- Artur Schnabel
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Artur Schnabel (* 17. April 1882 in Kunzendorf bei Biala (Galizien); † 15. August 1951 in Axenstein nahe Morschach, Kanton Schwyz, Schweiz) war ein österreichischer Pianist und Komponist.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Schnabel wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. Bereits als Kind zog er nach Wien und wurde dort Schüler von Hans Schmidt und Teodor Leszetycki. Dort hatte er 1890 sein Debüt. 1900 zog Schnabel nach Berlin und heiratete dort 1905 die Altistin Therese Behr-Schnabel (1876–1959), mit der er bei zahlreichen Liederabenden auftrat. 1911 spielte er zusammen mit dem Geiger Karl Klingler, dem Cellisten Arthur Williams und den Berliner Philharmonikern das Tripelkonzert von Ludwig van Beethoven, was ihm internationale Beachtung brachte. 1913 „trat er aus dem Judentum aus“.
Er knüpfte enge Freundschaften zu Ernst Krenek und Eduard Erdmann. In einer Aufführung von Schönbergs Pierrot lunaire spielte Schnabel den Klavierpart. 1933, unmittelbar nach der Machtergreifung Hitlers, emigrierte Schnabel mit seiner Familie nach Großbritannien. Von 1933 bis 1939 lebte die Familie Schnabel im Sommer in Tremezzo am Comersee in der Villa Ginetta. Dort befand sich auch die Schnabel-Schule. Diese wurde von Peter Diamand, dem späteren Leiter des Holland-Festivals geleitet. Artur Schnabel unterrichtete die Pianisten, seine Frau Therese die Sänger und der von den Nazis als Konzertmeister der Berliner Philharmoniker entlassene Szymon Goldberg die Geiger. Diese Sommerklassen wurden von etwa fünfzig Meisterschülern besucht. 1939 wanderte die Familie Schnabel in die USA aus. Mit seinen dort entstandenen Sinfonien hatte Artur Schnabel einen starken Einfluss auf die amerikanische neue Musik, namentlich auf Roger Sessions.
Die Mutter Artur Schnabels hatte Deutschland 1933 nicht verlassen. Sie wurde nach Theresienstadt deportiert und starb an den fürchterlichen Bedingungen im Ghetto.[1] Nach dem Krieg kehrten Schnabels zurück nach Tremezzo.[1]
Schnabel war als Interpret ein Verfechter entschiedener Werktreue. Er widmete sich vorwiegend Kompositionen, die, so Schnabel, „besser sind, als man sie aufführen kann“. Er spielte allerdings nahezu ausschließlich das alte klassische Repertoire. Arnold Schönberg meinte dazu in einem Brief an Carl Engel: „Sein Standpunkt scheint mir nicht nur albern, sondern fast verbrecherisch. Ich meine, es ist die erste Pflicht eines wirklichen Künstlers, zeitgenössische Musik zu spielen. Hätten sich alle Interpreten benommen wie er, so hätten die Werke der größten Meister noch immer nicht das Ohr des Publikums.“ Schnabels Schwerpunkt lag auf den Werken von Beethoven, Schubert, Brahms, Schumann und Mozart, die er zum Teil auch edierte. In den zwanziger Jahren spielte er den gesamten Zyklus der Beethoven-Sonaten. Er gilt zudem als Entdecker der damals noch unterschätzen Klaviersonaten Schuberts. Kein Komponist, so Schnabel, „sei näher an Gott als eben Schubert“.
Auch als Klavierpädagoge war Schnabel von eminenter Bedeutung. Zu seinen Schülern gehörten neben vielen anderen Clifford Curzon, Claude Frank, Dinu Lipatti[1], Leon Fleisher und Wladyslaw Szpilman. Konrad Wolff hat über Interpretationstheorie und -praxis seines Lehrers aus erster Hand publiziert.
Als Komponist wurde Schnabel stark von Arnold Schönberg beeinflusst. Zu seinem umfangreichen kompositorischen Werk gehören drei Sinfonien, fünf Streichquartette sowie zahlreiche Kammermusikwerke. Interpretatorisch setzte sich vor allem der amerikanische Geiger und Dirigent Paul Zukofsky für Schnabels Werke ein. Seit 2001 werden die meisten kompositorischen Autographe in der Berliner Akademie der Künste aufbewahrt. Dort kam es im selben Jahr auch zu einer Konzertreihe mit Schnabels Werken.
Schnabels Schallplattenaufnahmen sind fester Bestandteil des diskographischen Repertoires. Von ihm stammt die erste, maßstabsetzende Gesamteinspielung der 32 Klaviersonaten Beethovens auf Schallplatte, eingespielt in den Jahren 1932 bis 1937 für His Master’s Voice. Als exemplarisch gelten ebenfalls seine Schubert-Aufnahmen. Mit seinem Sohn, dem Pianisten Karl-Ulrich Schnabel (1909−2001), spielte Schnabel auch zahlreiche vierhändige Klavierwerke ein. Ein weiterer Sohn war der Schauspieler Stefan Schnabel (1912−1999).
Am 8. Mai 1905 nahm er fünfzehn Klavierstücke für das Reproduktionsklavier Welte-Mignon auf, sicherlich die ältesten von ihm überkommenen Aufnahmen.
Kompositionen (chronologisch)
- Konzert für Klavier und Orchester (1899)
- Zahlreiche frühe Lieder für Singstimme und Klavier
- Klavierquintett (1915/16)
- Notturno für Singstimme und Klavier, nach einem Text von Richard Dehmel
- Streichquartett Nr. 1 d-Moll (1917)
- Sonate für Violine solo (1919)
- Klaviersonate (1921)
- Streichquartett Nr. 2 (1921)
- Streichquartett Nr. 3 (1922)
- Tanzsuite für Klavier (1923)
- Streichquartett Nr. 4 (1930)
- Sonate für Violoncello solo (1931)
- Sonate für Violine und Klavier (1935)
- Streichtrio (1935)
- Rhapsodie für Orchester
- Symphonie Nr. 1 (1938)
- Streichquartett Nr. 5 (1940)
- Symphonie Nr. 2 (1941–43)
- Klaviertrio (1945)
- Sieben Klavierstücke
- Symphonie Nr. 3 (1948)
- Duodecimet (1950), postum bearbeitet von Rene Leibowitz
Diskografie
Beim Klassiklabel cpo erschien 2011 sein Streichquartett Nr. 1 sowie sein 'Notturno für Alt und Klavier' auf einer CD.[2]
Das Label Chandos Records nahm 1996 eine CD auf.[3]
Daneben gibt es Platten bzw. CDs, die Schnabel einspielte:
- 2005 erschien eine 4-CD-Box "Artur Schnabel spielt Klavierkonzerte" (Aufnahmen von 1936 - 1950)[4]
- 2005 erschien "Artur Schnabel - The 1946-47 HMV solo recordings"[5]
- Das Label EMI brachte 2009 eine Box mit 8 CDs heraus, deren Aufnahmen (alle Klavier solo) 1932 - 1950 entstanden.[6]
- 2011 erschien eine CD "Artur Schnabel spielt Klavierkonzerte" (Aufnahme von 1944/45 mit dem New York PO, George Szell, Alfred Walleinstein)[7]
Schriften
- Reflections on Music. Manchester 1933 (dt. in Musik und der Weg des größten Widerstands)
- Music and the Line of Most Resistance. Princeton 1942. Neue Ausgabe Hofheim 2007, ISBN 978-3-936000-51-1
- Musik und der Weg des größten Widerstands (dt. Übers. von Hermann J. Metzler), Hofheim 2007, ISBN 978-3-936000-50-4
- Aus dir wird nie ein Pianist (dt. Übers. von Hermann J. Metzler), 2. erweiterte Neuausgabe Hofheim 2009, ISBN 978-3-936000-52-8
- Music, Wit, and Wisdom. The Autobiography of Artur Schnabel. (erweiterte Neuausgabe von My Life and Music), Hofheim 2009, ISBN 978-3-936000-53-5
Einzelnachweise
- ↑ a b c Maria Stader: Nehmt meinen Dank. Erinnerungen. Nacherzählt von Robert D. Abraham. München 1979, S.163, 171-173, 292, ISBN 3-463-00744-4
- ↑ [1]
- ↑ [2]
- ↑ Label 'Artone'
- ↑ [3]
- ↑ Titel der Box: 'Scholar of the Piano (Icon Series)'
- ↑ [4]
Weblinks
- Literatur von und über Artur Schnabel im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- The Schnabel Music Foundation
- Artur Schnabel und sein Buch My Life and Music (mit einem kurzen biografischen Überblick).
- Artikel zu Schnabels Sinfonien
- Nachlass in der Akademie der Künste Berlin
- Schnabel Site beim Verlag Peermusic Classical Biographie, Werkliste, Notenbeispiele
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