-Gehalt von etwa 60 Prozent nach Ilmenit das bedeutendste Titan-Mineral. Künstlich hergestellt kann er als Schmuckstein Verwendung finden.

Titandioxid in der Rutil-Modifikation wird auf Grund der hohen Lichtbrechung als Weißpigment verwendet.

Rutil wird außerdem allein oder in Verbindung mit Zellulose zum Umhüllen von Elektroden für das Lichtbogenschweißen eingesetzt und dient dabei dazu, die Schweißung zu verbessern oder erst zu ermöglichen.

als Schmuckstein

Rutilnadeln im Quarz

Rutil selbst wird nicht oder nur gelegentlich von Sammlern zu Schmucksteinen verarbeitet. Das Mineral sorgt jedoch als eingeschlossener Bestandteil vieler Schmuck-Minerale für verschiedene optische Effekte wie beispielsweise Asterismus (Sternförmige Lichtreflexe) und Chatoyance (Katzenaugeneffekt).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. MinDat - Rutile (engl.)
  2. Sierra Rutile Limited (engl.)

Literatur

  • Kokscharow, 1853, u. a. In: V.M. Goldschmidt, Atlas der Krystallformen, 1913-1923.
  • Walter Schumann: Edelsteine und Schmucksteine. 13. Auflage. BLV Verlags GmbH, 1976/1989, ISBN 3-405-16332-3

Weblinks


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