Oberlinxweiler

Oberlinxweiler
Oberlinxweiler
Kreisstadt Sankt Wendel
Wappen von Oberlinxweiler
Koordinaten: 49° 27′ N, 7° 9′ O49.457.15260Koordinaten: 49° 27′ 0″ N, 7° 9′ 0″ O
Höhe: 260 m
Fläche: 10,2 km²
Einwohner: 2.400 (Sep. 2004)
Eingemeindung: 1974
Postleitzahl: 66606
Vorwahl: 06851

Oberlinxweiler ist ein Stadtteil der Stadt St. Wendel im Landkreis St. Wendel (Saarland) mit etwa 2400 Einwohnern und einer Fläche von 1018 ha.

Inhaltsverzeichnis

Geographische Lage

Oberlinxweiler liegt an der Blies am Fuße bzw. nördlich des Spiemonts (400,05 ü.NN.) und des Steinbergs (375 ü. NN.) auf einer Höhe von 260 m ü. NN. (ehemaliger Bahnhof). Zwischen Spiemont und Steinberg bildete die Blies einen tiefen Einschnitt, der als "Linxweiler Pforte" bezeichnet wird. Durch den Bau der Nahetalbahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts und den Neubau der B 41 Anfang der 70er Jahres des letzten Jahrhunderts wurde diese Engstelle aufgeweitet. Seit dem Jahr 2007 gehört Oberlinxweiler wie das gesamte Gebiet der Stadt St.Wendel zum Naturpark Saar-Hunsrück.

Geschichte

Die Gegend war Bodenfunden zufolge bereits in prähistorischer Zeit bewohnt. So befand sich auf dem Spiemont eine keltische Befestigungsanlage, die auch noch in römischer Zeit genutzt wurde. Um 1840 führte der im Jahr 1836 gegründete St. Wendeler Historische Verein ein erste Grabung am Spiemont durch. Am nordöstlichen Berghang wurden in der Flur "Auf Henschhof" römerzeitliche Mauern in einer Ausdehnung von 150 Fuß ausgegraben, es wurden auch Säulenstücke, ein Steinrelief mit nacktem Knaben und Vogel, eine Wasserleitung und Münzen von Claudius 11. bis Licinius gefunden. Die Grabung ergab, dass das Gebäude wohl durch einen Brand zerstört worden ist. 1891 fand dann am östlichen Ende des Spiemonts in Flur "Kalkofen" eine weitere Ausgrabung in römischen Siedlungsresten statt. Wichtigster Fund war ein gut erhaltenes Badebecken, aus dem ein Bleirohr mit Bronzekappe und Klappverschluß hervorschaute. Neben "Töpfen und Ziegelsteinen" wurde auch eine aus Sandstein hergestellte Statue ausgegraben.

Um das Jahr 1850 wurde in der Ortsmitte von Oberlinxweiler bei Erdarbeiten für den Bau einer Scheune, die heute als Kulturzentrum genutzt wird, eine frühmittelalterliche Kirchenwüstung entdeckt. Laut der Oberlinxweiler Schulchronik, die der Lehrer Johann Georg Schneider um Ende des 19. Jahrhunderts verfasst hat, wurden folgende Funde gemacht:

"1. Ein großer Klumpen geschmolzenen Glockengutes mit Schiefer und Erde vermischt, dazu zwei eiserne Klöppel (wurde nahe dem Ostende gefunden).

2. Eine größere Anzahl von Gerippen, von denen meistens der Schädel gut erhalten und vollzählig mit Zähnen besetzt waren, während die dünneren Gliederknochen sich sehr morsch und zerfallenzeigten. Deutlich bemerkte man dabei zwei, an manchen Stellen sogar drei Leichen übereinander. Holz_ und Sargteile wurden nicht entdeckt _ wie man sagt, keine Spur davon wahrgenommen. Fast alle Gerippen schienen dem kräftigsten Mannesalter angehört zu haben (die Fundstelle ist der Hintergrund der Tenne).

3. Etwas mehr nach Westen wurde ein starker Hohlschlüssel gefunden dessen Form dem ?? (unleserlich) Jahrhundert angehört, und in natürlicher Größe abgebildet ist. (hier verkleinert)."

Die abgetragenen Erdmassen wurden zum Auffüllen des Bahndamms der Nahetalbahn genutzt. In der Chronik von Lehrer Schneider heißt es dazu:

"Ohne Zweifel hätten außer diesen typischen Funden damals noch eine Menge kleinerer gemacht werden können, die uns wertvolle Aufschlüsse gegeben hätten, aber Einsicht und Interesse für die Lokalgeschichte werden in jener geldreichen Zeit des Eisenbahnbaues selten gewesen sein. Der ganze Abraum wurde auf den Bahndamm abgefahren, wofür dem Besitzer noch eine Vergütung gezahlt wurde. Dort wurden die unverletzten Schädel pietätvoll wieder mit Erde umhüllt, und so brausen die Schnellzüge über die alten Frankenköpfe und täuschen ihnen Schlachtgetöse vor, das einst den schwertgewaltigen Männern so vertraut war."

Der frühere Landeskonservator Prof. Dr. Alfons Kolling sah in dieser Kirchenwüstung einen Beleg dafür, dass es in Oberlinxweiler seit vorrömischer Zeit eine Besiedlungskontinuität gegeben hat.

Urkundlich wurde Oberlinxweiler erstmals im Jahr 871 als “Lainchesivilliare” in einer Urkunde Kaisers Ludwig II, genannt „der Deutsche“, erwähnt. Hierbei geht es um die Dotation des 1573 aufgelösten Klosters Neumünster; dieses Kloster ist seinerseits die Keimzelle der heutigen Stadt Ottweiler, die zu den ältesten Gründungen im Saarland zählt. Die Urkunde existiert in drei Abschriften aus dem 16. und 17. Jahrhundert, in denen der Ort unter verschiedenen Namen - Linchisivillare, Lainchisivillare, Lainchisvillare - erscheint. Andere Urkunden erwähnen Linxweiler, später geteilt in Niederlinxwiler und Oberlenxwiler.

Die Geschichte beider Orte teilt diejenige Ottweilers; im 30-jährigen Krieg wurden sie verwüstet.

Über Jahrhunderte gehörten Ober- und Niederlinxweiler zur Grafschaft Nassau-Saarbrücken. Nördlich grenzte Oberlinxweiler an die Stadt St.Wendel, die zum Kurfürstentum Trier gehörte. Noch heute wird deshalb der hintere Teil der Jakob-Stoll-Straße im Volksmund „die Grenz“ genannt. Nach der Besetzung der Saarregion durch Frankreich im Jahr 1793 wurde Oberlinxweiler Teil des französischen Departement de la Sarre. Auf dem Wiener Kongress wurde Oberlinxweiler dann dem neuen Fürstentum Lichtenberg, das zu Sachsen-Coburg und Gotha gehörte, zugeschlagen. 1832 wurde das Fürstentum an Preußen verkauft und damit wurde Oberlinxweiler Teil der preußischen Rheinprovinz.

Bis zur Kommunalreform im Saarland im Jahr 1974, war Oberlinxweiler eine eigenständige Gemeinde. Seither ist es Teil der Kreisstadt St. Wendel.

Neben dem alten Ortskern sind in den letzten 100 Jahren neue Ortsteile und Wohngebiete entstanden, so Am Dilling, Am Spiemont, Im Eckenthal und zuletzt Am Hirschberg.

Heute leben rund 2400 Menschen in Oberlinxweiler, das mit einer Fläche von 1019 ha zu den größeren St. Wendeler Stadtteilen gehört.

Politik

Literatur

  • Kolling, Alfons: Zur Archäologie des Spiemonts, in: Reinhard Schlindler zum siebzigsten Geburtstag am 7. April 1982, erschienen in der Trierer Zeitschrift für Geschichte und Kunst des Trierer Landes und seiner Nachbargebiete, 1982, vol. 45, pp. 45-63
  • Schwingel, Wolf: Heimatbuch Oberlinxweiler, ein Lese- und Quellenbuch zur Ortsgeschichte, hrsg. von der Kreisstadt St.Wendel, St.Wendel 1986

Weblinks


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