- Orgel der Rysumer Kirche
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Orgel der Rysumer Kirche Allgemeines Ort Rysumer Kirche Orgelerbauer Meister Harmannus Baujahr 1457 Letzte(r) Umbau/Restaurierung 1960 durch Ahrend Orgellandschaft Ostfriesland Technische Daten Anzahl der Register 7 Anzahl der Pfeifenreihen 11 Anzahl der Manuale 1 Tontraktur Mechanisch Registertraktur Mechanisch Die Orgel der Rysumer Kirche gilt als das älteste in seinem Pfeifenbestand weitgehend erhaltene Instrument dieser Art in Nordeuropa, und zählt neben den Instrumenten in Sion, Kiedrich und Ostönnen zu den ältesten spielbaren Orgeln der Welt. Die Orgel umfasst sieben Register auf einem Manual.
Inhaltsverzeichnis
Baugeschichte
1457 wurde wahrscheinlich von Meister Harmannus in Groningen, der auch mit der Orgel der Groninger Martinikerk in Verbindung gebracht wird, eine Orgel erbaut, die nach der Friesenchronik des Eggerik Beninga von den Rysumer Bauern mit ihren besten Rindern bezahlt wurde. Sie wurden über den Dollart nach Groningen überschifft. Dieses Instrument scheint ein Diskant-Blockwerk mit einem Tonumfang H-f2 gewesen zu sein mit einem Basswerk, dessen Pfeifen im Prospekt mit den originalen Mensuren erhalten geblieben sind. Ein Hebel beim Spieltisch für diesen Prästanten zeugt noch von der Transformation des Blockwerks zu einem Orgelwerk mit Schleifladen. Vielleicht ist dieser Umbau ins Jahr 1513 zu datieren, als in die Empore eine Organistenkanzel eingefügt wurde, die diese Jahreszahl trägt.
Reparaturen sind 1680 durch Joachim Kayser und 1689/1699 durch Valentin Ulrich Grotian belegt. 1736–38 hat Matthias Amoor, der möglicherweise bei Arp Schnitger gelernt hatte, einen Umbau vorgenommen. Er ersetzte die Flügeltüren durch Schnitzwerk und verwendete einen Teil der Flügeltüren als Abdeckung. Zudem nahm er wohl eine Dispositionsänderung vor. 1764/76 wurde ein Register von Dirk Lohmann ergänzt. 1867/68 wurde das Gehäuse oben verkürzt, weil in die Kirche eine neue Decke eingezogen wurde.
Nachdem 1941 Karl Puchar aus Norden bereits eine Restaurierung der Orgel durchgeführt hatte, fand 1959/60 eine vollständige Rekonstruktion durch Ahrend & Brunzema statt, die auch die Wiederherstellung des Gehäuses mit seinen spitzbogigen Pfeifenfeldern einschloss. Ahrend rekonstruierte die Sesquialtera, Mixtur und die Trompete aus gehämmertem Blei. Der spätgotische Prospekt wurde wieder freigelegt, das obere Feld mit Blindpfeifen und das fehlende Schnitzwerk wieder hergestellt. Die seit dem 18. Jahrhundert entfernten Flügeltüren wurden aus den vorhandenen Resten seitlich ergänzt, ebenso die größtenteils verlorene Bekrönung mit den Fialen. Auch die Klaviatur, Traktur, Windlade und der Keilbalg wurden in alter Bauweise rekonstruiert.
Im Zuge einer mehrjährigen Kirchenrestaurierung, die im Jahr 2009 ihren Abschluss fand, wurde die Spiegeldecke aus dem 19. Jahrhundert entfernt, wodurch die Kirche mit Ausnahme der erhobenen Tonne über der Orgel wieder eine einheitliche mittelalterliche Balkendecke hat. Die Orgel wurde von Hendrik Ahrend gereinigt und die Prospektpfeifen neu mit Zinn foliiert. Winfried Dahlke vom Organeum hat die Inskriptionen aller historischen Pfeifen wissenschaftlich untersucht.
Disposition seit 1960
Manual CDEFGA-g2a2 Praestant 8′ alt Gedackt 8′ alt Octave 4′ alt Octave 2′ alt Sesquialtera II Ahrend & Brunzema Mixtur III-IV Ahrend & Brunzema Trompete 8′ Ahrend & Brunzema Technische Daten
- Sieben Register, kein Pedal.
- Traktur:
- Tontraktur: Mechanisch
- Registertraktur: Mechanisch
- Windversorgung:
- Keilbalg
- Winddruck: 70 mmWS
- Stimmung:
- Höhe geringfügig über a1 = 440 Hz
- Leicht modifizierte mitteltönige Stimmung
Literatur
- Walter Kaufmann: Die Orgeln Ostfrieslands. Ostfriesische Landschaft, Aurich 1968.
- Uda von der Nahmer: Windgesang. Orgeln, Wind und Verwandte. Ostfriesische Landschaftliche Verlags- und Vertriebsgesellschaft, Aurich 2008, ISBN 9783940601032.
- Ralph Nickles: Orgelinventar der Krummhörn und der Stadt Emden. Hauschild Verlag, Bremen 1995, ISBN 3929902621.
- Harald Vogel, Günter Lade, Nicola Borger-Geweloh: Orgeln in Niedersachsen. Hauschild, Bremen 1997, ISBN 3931785505.
- Harald Vogel, Reinhard Ruge, Robert Noah, Martin Stromann: Orgellandschaft Ostfriesland. 2 Auflage. Soltau-Kurier-Norden, Norden 1997, ISBN 3928327194.
Aufnahmen/Tonträger
- Orgelland Ostfriesland. 1989, Deutsche Harmonia Mundi, HM 939-2, CD (Harald Vogel in Norden, Uttum, Rysum, Westerhusen, Marienhafe, Weener: Werke von D. Buxtehude, C. Goudimel, Anonymus, J.P. Sweelinck, S. Scheidt, C. Paumann, A. Schlick, A. Ileborgh, P. Hofhaimer, H. Isaac, H.L. Hassler, G. Böhm, J.S. Bach).
- Orgeln in Ostfriesland. Vol. 2. 1997, Organeum, OC-09602, CD (Harald Vogel in Rysum, Uttum, Norden, Marienhafe).
- Les plus belles orgues. 1994, Analekta Classics, AN 28216-7, 2 CD (Antoine Bouchard in Rysum, Osteel, Steinkirchen, Mittelnkirchen, Ganderkesee, Westerhusen, Dedesdorf. Werke von Paumann, Susato, Sweelinck, Scheidemann, Bach u.a.).
Hörbeispiele
- Harmanus Orgel in Rysum von 1457, YouTube Video mit Erklärungen des Organisten Jan Hendrik Holzkämper
- MP3-Klangbeispiel Rysum: Orgel mit Glocke, Conrad Paumann: Redeuntes in mi aus dem Buxheimer Orgelbuch mit Harald Vogel
Weblinks
- Orgel in Rysum bei NOMINE e.V. (gesehen 26. November 2009).
- Genealogie-Forum (gesehen 26. November 2009).
53.3794887.035493Koordinaten: 53° 22′ 46″ N, 7° 2′ 8″ OKategorien:- Orgel in Deutschland
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