Offizierschule des Heeres

Offizierschule des Heeres
Offizierschule des Heeres
OSH.jpg
Verbandsabzeichen
Aufstellung 1956
Land Flag of Germany.svg Deutschland
Streitkräfte Bundeswehr
Teilstreitkraft Bundeswehr Logo Heer with lettering.svg Heer
Typ Schule des Heeres
Unterstellung HA, alt.png Heeresamt
Standort Albertstadt-Kaserne Dresden
Motto In Freiheit dienen
Führung
Kommandeur Brigadegeneral Jürgen Weigt
Offizierschule Dresden
Eingangsbereich
Urkunde
Offizierprüfung 1966
Emmich-Cambrai-Kaserne, Hannover
Sitz der OSH bis Ende der 1990er Jahre

Die Offizierschule des Heeres (OSH) in Dresden ist die zentrale Ausbildungsstätte der Bundeswehr für die Offiziere des Heeres.

Sie bildet vornehmlich Offizieranwärter, Offiziere und Stabsoffiziere des Truppendienstes, Offizieranwärter und Offiziere des Militärfachlichen Dienstes, sowie Reserveoffizieranwärter und Reserveoffiziere in Laufbahn-, Verwendungs- und Sonderlehrgängen aus und ist für die Erziehung aller Offizieranwärter des Heeres auf Basis der Richtlinien für Innere Führung verantwortlich. Sie trägt zur Weiterentwicklung der Grundsätze der Taktik im deutschen Heer bei.

Am 14. September 1998 übergab der Bundesverteidigungsminister Volker Rühe durch einen feierlichen Appell die Offizierschule ihrer neuen Bestimmung. Nach dreijähriger Bauzeit entstand auf dem Areal der historischen Albertstadt die zentrale Ausbildungsstätte. Die Schule untersteht dem Heeresamt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte der Offiziersausbildung des Heeres

Nach Gründung der Bundeswehr wurde die Ausbildung der Offizieranwärter des Heeres an drei „Heeresoffizierschulen” (HOS) aufgenommen: 1956 in Hannover (Heeresoffizierschule I) und in Husum (Heeresoffizierschule II; wurde 1958 nach Hamburg verlegt), 1958 in München (Heeresoffizierschule III). Die Heeresoffizierschulen waren gegliedert in einen Kommandostab (seit 1967 Schulstab) und zwei bis drei Lehrgruppen. Für die Ausbildung verfügten sie zusätzlich über ein Lehrbataillon.

Die Heeresoffizierschulen bestanden bis zum 30. Juli 1974, dann übernahm ihre Aufgaben die nunmehrige „Offizierschule des Heeres” (OSH) in der Emmich-Cambrai-Kaserne in Hannover. Bis dahin hatten die drei Heeresoffizierschulen in den verschiedenen, nach Dauer und Ausbildungsinhalten mehrfach geänderten Lehrgängen, etwa 50.000 Offizieranwärter ausgebildet.

Siehe auch: Zur Geschichte der Militärschulen Dresdens

Die Kommandeure der Offizierschulen des Heeres

Heeresoffizierschule I (Hannover 1956-1974)

Brigadegeneral Gaedcke
Brigadegeneral v. Kahlden
Brigadegeneral Lüder
Brigadegeneral Müller-Lankow
Brigadegeneral Kerschkamp
Brigadegeneral Schröder

Heeresoffizierschule II (Hamburg 1958-1974)

Brigadegeneral Hansen
Brigadegeneral Willemer
Brigadegeneral v. Uslar-Gleichen
Brigadegeneral Eckert
Brigadegeneral Wulf
Brigadegeneral Scheuermann

Heeresoffizierschule III (München 1958-1974)

Brigadegeneral Hesse
Brigadegeneral Hoheisel
Brigadegeneral Lemm
Brigadegeneral Teusen
Brigadegeneral Thormeier

Offizierschule des Heeres (Hannover 1974-1998; Dresden seit 14. September 1998)

Brigadegeneral Schröder
Brigadegeneral Wörmann
Brigadegeneral Grumer
Brigadegeneral Röhrs
Brigadegeneral Boës
Brigadegeneral Lissinna
Brigadegeneral Hans-Eberhard Freiherr von Steinaecker
Brigadegeneral Friedrich Freiherr von Senden
Generalmajor Bernd Albert
Brigadegeneral Fritz von Korff (1999 bis 2004)
Brigadegeneral Markus Bentler (2004 bis Mai 2006)
Brigadegeneral Norbert Stier (2006 bis Juli 2008)
Brigadegeneral Franz Xaver Pfrengle (Juni 2008 bis Juli 2011)
Brigadegeneral Jürgen Weigt (seit Oktober 2011)

Organisation und Struktur

Die maßgeblichen Organisationseinheiten der Offizierschule sind die beiden Lehrgruppen, in denen die Lehre durchgeführt wird. Sie werden von weiteren Organisationseinheiten (Stab, Fachmedienzentrum etc.) in der Wahrnehmung des Lehrauftrages unterstützt. An die Offizierschule ist das Taktikzentrum des Heeres (TZH) angegliedert.

Jede Lehrgruppe setzt sich aus fünf sog. Inspektionen zusammen, die wiederum in je 4-5 Hörsälen von ca. 20 Personen Stärke verschiedene Lehrgänge durchführen.

Die Hörsäle werden von Stabsoffizieren (Dienstgrad: Major oder Oberstleutnant) geführt, die zentraler Ansprechpartner für die Lehrgangsteilnehmer sowie Lehroffiziere für Taktik und Logistik sind. In der Lehre werden die Hörsaalleiter von zahlreichen Fachlehrern (z. B. für Geschichte, Recht, Sport etc.) unterstützt.

Die Inspektionen werden von einem Oberstleutnant (i. d. R. gewesener Bataillonskommandeur) geführt, der zudem für die Politische Bildung der Lehrgangsteilnehmer verantwortlich ist. Der Inspektionschef wird vom Hörsaaloffizier und Inspektionsfeldwebel in der Führung der Inspektion unterstützt.

Dem Hörsaaloffizier (Dienstgrad: Leutnant/Oberleutnant) kommt vor allem in Schwerpunktlehrgängen für Offizieranwärter des Truppendienstes eine herausragende Rolle zu. Er unterstützt das Inspektionspersonal in allen Belangen und ist dadurch die gute Seele der Inspektion. Der Hörsaaloffizier ist den Lehrgangsteilnehmern (Durchschnittsalter 20 Jahre) sowohl in seiner dienstlichen als auch seiner Lebenserfahrung wesentlich näher als das übrige Lehrpersonal. Als junger Offizier, Kamerad und Mensch ist er ihnen Beispiel und Ansprechpartner zugleich. Er schließt damit die Lücke im Ereignis- und Erfahrungshorizont, die aufgrund der hohen Dienstgradstruktur zwischen den Offizieranwärtern (Dienstgrad: Obergefreiter/Hauptgefreiter bis Oberfähnrich) und dem übrigen Lehrpersonal klafft.

Lehrgänge und Ausbildung

Offizierbrief der Offizierschule des Heeres eines Absolventen des OL1

An der Offizierschule des Heeres finden regelmäßig Laufbahn-, Verwendungs- und Fortbildungslehrgänge statt.

Die Laufbahnlehrgänge umfassen den Offizierlehrgang Teil 1 (OL1) für Offizieranwärter des Truppendienstes (Heer und Streitkräftebasis) sowie den Offizierlehrgang für Offizieranwärter des militärfachlichen Dienstes. Lehrgangsziel ist es, dem Offizieranwärter das Führungswissen für die allgemeine Qualifikation zum Offizier des Heeres zu vermitteln. Dazu werden die Lehrgangsteilnehmer in den Fächern Taktik, Politische Bildung, Wehrrecht und Militärgeschichte ausgebildet. Beide Laufbahnlehrgänge enden mit der Offizierprüfung, die Teilvoraussetzung für die Beförderung zum Leutnant ist. Mit bestandener Offizierprüfung wird der Offizierbrief der Offizierschule des Heeres überreicht. Weiter wird der Laufbahnlehrgang Menschenführung im Einsatz für Reserveoffizieranwärter durchgeführt, im Zuge dessen sich der Reserveoffizieranwärter mit den Grundlagen der Menschenführung im Einsatz auseinandersetzen und befähigt werden soll, als Offizier im Einsatz dienstgradgerecht auf seine Untergebenen einwirken zu können.

Die Verwendungslehrgänge bilden ein breites Spektrum an Adressaten ab. Der Offizierlehrgang Teil 2 (OL2) zielt auf die Befähigung der jungen Offiziere (für Lehrgangsteilnehmer nach dem Studium) und Offizieranwärter (für Lehrgangsteilnehmer ohne Studium) des Truppendienstes zur Wahrnehmung von Führungsaufgaben im gesamten Aufgabenspektrum von Landstreitkräften und im multinationalen Umfeld. Weiter werden Stabsoffiziere, die in Heeresschulen als Taktik- und Logistiklehrer eingesetzt werden sollen, im entsprechenden Lehrgang ausgebildet. Gleiches gilt für zivile Rechtslehrer sowie Sprachdienstpersonal. Zusätzlich findet der Militärische Auswahllehrgang (MAL) statt, der als reiner Prüfungslehrgang qualifizierte Unteroffiziere für die Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes auswählen soll.

Ziel der Fortbildungslehrgänge ist es, den Kenntnisstand der Berufsoffiziere in berufs- und besonders heeresspezifischen Bereichen anzuheben und zu erweitern sowie das berufliche Selbstverständnis und die Führerpersönlichkeit zu stärken. Dazu werden der Fortbildungslehrgang für Offiziere des Militärfachlichen Dienstes, der Fortbildungslehrgang für Sanitätsoffiziere sowie der Führungslehrgang 1A (u.a. Voraussetzung für die Teilnahme am Stabsoffizierlehrgang) durchgeführt.

Wappen und Verbandsabzeichen

Das Wappen (internes Verbandsabzeichen) der OSH

Das Wappen (internes Verbandsabzeichen) der Offizierschule des Heeres symbolisiert die den deutschen Offizier auszeichnenden Tugenden. Historisches Gedenken, ethische Bindungen und die Verpflichtungen der Gegenwart sind in ihm vereint:

Das Eiserne Kreuz gilt seit 1813 über alle Kriege und politischen Veränderungen hinweg als Symbol deutschen Soldatentums. Es mahnt an die wegweisenden Überlegungen zum Verhältnis von Staat, Bürger und Armee, die im Wesentlichen auf General von Scharnhorst zu Beginn des 19. Jahrhunderts zurückgehen.

Der rote Schildgrund symbolisiert die Bindung des Soldatenberufes an das Gewissen und seine Pflichterfüllung bis hin zur Aufopferung des eigenen Lebens. Im 20. Jahrhundert wird die Mahnung an die Pflicht in besonderem Maße verkörpert durch Generaloberst Ludwig Beck, Generalmajor Henning von Tresckow und Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Damit soll verdeutlicht werden, dass an der Offizierschule des Heeres nicht das Waffenhandwerk im Vordergrund steht, sondern dass geistige und sittliche Kräfte militärische Führung bedingen. Die Lehre von der Inneren Führung steht gleichbedeutend neben der militärischen Führungslehre vom Gefecht der verbundenen Waffen.

Der Helm der Ritterrüstung verweist auf die Ritterakademie Ettal und die historische Leitfigur des Prinz Eugen.

Die Waffenfarben Schwarz, Rot, Gold symbolisieren die Auftragserfüllung der Offizierschule des Heeres in der Pflicht für den Dienst am Staat zur Wahrung von Recht und Freiheit des deutschen Volkes.

Das Verbandsabzeichen (getragen am linken Ärmel des Dienstanzugs) zeigt ähnlich wie alle Abzeichen der Truppenschulen zwei gekreuzte Schwerter auf rotem Grund. Darüber hinaus signalisiert ein "S", dass es sich um eine der Schulen des Heeres handelt. Die silber-schwarze Umkordelung steht im Gegensatz zu den Wappen der anderen Truppenschulen für keine für eine Truppengattung spezifische Waffenfarbe, sondern entspricht der Umrandung z. B. der Divisionsverbandsabzeichen sowie des Heeresamtes, da die Offiziere auch aus allen Truppengattungen stammen. Damit entspricht es insgesamt dem Wappen des Heeresamtes mit einem zusätzlichen "S".

Die Symbolsprache der Offizierschule findet sich im Jahrgangsring wieder, den die Absolventen der OSH tragen dürfen.

Geografie

Das Tal der Prießnitz zwischen Arsenal und Offizierschule (Blick vom Turm der Garnisonkirche nach Norden

Ausbildung mutmaßlicher Kriegsverbrecher

Im Frühjahr 2011 kam die Offiziersschule in die öffentliche Kritik, als der ARD-Journalist Markus Frenzel in seinem Buch Leichen im Keller. Wie Deutschland internationale Kriegsverbrecher unterstützt.[1] dokumentierte, dass mutmaßliche hochrangige Verbrecher gegen die Menschlichkeit, darunter der guineische Militärdiktator Moussa Dadis Camara, der 2008 im sogenannten „le putsch allemand“ (deutscher Putsch)[2] an die Macht gelangte, in Dresden und Bremen ausgebildet worden waren.[3][1] Bei der brutalen Niederschlagung einer Demonstration am 28. September 2009 im Stadion du 28 Septembre in Conakry gegen das Regime waren mindestens 157 Menschen ums Leben gekommen,[4][5] mehr als 1200 Personen wurden verletzt.[6] Des Weiteren vergewaltigten im Laufe des Tages Soldaten mindestens 100 Frauen.[7] Die Ausbildung durch die Bundeswehr für Guinea hatte 1965 begonnen,[8] Guinea ist seit 1958 eine Militärdiktatur. Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Völkermord und Kriegsverbrechen stehen seit der Verabschiedung des Völkerstrafgesetzbuch 2002 in Deutschland auch für Ausländer und auch für im Ausland begangene Taten unter Strafe.

Aktuelles

In der Nacht zum 13. April 2009 kam es zu einem Brand, bei dem 42 Pkws, Busse und Lastkraftwagen zerstört wurden. Unbekannte Täter hatten an vermutlich mindestens drei Stellen des Fuhrparkes Feuer gelegt. Über 20 Löschfahrzeuge waren im Einsatz.[9]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Markus Frenzel: Leichen im Keller. Wie Deutschland internationale Kriegsverbrecher unterstützt, April 2011, Deutscher Taschenbuchverlag, ISBN 978-3-423-24876-1
  2. Berliner Zeitung, 1. Oktober 2009: „Der deutsche Putschist“
  3. Deutschlandradio, 4. Mai 2011: Markus Frenzel im Gespräch mit Jasper Barenberg
  4. [1]
  5. [2]
  6. Nachrichtenagentur Reuters, 16. Oktober 2009: ICC prosecutor to examine Guinea killings
  7. [3]
  8. Deutschlandradio Kultur, 6. April 2011: Publizist: Deutschland unterstützt Völkermörder. Interview mit Markus Frenzel
  9. sz-online.de: „Das waren keine Anfänger“ - Nach dem Brandanschlag auf die Offizierschule verdichten sich Hinweise auf ein politisches Motiv. (15. April 2009)

Weblinks


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