North American F-100

North American F-100
North American F-100 Super Sabre
F 100d 56 3238 50tfw wc 1958.jpg
F-100D der 50. TFW in Toul, 1958
Typ: Jagdbomber
Entwurfsland: Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Hersteller: North American Aviation
Erstflug: 25. Mai 1953
Indienststellung: 1954
Produktionszeit: 1953 bis 1959
Stückzahl: 2.294

Die North American F-100 Super Sabre war ein einstrahliges Kampfflugzeug aus US-amerikanischer Produktion, das zur Zeit des Kalten Krieges im Einsatz war. Sie gehörte zusammen mit der MiG-19 zur ersten Generation der Überschallkampfflugzeuge. Von der Bezeichnung F-100 leitete sich ihr Spitzname Hun (Hundred) ab; bei den Piloten war sie beliebt. Sie war außerdem langlebig und noch bis in die achtziger Jahre in der Türkei und in Dänemark im aktiven Dienst. F-100 bis F-110 bildeten die sogenannte Century-Reihe.

Inhaltsverzeichnis

Entwicklung und Einsatz

Sobald die Produktion der F-86 Sabre 1949 begonnen hatte, machte man sich Gedanken um einen Nachfolgetyp. Der Vorstand von North American Aviation beschloss, einen Überschalljäger zu bauen. Eine modifizierte F-86 befriedigte nicht, wie Versuche mit der F-86C und der Variante F-93A zeigten. Darum begann man völlig neu, nur die Grundkonzeption als Tiefdecker mit zentralem Lufteinlauf blieb erhalten. Die Tragflächen wurden mit 45° gepfeilt. Um Flügelverwindungsprobleme zu vermeiden, kamen die Querruder nach innen. Damit die Landegeschwindigkeit nicht unannehmbar hoch werden würde, kamen noch Vorflügel auf ganzer Länge dazu. Als Triebwerk wurde das Pratt & Whitney J57-7 mit Nachbrenner verwendet. Als Bewaffnung wurden vier 20-mm-Maschinenkanonen des Typs Pontiac M39 eingebaut, eine Weiterentwicklung der Mauser MG213-Revolverkanone.

Der YF-100A Prototyp 1953
Vergleich: F-104 (links) mit einer F-100 (Mitte unten), F-101 (Mitte oben) und F-102 (rechts) im Mai 1957
1968/69 wurden auch zwei Staffeln der Air National Guard mit F-100C in Vietnam eingesetzt
Eine F-100D der 429. TFS über Vietnam im Dezember 1965
Eine zweisitzige F-100F des 35. TFW in Vietnam, 1971

Die erste Bestellung über zwei Vorserienexemplare YF-100A und 110 F-100A kam schon am 1. November 1951 und damit noch vor dem Erstflug, der am 25. Mai 1953 durch den US-Testpiloten George Welch auf der Edwards Air Force Base stattfand. Am 29. Oktober 1953 gelang Pete Everest mit der YF-100A in Salton Sea ein neuer Geschwindigkeitsweltrekord mit 1215,298 km/h. Schon im November 1953 wurden die ersten Serienmaschinen etwas vorzeitig in Dienst genommen. Im November 1954 bekamen alle 70 bis dahin gefertigten Maschinen Flugverbot, nachdem einige Flugzeuge in der Luft auseinander gebrochen waren. Der F-86-Konstrukteur Ed Schmued hatte schon vorher seine Bedenken angemeldet. Nach seiner Meinung besaß die F-100 durch den langen Rumpf und die kurzen Flügel nur eine unzureichende Richtungsstabilität. Die Maschine drohe in bestimmten Flugzuständen plötzlich zu taumeln. Ray Rice und die anderen Entscheidungsträger im Konstruktionsteam setzten sich gegenüber Ed Schmued durch. Der Rumpf der Serienmaschine F-100A wurde sogar noch verlängert und das Seitenleitwerk drastisch gekürzt, um eine möglichst hohe Fluggeschwindigkeit zu erreichen. Dies hatte eine fatale Auswirkung auf die Richtungsstabilität, so befand sich die Kugel des Wendezeigers nur dann in der Mitte, wenn er diese von rechts oder links passierte. Der Cheftestpilot George Welch verunglückte am 12. Oktober 1954 als erster mit der F-100A tödlich. Ein paar Wochen später ereignete sich der zweite Absturz und nur wenige Tage darauf der dritte. Die gekürzte Seitenflosse und der lange Rumpf führten zu einer Koppelung von Roll- und Giermomenten (Wende-Rollmoment). Das versetzte die Maschine in einen unkontrollierbaren Flugzustand. Dieser Effekt ist heute unter der Bezeichnung Trägheitskopplung bekannt und gefürchtet. Als Lösung mussten alle schon produzierten oder auf der Fertigungsstraße befindlichen Flugzeuge mit einer um 27 % größeren Seitenflosse versehen werden, gleichzeitig wurde die Spannweite um 66 cm erhöht. Damit konnten erst Anfang 1955 mit der Auslieferung neu begonnen werden. Aber der rasante technische Fortschritt ließ die Maschinen schon bald veralten. Ab 1958 gingen die A-Versionen an die Air National Guard oder wurden an die Republik China abgegeben. Wegen der zu erwartenden raschen Überalterung hatte auch die deutsche Luftwaffe 1957 von einer Beschaffung der von den USA angebotenen F-100D abgesehen.

Die F-100B war eine vollständige Neukonstruktion mit YJ75-Triebwerk und wurde in YF-107 umbenannt.

Durch die Ablösung in der Jägerrolle wurde die F-100C als Jagdbomber weiterentwickelt und bekam Unterflügelstationen für Abwurfmunition. Dieses Flugzeug hatte auch eine Luftbetankungssonde und konnte als erste Version in der Luft aufgetankt werden. Am 20. August 1955 wurde mit einer C-Version durch den Testpiloten Horace A. Hanesder der erste absolute Geschwindigkeitsrekord nach den neuen Regeln für große Höhen von 1.323,09 km/h über der Mojave-Wüste erreicht, gleichzeitig war es der erste anerkannte Überschallweltrekord.

Die bedeutendste Version war die F-100D, sie hatte völlig neue Flügel mit geknickter Innenkante und konventionell nach außen verlegtem Querruder. Auch die Avionik wurde aufgerüstet mit einem Autopiloten und einem Bombenabwurfsystem, mit dem Atombomben auch im Tiefflug eingesetzt werden konnten.

Die einzige noch neu produzierte Variante war die zuerst TF-100C und später F-100F genannte Maschine. Es war eine zweisitzige Trainerversion, die aber voll kampftauglich war, obwohl nur zwei 20-mm-Kanonen eingebaut waren.

Ihre meisten Einsätze erlebte die „Hun“ im Vietnamkrieg, dort bewährte sie sich in vielen Aufgaben. Nachdem sie nochmals mit Elektronik und Funksprech und -navigation aufgerüstet wurde, wurde sie als Bomber, Jäger, Aufklärer, Wild Weasel und zur vorgeschobenen Beobachtung genutzt und aufgebraucht. Ab 1970 wurde die Hun durch die F-4 und F-111 ersetzt und an die Air National Guard abgegeben. Insgesamt gingen in Vietnam 243 F-100 verloren, davon 198 im Einsatz.

Viele außer Dienst gestellte Flugzeuge wurden zu unbemannten, ferngelenkten Drohnen (QF-100) umgebaut, die bei Waffentests als Ziel dienten. Andere wurden von der NASA als Testflugzeuge verwendet.

Varianten

Insgesamt wurden 2294 F-100 gebaut:

YF-100A
2 gebaut; Prototypen
F-100A
203 gebaut; Jagdflugzeug mit J57-P-7-Triebwerk
RF-100A
6 zu Aufklärungsflugzeugen umgebaute F-100A
YF-100B
Neukonstruktion mit YJ75-Triebwerk, später YF-107
F-100C
476 gebaut; Jagdbomber mit J57-P-21-Triebwerk, mehr Treibstoffvorrat und Luftbetankungsstutzen
TF-100C
Umbau einer F-100C als zweisitziges Trainingsflugzeug durch Verlängerung des Vorderrumpfes um 36 Inch (91,44 cm). Diente als Prototyp für die F-100F.
F-100D
1274 gebaut; Jagdbomber mit J57-P-21A-Triebwerk, vergrößerten Flügeln und Heckflosse
F-100F
339 gebaut; zweisitzige F-100D mit nur zwei 20 mm-Kanonen. Sieben F-100F wurden 1965 mit APR-25 und IR-133 Radarwarnern ausgerüstet. Später konnten sie auch AGM-45 Shrike-Lenkwaffen abfeuern. Diese Flugzeuge wurden als “Wild Weasel I” bezeichnet.
DF-100F
Kontrollflugzeug für den Drohneneinsatz. Umbauten der F-100F.
NF-100F
Drei umgebaute F-100F, die als Versuchsflugzeuge für technische Entwicklungen wie z. B. der Grenzschichtanblasung eingesetzt wurden.
F-100N
Vorgesehene NATO-Version mit vereinfachter Elektronik, nicht gebaut.
F-100S
Projektierte Version mit einem Rolls-Royce Spey RB.168-25R-Triebwerk, nicht gebaut.

Technische Daten F-100D-75-NA

3-Seitenriss einer F-100D
F-100D-75-NA
Kenngröße Daten
Typ: einsitziger Jagdbomber
Länge: 14,36 m
Spannweite: 11,82 m
Flügelfläche: 35,77 m²
Höhe: 4,95 m
Leergewicht: 9.526 kg
Zuladung: 3.402 kg
Max. Startgewicht 15.800 kg
Triebwerk: Pratt & Whitney J57-P-21A Turbojet mit Nachbrenner und max. 7.689 kp Schub
Höchstgeschwindigkeit:
  • 1.390 km/h bzw. Mach 1,3 in 10.000 m Höhe
  • 1,239 km/h bzw. Mach 1,013 im Tiefflug
Anfangssteiggeschwindigkeit: 83,06 m/sek (ohne Außenlasten)
Dienstgipfelhöhe: 14.020 m
Reichweite:
  • 966 km
  • 2.494 km mit Zusatztanks
Bewaffnung:

Literatur

  • Knaack, Marcelle S.: Encyclopedia of U.S. Air Force Aircraft and Missile Systems. Volume 1: Post-World War II Fighters, 1945-1973. Office of Air Force History, Washington D.C. (USA), 1978, ISBN 0-912799-19-6, S. 112-133.

Weblinks

 Commons: F-100 Super Sabre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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