Oskar Martin-Amorbach

Oskar Martin-Amorbach

Oskar Martin-Amorbach (* 27. März 1897 in Amorbach; † 11. Oktober 1987 in Roßholzen) war ein deutscher Maler.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Oskar Martin (der später seinen Namen durch seinen Geburtsort ergänzte) wurde am 27. März 1897 als Sohn eines Rechnungsrates in Diensten des Fürsten zu Leiningen in der fränkischen Odenwaldstadt Amorbach geboren. Schon als Schüler wurde sein zeichnerisches Talent erkannt, so dass seinem Wunsch, Kunstmaler zu werden, entsprochen wurde. In der Bensheimer Malschule absolvierte Martin-Amorbach ein einjähriges Praktikum, bevor er 1914 in die Königliche Kunstgewerbeschule München aufgenommen wurde.

1916 musste er seiner Wehrpflicht genügen und nahm als Meldegänger und Divisionszeichner am Ersten Weltkrieg teil. In der Flandernschlacht wurde er schwer verwundet. Erst 1920 konnte Martin-Amorbach sein Malstudium in München als Schüler der Professoren Carl Johann Becker-Gundahl und Franz von Stuck, dessen Meisterschüler er wurde, fortsetzen.

Nach Abschluss seines Studiums und Heirat zog Martin-Amorbach nach Samerberg im Chiemgau, wo er sich als jüngstes Mitglied der Künstlervereinigung „Die Welle“ anschloss.

Einer größeren Öffentlichkeit wurde er durch sein Fresko im Münchner Glaspalast, dem Vorgängerbau des „Hauses der Deutschen Kunst“, bekannt. Die 25 m² große Kreuzigungsgruppe empfahl ihn für Aufträge zur Ausgestaltung von Kirchen mit Decken- und Wandgemälden.

Am 16. Juli 1939 wurde ihm in München der Professorentitel verliehen. Zum Professor für Historienmalerei an der Akademie für bildende Künste Berlin wurde er 1943 bestellt.

Malstil und Motivauswahl der Werke von Martin-Amorbach waren für eine Vereinnahmung durch die nationalsozialistische Kunstpolitik prädestiniert. Ländlich-bäuerliche Motive und Kriegsdarstellungen waren Themen, die für die NS-Ideologie besondere Bedeutung hatten. Nach dem Verbot jeglicher modernen Kunst 1936 blieben nur noch die althergebrachte akademische Genre- beziehungsweise Gattungsmalerei übrig, die als „neue deutsche Malerei“[1] nunmehr in erster Linie politische Botschaften durch programmatische Bildthemen transportieren sollte. Ein erster Höhepunkt dieser „neuen deutschen Kunst“ stellte die „Große Deutsche Kunstausstellung“ vom 19. Juli bis 31. Oktober 1937 im „Haus der Deutschen Kunst“ in München dar. Weitere Ausstellungen folgten jährlich bis 1944. Martin-Amorbach war mit zehn seiner Werke, wie etwa der „Bauerngrazie“ (1940) daran beteiligt. 1938 kaufte ihm Hitler sein Bild „Erntegang“, obwohl es einen religiösen Hintergrund besaß, für 12000 RM ab.

Das bäuerliche Genre, dargestellt in der Nachfolge von Wilhelm Leibl und Franz von Defregger im Stil der neuen Sachlichkeit, sollte mit den Motiven des Pflügens, Säens und Erntens das Bauerntum als „Blut- und Lebensquelle“ und Rückgrat der „deutschen Volkskraft“ sowie der „völkischen Gesinnung“ zeigen. Die Bilder „Der Sämann“ (1937) sowie „Erntegang“ entsprachen perfekt diesen ideologischen Vorgaben. Auch zu den Kriegsthemen konnte Martin-Amorbach unter anderem mit dem Bild „Sie fahren den Tod“ (1942) beitragen.[2] Bei den Ausstellungen Deutsche Künstler und die SS 1944 zeigte er in Breslau ein „Bildmotiv eines um seine Scholle ringenden Wehrbauern“ und einen „Vorfrühling“ in Salzburg.

Seine Popularität im Dritten Reich stellte eine Belastung für sein weiteres künstlerisches Schaffen nach 1945 dar. 1950 beauftragte ihn Bischof Julius Döpfner mit der Überarbeitung und Ergänzung der durch den Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 stark beschädigten Fresken der Würzburger Neumünsterkirche. Diese Arbeiten führte Martin-Amorbach 1950/51 aus.

Für das Aula-Treppenhaus der Mozartschule in Würzburg schuf er 1957 das Wandbild „Abendland“. Das monochrome Ritzbild stellt die Kultur des Abendlandes in bedeutenden Personen der Kulturgeschichte und herausragenden Bauwerken dar.

Oskar Martin-Amorbach verstarb am 11. Oktober 1987 im oberbayerischen Roßholzen.

Werke (Auswahl)

Eine der drei Kuppeln in der Dreifaltigkeitskirche Kappl bei Waldsassen
  • Fresko „Kreuzigungsgruppe“ im Münchner Glaspalast
  • Sechs Fresken mit Szenen aus dem Leben Jesu in der Stadtpfarrkirche Lohr a. M.
  • 1925 Deckenfresko der 14 Nothelfer und Marienkrönungsdarstellung des Hochaltars in der Kirche Amorbach-Beuchen
  • 1934 Gemälde „Einzug des Petrus Canisius“ in der Jesuitenkirche in München-Pullach
  • 1934-1940 Ausmalung von drei Kuppeln in der Dreifaltigkeitskirche Kappl bei Waldsassen
  • Kirche in Pirmasens
  • 1935 Auferstehungsfresko und Totentanz der Aussegnungshalle auf dem Ingolstädter Friedhof
  • 1935 Wandfresko Markthalle Bayreuth[3]
  • 1936 Treppenhausgemälde „Einzug des Petrus Canisius in die Universität Ingolstadt“ in der Hohen Schule Ingolstadt
  • 1936 Deckenfresko in der Klosterkirche St. Johann im Gnadenthal, Ingolstadt
  • 1937 Gemälde „Der Sämann“
  • 1939 Mosaikenentwurf für die Spitalkirche Ingolstadt
  • 1940 Temperagemälde „Bäuerliche Venus“
  • 1941 Erkerfresko für die Sparkasse Ingolstadt, Schillerstraße
  • 1942 Gemälde „Sie fahren den Tod“
  • 1950/51 Überarbeitung und Ergänzung der durch die Bombardierung am 16. März 1945 stark beschädigten Fresken der Würzburger Neumünsterkirche
  • 1950/51 Deckengemälde der Florian-Geyer-Stube im Würzburger Weinhaus "Zum Stachel"
  • 1952 Ölgemälde „Liegender Akt mit schwarzer Katze“
  • 1957 Monochromes Ritzwandbild „Das Abendland“ für die Mozartschule Würzburg
  • 1968 Elf Ölgemälde für den goldenen Saal des Augsburger Rathauses
  • 1969 Historisches Wandgemälde für den Sitzungssaal des Volkacher Rathauses

Auszeichnungen

  • 1923 Rompreis
  • 1982 Ehrenteller der Stadt Amorbach

Einzelnachweise

  1. Fritz Alexander Kaufmann „Die neue deutsche Malerei“, 1941
  2. http://www.thirdreichruins.com.kunsthaus3.htm
  3. http://www.thirdreichruins.com/misc_sites2.htm

Literatur

  • Reinhard Müller-Mehlis „Die Kunst im Dritten Reich“, München 1976, ISBN 3-453-41173-0
  • Otto Thomae „Die Propaganda-Maschinerie. Bildende Kunst und Öffentlichkeitsarbeit im Dritten Reich“, Berlin 1978, ISBN 3786111596
  • Ernst Klee: „Oskar Martin-Amorbach“ Eintrag in ders.: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN 978-3-10-039326-5

Weblinks


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