Oskar Bülow

Oskar Bülow
Oskar von Bülow

Oskar Robert Arthur von Bülow (Nobilitierung 1877; * 11. September 1837 in Breslau, Schlesien; † 19. November 1907 in Heidelberg) war ein deutscher Jurist und Rechtswissenschaftler. Er zählt zu den bedeutenden Vertretern des Richterrechts und Zivilprozessrechts.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Oskar von Bülow ist der Sohn des Stadtrats und Apothekers Johann David Bülow (* 1. Januar 1794 in Breslau; † 13. Februar 1871 in Breslau) und der Pauline Behr (* 31. März 1807 in Herrnstadt; † 14. September 1879 in Breslau). Oskar von Bülow heiratete am 26. März 1874 in Tübingen Sophie Haug (* 4. September 1843 in Tübingen; † 24. Juni 1937 in Tübingen). Sie war die sechste Tochter des Tübinger Historikers Karl-Friedrich Haug[1] und der Theophanie Conradi[2]. Aus der Ehe Bülows mit Sophie Haug gingen vier Kinder hervor, Oskar, Elfriede, Luise[3] und Friedrich.

Leben und Wirken

Sophie Bülow geb. Haug
Foto Sophie Bülow Rückseite
Johann David Bülow

Oskar von Bülow besuchte ab 1846 das Breslauer Maria-Magdalenen-Gymnasium[4], das er 1855 mit dem Abitur verließ. Er studierte anschließend Rechtswissenschaften in Berlin an der Friedrich-Wilhelms-Universität, in Heidelberg an der Ruperto Carola und in Breslau an der Universität Breslau. Von Bülow promovierte 1859 in Breslau mit der Arbeit de praejudicialibus formulis zum Doctor iuris utriusque[5] und habilitierte sich 1863 in Heidelberg mit der Arbeit de praejudicialibus exceptionibus. Von 1863 bis 1865 lehrte Bülow an der Ruperto Carola als Privatdozent. Er folgte 1865 einem Ruf als außerordentlicher Professor an die Universität Gießen; von 1867 bis 1872 lehrte er dort als ordentlicher Professor Römisches Recht und Zivilprozessrecht. 1872 folgte er einem Ruf an die Eberhard Karls Universität Tübingen, wo er 13 Jahre lang lehrte. 1885 nahm er einen Ruf an die Universität Leipzig an. - Dort sprach von Bülow[6] in seiner Rektoratsrede aus, was die Richter immer schon getan hatten: „Innerhalb der Schranken des Gesetzes eröffnet sich dem Richter ein weiter Spielraum selbständiger Rechtsbestimmung“. Von Bülow gehörte zu den wichtigsten Vertretern des Richterrechts. Er sah im Richterspruch eine Rechtsquelle und im Richter einen Akteur, der Staatsgewalt ausübte. - Obwohl wegen eines Herzleidens schon im Alter von 55 Jahren (1892) emeritiert, waren ihm noch 15 Jahre erfolgreicher, schöpferischer, wissenschaftlicher Schaffenszeit beschieden.

Letzte Jahre

Oskar von Bülow kehrte 1892 nach Heidelberg zurück, dem Geist der Stätte deren Alma Mater Ruperto Carola ihm die Venia Legendi verlieh. Hier ließ sich Bülow als Alters Ruhesitz im Jahre 1893 von dem Architekten Jakob Henkenhaf eine zweigeschossige Villa in der Gaisbergstraße 81 erbauen, deren Stil geprägt ist, Zitat Landesdenkmalamt Baden-Württemberg: "von einer historisierenden Gestaltung, die sich an Vorbildern aus der Landhausarchitektur der norditalienischen Renaissance und des Manirismus orientiert"[7].

Hier in Heidelberg entstanden nach Bülows Emeritierung neben weiteren Arbeiten die Schriften: Absolute Rechtskraft des Urtheils, Das Geständnisrecht, Briefe eines Unbekannten über die Rechtswissenschaft, Heitere und ernste Betrachtungen über die Rechtswissenschaft, Das Ende des Aktenversendungsrechts. Eine Gerichtsverfassungsfrage und die Abhandlung: Klage und Urteil. Eine Grundfrage des Verhältnisses zwischen Privatrecht und Prozeß.

Bülows letzte Ruhestätte befindet sich auf dem Bergfriedhof (Heidelberg), (Lit. Z 306/307). Als Grabmal wählte die Familie einen 2,00 Meter hohen Menhir aus Granit. Auf einer schlichten Tafel sind die Lebensdaten von Bülows eingeschlagen. Nach Bülows Tod, am 19. November 1907, verkaufte seine Witwe, Sophie, geb. Haug, das Anwesen in der Gaisbergstraße und kehrte in ihre Vaterstadt Tübingen zurück. Sie überlebte ihren Gatten um nahezu 30 Jahre. Als fast 94jährige entschlief sie sanft am 24. Juni 1937 in ihrem Zuhause in Tübingen, in der Uhlandstraße 10. Am 26. Juni 1937 um 3 Uhr nachmittags, fand auf dem Stadtfriedhof Tübingen im Kreise ihrer Familie, ihrer beiden Gesellschafterinnen und enger Freunde die Beisetzung statt[8]. - Heute beherbergt die Villa Bülow eine Kindertagesstätte der Stadt Heidelberg. -

Ehrungen

  • Am 7. August 1877 wird Bülow von König Karl I. von Württemberg durch Verleihung des Ritterkreuzes 1. Klasse des Ordens der Württembergischen Krone in den persönlichen Adelstand erhoben[9].
  • König Albert von Sachsen Albert (Sachsen) ehrte Bülow mit der Ernennung zum königlich sächsischen Geheimrat.

Werke

  • Klage und Urteil. Eine Grundfrage des Verhältnisses zwischen Privatrecht und Prozeß. Berlin 1903.
  • Das Geständnisrecht. Ein Beitrag zur allgemeinen Theorie der Rechtshandlungen. 1899. Neuauflage 2007, ISBN 978-3-8364-3520-8
  • Absolute Rechtskraft des Urtheils. Separat-Abdruck 1894.
  • Gesetz und Richteramt. 1885. Neuauflage 2003, ISBN 3-8305-0548-5
  • Civilprozessualische Fiktionen und Wahrheiten. 1879.
  • Die Lehre von den Prozesseinreden und die Prozess-Voraussetzungen. 1868. Neuauflage 2007, ISBN 978-3-8364-3521-5
  • Gemeines deutsches Zivilprozeßrecht. Vorlesungsnachschrift von L. Fechler aus dem Wintersemester 1868/69. 2003, ISBN 3-16-148193-3
  • De praejudicialibus formulis. Grassius, Vratislaviae 1859

Einzelnachweise

  1. Klüpfel, Karl, „Haug, Karl Friedrich“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 11 (1880), S. 52-54, http://www.deutsche-biographie.de/sfz28250.html
  2. Familienverband Feuerlein, Stamm Conradi, http://familienverband-feuerlein.de/
  3. Luise heiratete Prof. Dr. jur. August Schoetensack http://daten.digitale-sammlungen.de/0001/bsb00019558/images/index.html?seite=457
  4. Liste bedeutender Schüler und Lehrer des Magdalenäum Breslau, Magdalenäum.
  5. siehe erste Seite der Schrift, De praejudicialibus exceptionibus … Von Oskar Bülow
  6. Lent, Friedrich, „Bülow, Oskar“, in: Neue Deutsche Biographie 2 (1955), S. 739, http://www.deutsche-biographie.de/sfz6354.html
  7. Stadtarchiv Heidelberg
  8. Stadtarchiv Heidelberg, Traueranzeige Sophie Bülow, Tübinger Tageszeitung 1937
  9. Hof- und Staatshandbuch des Königreichs Württemberg 1894, Seite 54

Quellen

  • Jahresbericht 1855 d. Gymnasiums zu St. Maria Magdalena in Breslau

Weblink


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