- Pythagoreisches Komma
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Diatonische Intervalle Prime
Sekunde
Terz
Quarte
Quinte
Sexte
Septime
Oktave
None
Dezime
Undezime
Duodezime
Tredezime
Halbton/GanztonBesondere Intervalle Mikrointervall
Komma
Diësis
Limma
Apotome
Ditonus
Tritonus
WolfsquinteMaßeinheiten Cent
Millioktave
Oktave
SavartDas Pythagoreische Komma ist in der Musik ein Intervall von etwa einem Achtelton, welches nicht als selbstständiger musikalischer Tonschritt gebraucht wird. Während in der heute gebräuchlicheren gleichstufigen Stimmung sieben Oktaven genau zwölf Quinten entsprechen, gibt es in der theoretisch wohlklingendsten, sogenannten reinen Stimmung einen Unterschied zwischen sieben Oktaven und zwölf Quinten. Dieser Unterschied wird in der gleichstufigen Stimmung auf die zwölf Quinten verteilt. Man erhält dabei eine Temperierung, bei der sich die Quinten (700 Cent) nur unwesentlich von den reinen Quinten (702 Cent) unterscheiden. Jedoch unterscheiden sich die Terzen - und das wird häufig übersehen - deutlich hörbar von den reinen Terzen. (Große Terz rein: 386 Cent, gleichstufig: 400 Cent. Kleine Terz rein: 316 Cent, gleichstufig 300 Cent).
Praktische Relevanz erhält das Komma beim Stimmen von Instrumenten mit festen Tonhöhen. Darunter fallen zum Beispiel Tasteninstrumente sowie Saiteninstrumente mit Bünden.
Inhaltsverzeichnis
Anschauliche Herleitung
Die Bedeutung des Pythagoreischen Kommas geht aus folgender Tabelle hervor, in der gemäß der Quintenspirale zwölf reine Quinten aufeinander gesetzt werden. Diese haben je ein Frequenzverhältnis von 3:2. Daneben sind sieben Oktaven aufeinander gesetzt. (Im Beispiel wird C als Grundton verwendet).
Ton Quinte Frequenzverhältnis entspricht C 0 1 : 1 = 1 G 1 3 : 2 = 1,5 d 2 9 : 4 = 2,25 a 3 27 : 8 = 3,375 e¹ 4 81 : 16 = 5,0625 h¹ 5 243 : 32 = 7,59375 fis² 6 729 : 64 = 11,390625 cis³ 7 2187 : 128 = 17,0859375 gis³ 8 6561 : 256 = 25,62890625 dis⁴ 9 19683 : 512 = 38,443359375 ais⁴ 10 59049 : 1024 = 57,6650390625 eis⁵ 11 177147 : 2048 = 86,49755859375 his⁵ (≈ c⁶) 12 531441 : 4096 = 129,746337890625 Ton Oktave Frequenzverhältnis C 0 1 : 1 c 1 2 : 1 c¹ 2 4 : 1 c² 3 8 : 1 c³ 4 16 : 1 c⁴ 5 32 : 1 c⁵ 6 64 : 1 c⁶ 7 128 : 1 Der Unterschied der beiden Töne (letzte in den Tabellen) ergibt ein Frequenz-Verhältnis von
Hinweis: Beim Vergleich von Intervallen verwendet man die Einheit Cent, wobei 1 Oktave = 1200 Cent ist.
Zweite Berechnung:
Das Intervall mit diesem Verhältnis wird Pythagoreisches Komma genannt.
Das Pythagoreische Komma als Problem beim Stimmen von Tasteninstrumenten
Ein Instrument (wie die modernen Tasteninstrumente), das pro Oktave nur zwölf verschiedene Töne erzeugen kann, lässt sich nicht so stimmen, dass es in allen Tonarten mit absolut reinen Intervallen gespielt werden kann. Einerseits gibt es verschieden große Ganztöne, die sich um ein syntonisches Komma unterscheiden, andererseits unterscheiden sich zwölf Quinten von sieben Oktaven um das pythagoreische Komma. In der Praxis wird versucht, beim Stimmen von Tasteninstrumenten das syntonische und das pythagoreische Komma möglichst sinnvoll auf alle Töne zu verteilen. Nach verschiedenen Theorien ergeben sich dann die verschiedenen musikalischen Stimmungen. Es gab auch Versuche mit Tasteninstrumenten, deren Oktave mehr als zwölf Töne umfasst (z. B. geteilte schwarze Tasten).
Zwölf reine Quinten (2:3) ergeben 8423,46 Cent, sieben Oktaven dagegen nur 8400 Cent. Damit sich in gleichstufig-temperierter Stimmung die Quintenspirale nach sieben Oktaven zum Quintenzirkel schließt, muss das Pythagoreische Komma beim Stimmen auf die zwölf Quinten verteilt werden. Damit wird die reine Quinte von 701,9550 Cent nur geringfügig um 1,9550 Cent auf 700 Cent verkleinert.
- In der Gregorianik und der Musik bis ins Spätmittelalter wurde die pythagoreische Stimmung verwendet. Die in der pythagoreischen Stimmung ergebende pythagoräische Terz spielte bei ein- oder zweistimmiger (Quinten, Quarten) Musik keine Rolle. Mit dem Aufkommen der in der Mehrstimmigkeit sich bildenden Akkordverbindungen wurde bald die reine Terz mit dem Frequenzverhältnis 5/4 als Konsonanz anerkannt. Damit wurde die pythagoreische Stimmung unbrauchbar. Lange Zeit verwendete man mitteltönige Stimmungen, die die reine Stimmung am besten wiedergaben, jedoch viele Tonarten ausschlossen. Zu J.S. Bachs Zeit wuchs das Bedürfnis, in allen Tonarten spielen zu können. Über unzählige Versuche mit wohltemperierten Stimmungen hat sich heutzutage fast durchgängig die gleichstufige Stimmung bei Tasteninstrumenten durchgesetzt. Und hier schließt sich der Kreis: Man verwendet wieder die - um das pythagoreische Komma korrigierte - pythagoreische Stimmung. Die um nur 2 Cent verstimmten Quinten hört man durch ihre Schwebungen etwas "gefärbt", die immerhin um 14 Cent erhöhte große Terz wird als "geschärft" notgedrungen in Kauf genommen.
Reine Quinte: , Gleichstufige Quinte: 700 Cent.
Reine große Terz: , Gleichstufige große Terz: 400Cent.
Geschichte
Als erster definierte der Pythagoreer Philolaos das pythagoreische Komma.
Die erste Nennung der Komma-Proportion 531441:524288 findet sich bei Euklid. Dieser legt den Ganzton der pythagoreischen Stimmung mit dem Verhältnis 9:8, die Oktave mit dem Verhältnis 2:1, und eine Zahl A = 262144 = 218 zugrunde. Er kommt zu dem Schluss, dass die Bildung von sechs Ganztonverhältnissen über dieser Zahl einen größeren Wert G ergibt als die einer Oktave (zwei mal A) über dieser Zahl. G gibt er mit 531441 an.[1] Die nötigen Berechnungen lauten:
Berechnung von G:
Berechnung des Doppelten von A:
Weblinks
das pythagoreische und syntonische Komma von Joachim Mohr
Einzelnachweise
- ↑ Euklid: Katatome kanonos (lat. Sectio canonis). Engl. Übers. in: Andrew Barker (Hg.): Greek Musical Writings. Vol. 2: Harmonic and Acoustic Theory, Cambridge Mass.: Cambridge University Press, 2004, S. 190–208, hier: S. 199.
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