Otto Prutscher

Otto Prutscher

Otto Prutscher (* 7. April 1880 in Wien; † 15. Februar 1949 in Wien) war ein österreichischer Architekt und Kunsthandwerker.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Prutscher war der Sohn des Tischlermeisters Johann Prutscher und dessen Frau Maria Tondl, sein älterer Bruder war der Architekt Hans Prutscher. Er besuchte nach einer Tischlerlehre bei seinem Vater von 1895–97 zunächst eine Fachhochschule für Holzindustrie und machte 1895 eine Studienreise nach Paris und London. Anschließend studierte er 1897–1901 an der Kunstgewerbeschule, wo er Schüler von Franz Matsch und Josef Hoffmann war.

Bereits ab 1902 lehrte er an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt und ab 1909 als Professor an der Wiener Kunstgewerbeschule bis 1938, später wieder von 1945–46. Er war Mitarbeiter der Wiener Werkstätte und gestaltete für die Kunstschau 1908 in Wien einen eigenen Raum. Von 1922 bis 1941 war er Mitglied des Wiener Künstlerhauses. Prutscher arbeitete bei der Zeitschrift Interieur mit und nahm an zahlreichen Ausstellungen teil.

1911 heiratete er Helene Süßmandl, mit der er zwei Töchter hatte. 1939 wurde Otto Prutscher zwangspensioniert, weil er sich von seiner Ehefrau, die jüdischer Herkunft war, nicht trennen wollte. Das Ehepaar konnte aber während der Kriegszeit unbehelligt in Wien leben. 1947 erhielt er den Österreichischen Staatspreis für Architektur. Nach seinem Tod 1949 erhielt er ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.

Leistung

Prutscher war ein vielbeschäftigter Architekt und führender Kunstgewerbetreibender Wiens am Anfang des 20. Jahrhunderts. Er schuf einige große Wohnhausanlagen im Roten Wien, sowie Einfamilienhäuser und Inneneinrichtungen. Er gestaltete Möbel, beispielsweise für Jacob & Josef Kohn, Schmuck, Porzellan, Bucheinbände und Textilien für die Wiener Werkstätte.

Werke

Heinehof
Lorenshof (Ansichtskarte von 1930)
  • Miethaus, Wien 14, Salisstraße 3, 1904
  • Geschäftslokal der Hutfabrik P. & C. Habig, Wiedner Hauptstraße, um 1910
  • Geschäftslokal der Bettwarenfirma Anton Böck, Kärntner Straße, um 1910
  • Geschäftslokal der Leder- und Bronzenfirma Munk, Stephansplatz, um 1910
  • Villa Rothberger, Baden bei Wien, 1912
  • Villa Bienenfeld, Baden bei Wien, 1912–13
  • Haus Theodor Flemmich in Jägerndorf (heute: Krnov), Österreichisch-Schlesien, 1914–15
  • Haus Dr. Friedrich Benesch, Kaulbachstraße 8, 1914–15
  • Inneneinrichtung des Dianabades, 1913–17 (1967 abgebrochen)
  • Russenkirche, Wien, 1917
  • Haus Arnfelser, Gleisdorf, 1919
  • Villa Knopf, Braungasse 44, 1919-–22
  • Geschäftslokal und Inneneinrichtung der Möbelfabrik Knobloch, Karl-Schweighofergasse 10–12, 1921
  • Villa Hübl, Rooseveltova 2, Ústí nad Labem, 1923–24 [1]
  • Wohnhausanlage Heinehof, 1925
  • Wohnhausanlage Lorenshof, Längenfeldgasse 14-18, Wien-Meidling, 1927
  • Wohnhausanlage Hermann-Fischer-Hof, 1928
  • Wohnhausanlage Harkortstraße 4, 1928–29
  • Wohnhausanlage Eiflerhof, 1929
  • Erweiterung eines Kirchenbaus, Murlingengasse, 1931
  • Wohnhaus Dr. Otto Wertheim, Mariazell, 1932
  • Landhaus Kapsch, Mitterbach, 1932
  • Landhaus Cerny, Erlaufsee, 1932
  • Café Palace, 1933 (zerstört)
  • Geschäftseinrichtung der Firma Piccini am Naschmarkt, 1934
  • Entwürfe für die Firmen Backhausen und Thonet
  • Villen und Wohnhäuser in Baden, Mitterbach, Mariazell und in Jägerndorf in Schlesien
  • Boulvardtheater im St. Annahof in der Annagasse, Wien, Innere Stadt'

Literatur

  • Hautmann: Die Gemeindebauten des Roten Wien 1919–34, Wien 1980
  • Otto Prutscher 1880–1949. Architektur, Interieur, Design. Ausstellungskatalog. Wien: Hochschule für Angewandte Kunst, 1997
  • Julia Eglin-Blaha: Otto Prutscher (1880–1949). Möbel und Kunsthandwerk. Dissertation. Graz, 2002
  • G. Hajós: Prutscher Otto. In: Österreichisches Biographisches Lexikon 1815–1950 (ÖBL). Band 8, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 1983, ISBN 3-7001-0187-2, S. 312 f. (Direktlinks auf S. 312, S. 313).
  • Hermi Schedlmayer: Otto Prutscher - Raum für einen Kunstliebhaber. In: Gustav Klimt und die Kunstschau 1908. Hg. Agnes Husslein-Arco und Alfred Weidinger, Prestel, München 2008, S. 348–351, ISBN 978-3-7913-4225-2.

Einzelnachweise

  1. http://www.usti-aussig.net/stavby/karta/nazev/17-vila-hubl

Weblinks

 Commons: Otto Prutscher – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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