- Orgel der Pilsumer Kreuzkirche
-
Orgel der Pilsumer Kreuzkirche Allgemeines Ort Pilsumer Kreuzkirche Orgelerbauer Valentin Ulrich Grotian Baujahr 1694 Letzte(r) Umbau/Restaurierung 1991 durch Jürgen Ahrend Epoche Barock Orgellandschaft Ostfriesland Technische Daten Anzahl der Pfeifen 925 Anzahl der Register 16 Anzahl der Pfeifenreihen 22 Anzahl der Manuale 2 Tontraktur Mechanisch Registertraktur Mechanisch Die Orgel der Pilsumer Kreuzkirche wurde 1694 von Valentin Ulrich Grotian gebaut und ist noch größtenteils unversehrt erhalten. Sie verfügt über 16 Register auf zwei Manualen und angehängtem Pedal und gilt nach den Orgeln von Arp Schnitger als eine der bedeutendsten Barockorgeln Ostfrieslands.
Inhaltsverzeichnis
Baugeschichte
1694 erfolgte der Neubau durch Grotian. Technisch, optisch und klanglich lehnte sich Grotian stark an den Orgelbauer Joachim Kayser an. Beide konnten in Ostfriesland trotz des Konkurrenzdrucks vonseiten Arp Schnitgers ihre Eigenständigkeit bewahren. 1772 wurde die Orgel von Dirk Lohmann (Emden) renoviert. Aus dieser Zeit stammt die schöne Inschrift hinter dem Notenpult: Eedo Siewerts / Organist en Schoolmeester. Die Reparatur durch H. F. Thielke (Emden) führte dazu, dass sich der Zustand des Instruments eher verschlechtert, wie der Orgelbauer Arnold Rohlfs 1843 in einem Beschwerdebrief an das Konsistorium darlegte.[1] Gerd Sieben Janssen (Aurich) führte 1854 einen Orgelumbau durch, ersetzte zwei Register im Oberwerk und die Klaviaturen und erweiterte die fehlenden Basstöne. 1892 reparierte Johann Diepenbrock (Norden) die Orgel. Die originale Trompete wird 1930 durch Max Maucher (Emden) ersetzt. Jürgen Ahrend stellte 1991 den Zustand von 1694 wieder her. Die Pfeifen im Prospektpfeifen wurden mit Zinnfolie belegt, das originale Eichengehäuse von der späteren weißen Farbgebung befreit und die Klaviaturen mit kurzer Oktave sowie die Keilbalganlage rekonstruiert. Zudem wurde eine modifiziert mitteltönige Temperatur angelegt. Die Windlade ist original erhalten.
Insgesamt weist die Orgel eine Vielzahl an farbigen Klängen auf, die sich in mancher Hinsicht von der Klangkonzeption Schnitgers unterscheidet. Grotian baute eher traditionell, während Schnitger seinerseit als fortschrittlich galt. Grotians Pfeifen weisen einen höheren Bleianteil aus und sind weniger fein gearbeitet als bei Schnitger. Im Oberwerk findet sich neben dem Prinzipalchor ein eigenständiger Flötenchor. Sesquialtera und Trompete zeichnen sich durch einen eigenständigen Klangcharakter aus. Während die Quintadena eine enge Mensur ausweist, ist das Holzgedackt weit mensuriert. Optisch fallen das reiche Schnitzwerk sowie die seitlichen Blendflügel ins Auge, die stumme Pfeifen enthalten.
Disposition seit 1991 (= 1694)
Werck CDEFGA–c3 Principal 8′ G Quintadena 8′ A Octav 4′ G/A Gemshorn 4′ G Nassat 3′ G Octav 2′ G Flachfloit 2′ A Sesquialter II A Mixtur IV-V A/G Trompet 8′ A II Brustpositiv CDEFGA–c3 Gedact 8′ G[Anm. 1] Gedactfloit 4′ G/A Super-Octav 2′ G Quint 11/2′ G Scharf II G Regal 8′ ?/A - G = Grotian (1694)
- A = Ahrend (1991)
- Anmerkungen
- ↑ Eiche.
Technische Daten
- 16 Register
- 925 Pfeifen
- Pedal angehängt (CDE-d1); die Anlage für ein selbstständiges Pedal ist vorbereitet.
- Traktur:
- Tontraktur: Mechanisch
- Registertraktur: Mechanisch
- Windversorgung:
- 65 mmWS Winddruck
- Zwei Keilbälge
- Stimmung:
- Höhe ca. ein Halbton über a1= 440 Hz
- Modifiziert mitteltönige Stimmung
Literatur
- Günter Lade (Hrsg.): 40 Jahre Orgelbau Jürgen Ahrend 1954-1994. Selbstverlag, Leer-Loga 1994.
- Uda von der Nahmer: Windgesang. Orgeln, Wind und Verwandte. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 2008, ISBN 978-3-940601-03-2.
- Ralph Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Hauschild Verlag, Bremen 1995, ISBN 3-929902-62-1.
- Walter Kaufmann: Die Orgeln Ostfrieslands. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968.
- Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Geweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3-931785-50-5.
- Harald Vogel, Reinhard Ruge, Robert Noah, Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland. 2 Auflage. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1997, ISBN 3-928327-19-4.
Aufnahmen/Tonträger
- Dietrich Buxtehude: Orgelwerke. Vol. 5. 1993. MD+G L 3425 (Harald Vogel in Pilsum, Buttforde, Langwarden, Basedow, Groß Eichsen: BuxWV 141, 146, 147, 151, 152, 168, 170, 175, 182, 183, 191, 211, 224, 245, 246)
- Sweelinck: The Complete Keyboard Works. 2005. N.M. Classics, B000065618 (9 CDs; auf CD Nr. 6 spielt Vincent van Laar vier Werke auf der Orgel in Pilsum)
Weblinks
- Orgel in Pilsum bei NOMINE e.v. (gesehen 26. November 2009)
- Fotos von Kirche und Inventar (gesehen 26. November 2009)
Einzelnachweise
- ↑ Kaufmann, Orgeln, S. 200: „Es sind Pfuscher am Werke und verderben die Orgel“.
53.483037.062862Koordinaten: 53° 28′ 59″ N, 7° 3′ 46″ OKategorien:- Orgel in Deutschland
- Jürgen Ahrend Orgelbau
- Orgellandschaft Ostfriesland
- Krummhörn
Wikimedia Foundation.