Oscar Paret

Oscar Paret

Oscar Paret (* 14. Juni 1889 in Dachtel (Landkreis Böblingen); † 27. Juni 1972 in Ludwigsburg) war ein deutscher Archäologe und Heimatforscher. Von 1949 bis 1954 war er Landeskonservator.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Oscar Paret wuchs als zweites Kind des Pfarrers Otto Paret und dessen Frau Edine geb. Wolf zunächst im Dachteler, ab 1892 im Heutingsheimer Pfarrhaus zusammen mit drei Schwestern und zwei Brüdern auf. Heutingsheim ist heute ein Ortsteil der Stadt Freiberg am Neckar (Landkreis Ludwigsburg in Baden-Württemberg). Bereits in seiner frühen Kindheit wurde Parets Interesse an der Archäologie und Heimatgeschichte geweckt. So verfasste er bereits im Alter von 13 Jahren eine Abhandlung über seine Heimat Heutingsheim und eine weitere über Geisingen. Einen Altertumsverein und eine Sammlung gründete er mit 14. Im Jahr 1907, zur Zeit seines Besuchs der Friedrich-Eugen-Oberrealschule in Stuttgart, wurde er mit Peter Goessler, dem damaligen Leiter der Stuttgarter Altertümersammlung, bekannt, als dieser die Grundmauern der Villa Rustica von Heutingsheim erforschte.

Erste Ausgrabungen führte er bereits 1908 durch.[1] Sein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart begann er im Herbst desselben Jahres. Im Herbst 1912 begann er sein Studium der Archäologie und der Alten Geschichte in Tübingen und in Berlin, das er 1914 wegen des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges unterbrechen musste. Zwischenzeitlich wurde er für kurze Zeit vom Kultusministerium zum ehrenamtlichen Stellvertreter des in Griechenland weilenden Konservators Goessler ernannt. Zudem erhielt er 1911 durch Ostertag-Siegle die Aufgabe, die „Eglosheimer Burg“ bei Hoheneck wissenschaftlich zu erforschen.[2]

Im Juli 1919 promovierte Oscar Paret in Tübingen mit einer Arbeit über Wandmalereien in Pompeji zum Dr.phil. Im August desselben Jahres wurde er Assistent und Konservator am Landesmuseum, zunächst unter Eugen Gradmann, dann unter Peter Goessler. 1930 wurde die Direktion der Altertümersammlung Walther Veeck übertragen. Im Zweiten Weltkrieg wurde Paret abermals eingezogen. Nach Veecks Tod im Februar 1941 versah ab März 1941 Paret dessen Funktion und leitete die Verlagerung und Betreuung der Bestände der Altertümersammlung und des Ludwigsburger Heimatmuseums in der Zeit der Bombenangriffe.

Bei der Neugründung des Württembergischen Landesmuseums 1947 wurde er mit der Leitung der ur- und frühgeschichtlichen Sammlungen sowie der archäologischen Denkmalpflege betraut. Die Technische Hochschule Stuttgart ernannte ihn 1948 zum Honorarprofessor.

Leistungen

Bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1954 ebnete Paret die Wege für eine umfassende Dokumentierung und Präsentation der Sammlungen und zahlreicher neuer Funde in Archiv und Museum. Auch eine Reihe von Heimatmuseen im Land verdanken ihre Gründung seiner Initiative. Im Mai 1954 wurde ihm das Bundesverdienstkreuz II. Klasse, 1959 die Ludwigsburger Bürgermedaille verliehen.[3]

Publikationen

  • Urgeschichte Württembergs mit besonderer Berücksichtigung des mittleren Neckarlandes. Strecker & Schröder, Stuttgart 1921.
  • Die Siedlungen des Römischen Württembergs. in: Friedrich Hertlein, Oscar Paret, Peter Goessler (Hrsg.): Die Römer in Baden-Württemberg. Band 3. Kohlhammer, Stuttgart 1932.
  • Ludwigsburg und das Land um den Asperg: Ein Heimatbuch für den Bezirk Ludwigsburg. Ludwigsburg 1934.
  • Das Kastell Rottenburg. In: Der obergermanisch-raetische Limes des Roemerreiches (Hrsg. Ernst Fabricius, F. Hettner, O. von Sarwey): Abteilung B, Band 5, Kastell Nr. 61 (1936).
  • Der Klassenausflug in die Steinzeit: Eine Erzählung. In: Gunderts blaue Jugendbücher. Gundert, Stuttgart 1936.
  • Golder der Meisterschmied: Ein Erfinderleben vor 2500 Jahren. Eichhorn, Ludwigsburg 1939
  • Das Neue Bild der Vorgeschichte. Schröder, Stuttgart 1946.
  • Die Bibel, ihre Überlieferung in Druck und Schrift. Privileg. Württ. Bibelanstalt., Stuttgart 1949.
  • Württemberg in vor- und frühgeschichtlicher Zeit. (Veröffentlichungen der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Reihe B, Bd. 17). Kohlhammer, Stuttgart 1961.
  • zahlreiche einschlägige Artikel in Fachzeitschriften

Nachruf

„In den Jahren gemeinsamen Dienstes und in der persönlichen Begegnung durfte ich erfahren, von welcher Leidenschaft zur Geschichte dieser so ganz und gar undoktrinäre und unerschrockene Mann sein Leben lang beseelt war. Sein Geist war ständig auf der Suche, die wahren Zusammenhänge zu finden, sein Fleiß schier unendlich, das Geschaute allen zugänglich zu machen. Gespeist aber wurde beides von der Liebe zur Heimat, der Freude an ihrer Schönheit und der Tiefe ihrer Geschichte.“

(Verfasst von Siegfried Junghans, einem Freund und Prähistoriker aus Stuttgart).

Sonstiges

In Freiberg am Neckar wurde eine Schule nach ihm benannt. Diese Oscar-Paret-Schule beinhaltet eine Werkrealschule, eine Realschule und ein Gymnasium.

Anmerkung

  1. Diese erfolgten sowohl in Zusammenarbeit mit dem Freiherrn von Brüssele-Schaubeck und im Auftrag der Stuttgarter Altertümersammlung als auch in Eigenregie.
  2. Diese Arbeit stellt aufgrund ihrer Qualität einen Meilenstein in der Dokumentation und kompletten Ausgrabung eines römischen Gutshofes in Württemberg dar.
  3. Zitat: Gerhard Paret (Sohn von Oscar Paret) in Wer war Oscar Paret?

Literatur


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