- Ilmenit
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Ilmenit (Menaccanit, Titaneisen) Ilmenitkristalle aus Poudrette quarry, Mont Saint-Hilaire, Rouville, Montérégie, Québec, Kanada Chemische Formel FeTiO3[1] Mineralklasse Oxide mit Metall:Sauerstoff=2:3
4.CB.05 (8. Auflage: IV/C.05-20) (nach Strunz)
04.03.05.01 (nach Dana)Kristallsystem trigonal Kristallklasse trigonal-rhomboedrisch 3 Farbe schwarz, stahlgrau Strichfarbe schwarz Mohshärte 5 bis 5 Dichte (g/cm3) 4,5 bis 5 Glanz Metallglanz, matt Transparenz undurchsichtig Bruch muschelig, uneben Spaltbarkeit keine Habitus dicktafelige Kristalle; körnige, massige Aggregate Zwillingsbildung lamellar nach {0001} oder {101¯1} Kristalloptik Doppelbrechung
(optische Orientierung); einachsig negativ Pleochroismus Reflexionspleochroismus: stark - ω = bräunlichrosa, ε = dunkelbraun[2] Weitere Eigenschaften Ähnliche Minerale Magnetit Magnetismus leicht magnetisch Ilmenit, auch als Titaneisen, Titaneisenerz oder unter seinem Synonym Menaccanit bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Es kristallisiert im trigonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung FeTiO3[1] und entwickelt meist dicktafelige Kristalle, aber auch körnige bis massige Aggregate in schwarzer bis stahlgrauer Farbe und schwarzer Strichfarbe.
Ilmenit ist formal ein Gemisch mit einem Anteil von 48 % Eisen(II)-oxid und 52 % Titandioxid und sieht dem Magnetit sehr ähnlich. Es ist oft durch Beimengungen von Hämatit verunreinigt, mit dem sich bei hohen Temperaturen Mischkristalle bilden.
Inhaltsverzeichnis
Etymologie und Geschichte
Erstmals entdeckt wurde das Mineral im Tal Menaccan in Cornwall (England) und beschrieben 1791 von William Gregor. Bezeichnet wurde es zunächst nach seinem Fundort als Menaccanit (auch Menachanit, Menakanit oder Menakan).[3]
Den bis heute gültigen Name Ilmenit erhielt das Mineral erst 1827 von Adolph Theodor Kupffer (1799–1865), der nach der Analyse eines vom Berg Ilmen im Naturreservat „Ilmenski Sapowednik“ im Ural (Nordwestrussland) stammenden Minerals feststellte, das dieses kein Titanit war wie zuvor angenommen, sondern eine neue Verbindung.[4]
Klassifikation
In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Ilmenit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3“, wo er zusammen mit Akimotoit, Brizziit, Ecandrewsit, Geikielith, Melanostibit und Pyrophanit eine eigenständige Gruppe bildete.
Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik ordnet den Ilmenit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die erweiterte Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 2 : 3, 3 : 5 und vergleichbare“ ein. Diese Abteilung ist allerdings weiter unterteilt nach der Größe der beteiligten Kationen, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen Kationen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Auroantimonat, Brizziit, Korund, Ecandrewsit, Eskolait, Geikielit, Hämatit, Karelianit, Melanostibit, Pyrophanit und Romanit die „Korundgruppe“ mit der System-Nr. 4.CB.05 bildet.
Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Ilmenit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort in die Abteilung der „Oxide“ ein. Hier ist er als Namensgeber der „Ilmenitgruppe“ mit der System-Nr. 04.03.05 und den weiteren Mitgliedern Geikielith, Pyrophanit, Ecundrewsit, Melanostibit, Brizziit-III und Akimotoit innerhalb der Unterabteilung der „Einfachen Oxide mit einer Kationenladung von 3+ (A2O3)“ zu finden.
Bildung und Fundorte
Ilmenit tritt als Bestandteil magmatischer Gesteine wie Gabbro und Diorit auf, daneben zuweilen auch in Quarzadern und vereinzelt in metamorphen Gesteinen. Als verwitterungsbeständiges Mineral lagert es sich zusammen mit Magnetit und Rutil als so genannte Seife in Flusssanden ab.
Insgesamt konnte Ilmenit bisher (Stand: 2011) an rund 3400 Fundorten nachgewiesen werden.[2] Neben seiner als Typlokalität geltenden Fundstätte am Berg Ilmen trat das Mineral in Russland noch an vielen weiteren Orten in Sibirien, der Fernöstlichen Republik, im nördlichen Kaukasus, in Nordwestrussland und im Ural auf.
Erwähnenswert aufgrund außergewöhnlicher Ilmenitfunde ist unter anderem Girardville in der kanadischen Provinz Québec, wo Ilmenit-Kristalle von bis zu 15 cm Größe entdeckt wurden. In den norwegischen Gemeinden Arendal und Kragerö traten bis zu 12 cm große Kristalle auf. Das ebenfalls in Norwegen liegende Hauge i Dalane gehört zudem zu den bedeutendsten Lagerstätten Europas.
Aus Miass im Ural wurden Kristallfunde von 10 cm Größe bekannt und das schweizer Maderanertal ist bekannt für seine Ilmenitkristalle in Rosettenform ähnlich der Hämatitrosen.[5] Ilmenitrosen finden sich allerdings auch an anderen Fundstätten wied z.B. in der Grube Buckwheat bei Franklin (New Jersey) in den Vereinigten Staaten (USA).In Deutschland wurde das Mineral unter anderem im Schwarzwald, am Kaiserstuhl, in Kraichgau und im Odenwald in Baden-Württemberg; im Fichtelgebirge, in den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen, im Spessart, im Bayerischen Wald und der Oberpfalz in Bayern; im Odenwald und am Vogelsberg in Hessen; bei Cuxhaven, Güntersen und Bad Harzburg in Niedersachsen; im Siebengebirge in Nordrhein-Westfalen; in der Eifel in Rheinland-Pfalz; bei Orscholz und Eisen/Nohfelden im Saarland; im Erzgebirge, der Oberlausitz und im Vogtland in Sachsen; bei Barmstedt und Niendorf/Lübeck-Moisling in Schleswig-Holstein sowie bei Gera und im Thüringer Wald in Thüringen.
In Österreich fand sich Ilmenit unter anderem am Pauliberg und im Bezirk Oberwart im Burgenland; an vielen Orten in Kärnten und der Steiermark; im Mostviertel, im Waldviertel und bei Spitz in Niederösterreich; an vielen Orten in den Hohen Tauern in Salzburg; in Nord- und OstTirol sowie bei Schärding und Plöcking in Oberösterreich.
In der Schweiz wurde das Mineral außer im Maderanertal noch an mehreren Orten der Kantone Graubünden, Tessin und Wallis sowie im Gadmental und der Gemeinde Guttannen im Kanton Bern, bei Entlebuch im Kanton Luzern gefunden.
Weitere Fundorte liegen unter anderem noch in Afghanistan, Ägypten, Algerien, Angola, der östlichen Antarktis, in Argentinien, Armenien, Äthiopien, Australien, Bangladesh, Belgien, Bolivien, Botswana, Brasilien, Bulgarien, Burkina Faso, Chile, China, Ecuador, Fidschi, Finnland, Frankreich, Französisch-Guayana, Französisch-Polynesien, die französische Antilleninsel Martinique, Gabun, Ghana, Griechenland, Grönland, Guatemala, Guinea, Honduras, Indien, Indonesien, Iran, Irland, Israel, Italien, Japan, Kambodscha, Kamerun, Kanada, auf der Kanalinsel Jersey, Kasachstan, Kenia, Kolumbien, der Demokratischen Republik Kongo, Korea, Kuba, Lesotho, Libyen, Madagaskar, Malawi, Malaysia, Marokko, Mauretanien, Mazedonien, Mexiko, der Mongolei, in Montserrat, Myanmar, Namibia, Nepal, Neuseeland, Nigeria, im Oman, in Pakistan, Panama, Papua-Neuguinea, Paraguay, Peru, Polen, Portugal, Rumänien, Sambia, Schweden, Simbabwe, der Slowakei, in Slowenien, Spanien, Südafrika, Sri Lanka, Surinam, Swasiland, Taiwan, Tadschikistan, Tansania, Thailand, im Tschad, Tschechien, der Türkei, in Uganda, der Ukraine, in Ungarn, Usbekistan, Venezuela, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und in Vietnam.
Auch in Gesteinsproben vom Mittelatlantischen Rücken, vom Südwestindischen Rücken und der südkalifornischen Küste sowie außerhalb der Erde auf dem Mond in der Nähe der Landebasen von Apollo 11, 14 und 17 sowie Luna 16 und 20 konnte Ilmenit nachgewiesen werden.[6]
Kristallstruktur
Ilmenit kristallisiert trigonal in der Raumgruppe R3 (Raumgruppen-Nr. 148) mit den Gitterparametern a = 5,09 Å und c = 14,09 Å sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]
Verwendung
Ilmenit ist das bedeutendste Titan-Mineral. Aus Kanada, Australien und Südafrika stammen zwei Drittel der gesamten Jahresproduktion dieses Metalls.
Wissenschaftler um den Geologen James B. Garvin vom Goddard Space Flight Center vermuten, dass Ilmenit auch auf dem Mond vorkommt, und hoffen, es dort zur Herstellung von Sauerstoff für eine eventuelle Mondbasis zu verwenden. Tatsächlich wurden auf Infrarotaufnamen durch das Hubble-Weltraumteleskop vom Jahr 2005 in der Mondregion um den Aristarchus Krater starke Indizien für Ilmenitvorkommen gefunden.
Ilmenit ist einer der Hauptausgangsstoffe für die Herstellung von Titandioxid sowohl nach dem Chlorid-Verfahren als auch nach dem Sulfat-Verfahren.[7]
Siehe auch
Literatur
- A. T. Kupffer: Ilmenit, ein neues Fossil (sammt neuen Spielarten des Zirkon und Gadolinit) aus Sibirien, in: K. W. G. Kastner (Hrsg.): Archiv für die gesammte Naturlehre, Nürnberg 1827
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie. Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. vollständige überarbeitete und aktualisierte Auflage. Springer Verlag, Berlin u. a. 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 54.
Einzelnachweise
- ↑ a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X.
- ↑ a b Mindat - Ilmenite (englisch)
- ↑ Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. Ott Verlag, Thun und München 1968, S. 332 (Titan).
- ↑ A. T. Kupffer: Ilmenit, ein neues Fossil (sammt neuen Spielarten des Zirkon und Gadolinit) aus Sibirien
- ↑ Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 84 (Dörfler Natur).
- ↑ Mindat - Localities for Ilmenite
- ↑ J. Winkler; Titandioxid; Vincentz Networl; 2003
Weblinks
Commons: Ilmenit – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Mineral
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