- Otto von Wenckstern
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Otto Friedrich Wilhelm Ludwig von Wenckstern (* 25. April 1819 in Rawitz, Provinz Posen; † 5. August 1869 auf Trinidad, Kleine Antillen) war ein deutscher Journalist und Vormärzler, der aus politischem Druck ins Ausland fliehen musste.
Inhaltsverzeichnis
Eltern
Er war der Sohn des königlich preußischen Kapitäns (Hauptmann) Carl von Wenckstern (1786-1822) vom Gut Lawken im Landkreis Lötzen (Ostpreußen) und der Kaufmannstochter Marianne Comp aus Eitorf. Sie hatten sich bei einer Stationierung des Hauptmanns der Russisch-Deutschen-Legion 1814 in Eitorf kennengelernt und 1817 dort geheiratet. Hier bekamen Marianne Comps auch ihr erstes Kind. Otto wurde in der Garnison Rawitz geboren, wohin Marianne ihrem Mann 1818 folgte. 1822 starb der Vater.
Kindheit
Die Mutter zog zu ihrem Schwager Johann Wilhelm Joseph Windscheid nach Hennef-Geistingen, wo sie von einem weiteren Kind entband, welches aber bald verstarb. Hier nahm sie auch Kontakt mit dem Freund ihres verstorbenen Mannes, Ernst Moritz Arndt auf. Aus der Korrespondenz der Mutter mit Ernst Moritz Arndt ist bekannt, dass Otto von Wenckstern oft kränklich war.
1923 zog die Mutter mit den beiden Kindern zu ihren Eltern nach Eitorf, hatte aber auch eine Wohnung in Vilich. 1825 heiratete die Mutter in Bonn und Vilich den inzwischen nach Müllenbach bei Marienheide versetzten Leuscheider Pastor Friedrich Olbermann. Danach wuchs Otto von Wenckstern bei seinem strengen Stiefvater in Müllenbach auf.
Ausbildung
Er besuchte später eine landwirtschaftliche Lehranstalt in Wiesbaden, wo er in Kontakt mit englischen Kurgästen kam und Englisch lernte. Mit 20 Jahren leistete er ein Jahr Militärdienst. 1840 wurde er Student an der philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Als Sprachlehrer in Englisch und Italienisch ließ er sich 1841 in Elberfeld nieder. Hier freundete er sich mit dem 20 Jahre älteren Otto Wecka von Czarnowski an. Dieser war Redakteur und gründete selbst in Barmen die Barmer Zeitung. Er übertrug einige Werke ins Deutsche, auch von Charles Dickens.
Journalist
Wuppertal
Durch Otto Wecka von Czarnowski kam Otto von Wenckstern als Journalist zu Artikeln in verschiedenen Zeitungen und engagierte sich für den polnischen Freiheitskampf gegen Russland. Daraufhin verhinderten die preußischen Behörden eine Anstellung von Otto von Wenckstern als Redakteur in Elberfeld.
Dieser hatte aber inzwischen die Barmer Zeitung übernommen, wurde aber 1844 aus politischen Gründen schon wieder herausgedrängt. Er hatte das Buch ‚’Des Siebenten Rheinischen Provinziallandtags Verhandlungen über die wichtigsten Fragen unserer Zeit gesammelt, herausgegeben und verlegt, sowie auch mit einer Vorrede und Nachrede versehen’’ 1844 in Barmen herausgegeben. Das Buch wurde beschlagnahmt und erst später vom Ober-Zensurgericht in Berlin auf Klage wieder freigegeben, aber ohne Vorrede und Nachwort.
Bonn
Otto von Wenckstern zog daraufhin wieder nach Bonn. Hier veröffentlichte er die Denkschrift Die deutsche Industrie und der Verein zur Abhülfe des Nothstandes der deutschen Fabrikarbeiter. Dieser Verein wurde von König Friedrich Wilhelm IV. mit 15.000 Talern unterstützt, was Otto von Wenckstern zu der Kritik veranlasste, ob der Verein einen bedeutenden Einfluss auf Leute ausübe, die nichts zu sparen haben.
Konstanz
Er verzog nach weiterer politischer Verfolgung nach Wiesbaden und weiter nach Konstanz am Bodensee. Ein dort abgeschickter Gedichtsband wurde erst 1845 veröffentlicht. Die Gedichte waren formal denen von Heinrich Heine und Ferdinand Freiligrath ähnlich, die er persönlich kannte. Mit letzterem und Annette von Droste-Hülshoff beteiligte er sich auch an dem Westfälischen Jahrbuch – Producte der Rothen Erde. Dieses veröffentlichte Mathilde Franzisca von Tabouillot 1846.
Zürich
1845 bzw. 1846 heiratete Otto von Wenckstern Sara Anni Houtchins. Mit ihr floh er nach Zürich. Hier lernte er auch den dort lebenden Gottfried Keller kennen, der ihn aber verachtete. Zum Jahresende siedelte das Ehepaar nach London über.
London
Hier arbeitete Wencksterns kurz als Journalist bei der Times. Der ihm über Ernst Moritz Arndt bekannt preußische Gesandte in London, Christian Karl Josias Freiherr von Bunsen, stellte ihn dann als Übersetzer an, z.B. für ein Memorandum über die verfassungsmäßigen Rechte der Herzogtümer Schleswig und Holstein. 1848 arbeitete von Wenckstern auch wieder für die Times. Er übersetzte weiter Werke ins Englische, z.B. von General Klapka über den Freiheitskampf der Ungarn 1848/49 und den Roman Der Dorfnotar von Josef Freiherr von Eötvös sowie Max Schlesingers Wanderung durch London. 1854 reiste von Wenckstern im Auftrag der Daily News anlässlich des Krimkrieges als Kriegberichtserstatter nach Konstantinopel ins Osmanische Reich. Nach seiner Rückkehr schrieb er Artikel die Times, die Daily News, Charles Dickens Household Words, die Saturday Reviews und Frazer´s. 1859 schrieb er selbst als Otto Wenckstern, das von gebrauchte er nicht mehr, selbst ein Buch über den Ungarnaufstand und eine politische Abhandlung über Schleswig-Holstein. 1861 reiste er als Korrespondent zur Krönung von Wilhelm I. nach Königsberg, wobei er die Gelegenheit nutzte, seine Schwester in Eitorf ein letztes Mal zu besuchen. 1862 verfasste er eine Schrift, in der er für die polnische Teilung eintrat und Preußen wegen seines Wohlstandes und seiner Kultur lobte.
Trinidad und Tobago
1864 wanderte Otto Wenckstern mit seiner Frau nach Trinidad aus und gründete in der Hauptstadt Port of Spain die Zeitung The Trinidad Chronicle, in der er vehement Missstände anprangerte. Im Jahr 1869 starb Wenckstern und wurde hier begraben.
Quellen
- Karl Schröder: Eitorf unter den Preußen 1815-1918, Heimatverein Eitorf 2002
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