Paczków

Paczków
Paczków
Wappen von Paczków
Paczków (Polen)
Paczków
Paczków
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Oppeln
Landkreis: Neisse
Fläche: 6,6 km²
Geographische Lage: 50° 27′ N, 17° 0′ O50.4517Koordinaten: 50° 27′ 0″ N, 17° 0′ 0″ O
Einwohner:

7911
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 48-370
Telefonvorwahl: (+48) 77
Kfz-Kennzeichen: ONY
Wirtschaft und Verkehr
Straße: KłodzkoNysa
Schienenweg: Gliwice–Kłodzko
Nächster int. Flughafen: Breslau
Gemeinde
Gemeindeart: Stadt- und Landgemeinde
Fläche: 79,7 km²
Einwohner:

13.435
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 169 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 1607073
Verwaltung (Stand: 2007)
Bürgermeister: Bogdan Wyczałkowski
Adresse: Rynek 1
48-370 Paczków
Webpräsenz: www.paczkow.pl
Rathaus
Blick vom Breslauer Torturm
Alte Stadtmauer

Paczków (deutsch: Patschkau) ist eine Stadt mit etwa 8.000 Einwohnern in Polen. Sie liegt an der Glatzer Neiße und gehört dem Powiat Nyski (Kreis Neisse) an.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Patschkau (Name vom alten slawischen Vornamen Pakoslaw abgeleitet) wurde urkundlich am 8. März 1254 gegründet, als der Breslauer Bischof Thomas I seine Zustimmung zur Errichtung einer neuen Siedlung auf einem Teil der Gemarkung des Dorfes Patschkau und auf der Gemarkung des kleinen Dorfes Bogenau gab. Ersteres wurde daraufhin Alt Patschkau genannt.[3]

Patschkau wuchs als Marktort im südwestlichen Teil des Breslauer Bistumslandes durch Zuzug deutscher Siedler rasch an und war auch von einem Kranz deutscher Dörfer umgeben. Die ovale Stadtanlage, seit Mitte des 14. Jahrhunderts durch Mauer und Graben geschützt, hat ein Gitterstraßennetz mit einem 160 mal 80 Meter großen zentralen Marktplatz, dem Ring, auf den später das Rathaus gebaut wurde. Die randlich gelegene Pfarrkirche St. Johannes Ev. ist ein eindrucksvolles gotisches Bauwerk, das zu Beginn des 16. Jahrhundert wegen der Türkengefahr zur Wehrkirche umgestaltet wurde.

Im Spätmittelalter und den folgenden Epochen war Patschkau von mehreren Katastrophen betroffen: Hungersnöte (1325), Hochwässer der Glatzer Neiße (1333, 1501, 1539, 1560, 1598, 1602), Brände (1565, 1634), Epidemien (Pest 1349, Cholera 1603, 1607, 1633). In den Hussitenkriegen wurde es am 17. März 1428 erobert und stark zerstört. Erst nach Ende dieser Kriegszeit begann Patschkau wieder aufzublühen und wurde dank bischöflicher Hilfe erneut mit Mauern und Türmen befestigt. Seit 1348 gehörte Patschkau – zusammen mit ganz Schlesien – zur Böhmischen Krone und damit zum Habsburger Reich. Das Ende des Wohlstands brachte der Dreißigjährige Krieg, als Kriegsscharen die Gegend verheerten.

Nach den Schlesischen Kriegen Friedrichs des Großen wurde Patschkau ein Teil des Königreichs Preußen und kam als wirtschaftlich aufstrebende Stadt im Jahr 1871 zum Deutschen Kaiserreich. In den 1870er Jahren wurde die Eisenbahnlinie nach Neisse gebaut, die Patschkau an das Eisenbahnnetz anschloss. Der Bau des Staubeckens von Ottmachau (1932 fertiggestellt) und der vor wenigen Jahren abgeschlossene Bau eines weiteren Rückhaltebeckens für die Hochwässer der Glatzer Neiße veränderten das Gebiet östlich und westlich der Stadt beträchtlich.[4]

Die Zugehörigkeit zu Deutschland endete 1945, als nach dem Ende des Hitler-Regimes ganz Schlesien polnisch wurde. Seitdem heißt das von polnischen Zuzüglern besiedelte Städtchen Paczkow. Die historische Altstadt, die wegen der vollständig erhaltenen Stadtmauer zur deutschen Zeit als schlesisches Rothenburg bezeichnet wurde, trägt heute den Beinamen polnisches Carcassonne.

Nur wenige deutsche Patschkauer durften nach dem Zweiten Weltkrieg in ihrem Heimatort bleiben. Seit dem Winter 1945 waren viele Bewohner vor der näher rückenden Front und der Sowjetarmee geflohen oder wurden ins südliche Reichsgebiet evakuiert. Der große Rest der nach dem Kriegsende zurückgekehrten deutschen Bevölkerung wurde im Verlauf des Jahres 1946 vertrieben und mittels Güterzügen (besetzt jeweils mit mehr als 1 000 Personen) in die Britische Zone abtransportiert. Ein solcher Transport endete in der niedersächsischen Stadt Einbeck, die einige Jahre später die Patenstadt für die vertriebenen Patschkauer wurde. Polnische Umsiedler und Polen, die selbst aus den von der Sowjetunion okkupierten ponischen Ostgebieten vertrieben worden waren, nahmen die Wohnungen, Häuser und Gehöfte der Deutschen in Besitz.[5]

Am Anfang des 17. Jahrhunderts betrug die Einwohnerzahl ca. 2.800, nach dem Dreißigjährigen Krieg sank sie auf rund 700. Im Jahr 1765 zählte man 1.570 Einwohner. 1939 betrug die Einwohnerzahl knapp 8.000. Im Jahre 2010 sind es in der historischen Stadt auch wieder rund 8.000.

Städtepartnerschaften

Die Partnerstädte von Paczków sind:

  • Einbeck in Niedersachsen. Seit 1954 ist Einbeck die Patenstadt der Heimatgemeinschaft der Patschkauer und seit 1999 Sitz des "Schlesischen Heimatvereins Patschkau und Umgebung e. V.".
  • Uzès in Frankreich

Sehenswürdigkeiten

Im Gegensatz zur Kreisstadt Neisse war Patschkau im Zweiten Weltkrieg nur gering zerstört worden. Die neuen Bewohner nannten es bald „polnisches Carcassonne“, um Touristen anzulocken. Der Fremdenverkehr florierte erst nach den Wendejahren 1989/1990 etwas mehr, als verstärkt frühere Bewohner aus Deutschland dorthin reisten und mehr für das Aussehen der Hausfassaden am Ring getan worden war.

Heutige Sehenswürdigkeiten sind:

  • Stadtmauer, Schalentürme und Tortürme (Breslauer Torturm, Glatzer Torturm, Frankensteiner Tor), der Breslauer Turm kann bestiegen werden
  • Pfarrkirche St. Johannes Ev., in ihr der "Tatarenbrunnen"
  • Rathaus am Ring, mit besteigbarem Turm (48 Meter)
  • Heimatmuseum, das „Henkerhaus“
  • Gasmuseum, im Gaswerk von um 1900 (einzigartig in Polen),
  • Stauseen von Patschkau und Ottmachau, die dem Hochwasserschutz dienen, aber auch Freizeitaktivitäten möglich machen

Söhne und Töchter der Stadt

  • Joseph Schröter (* 14. März 1837; † 12. Dezember 1894), Mykologe
  • Joseph Emanuel Weiser (* 10. Mai 1847; † 16. April 1911), Maler
  • Wilhelm Koch-Hooge (* 11. Februar 1916; † 2. September 2004), Schauspieler
  • Hans Dietrich Erichsen (* 29. April 1924; † 6. Februar 1999), Politiker (Grüne)
  • Paweł Kukiz (* 24. Juni 1963), Musiker und Sänger
  • Karl Klings (* 11. Januar 1867 in Geseß; † 1940), schlesischer Dialektdichter aus Geseß

Gemeinde

Das Umland der Stadt ist stark von Landwirtschaft geprägt. Die gesamte Nutzfläche beträgt 6193 ha, die sich auf 569 Bauernhöfe (auch Kleinstbetriebe) aufteilen. Das entspricht etwa achtzig Prozent der gesamten Fläche der Gemeinde.

Die Stadt- und Landgemeinde Paczków (gmina miejsko-wiejska) gliedert sich auf einer Fläche von 79,69 km² neben dem gleichnamigen Hauptort in folgende Ortsteile:

Verweise

Literatur

  • Biller L., Neisse, Ottmachau und Patschkau. Die Städte am Mittellauf der Glatzer Neiße. Breslau 1932
  • Jahndel G., Patschkau unverlorene Heimat. Festschrift zur Feier des 700jährigen Bestehens der Stadt Patschkau. Einbeck 1954
  • Mohr Hans-Georg u. Leo Schiller, 1254 - 2004. 750 Jahre Patschkau. Die Geschichte der Stadt Patschkau in Schlesien. Osnabrück 2004

Weblinks

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 30. Juli 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 30. Juli 2011.
  3. Hans-Georg Mohr, Leo Schiller (Hrsg.): 1254 -2004. 750 Jahre Patschkau. Die Geschichte der Stadt Patschkau in Schlesien. Dohlenverlag, Osnabrück 2004, S. 19: deutscher Text der Gründungsurkunde.
  4. Hugo Waczerka (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Band Schlesien. Stuttgart. Krömer 1977. S. 393 ff.
  5. Ralf Volkmann, Helga Grasleben: Das Flüchtlingslager Mariental. 1945 - 47. Gemeinde Mariental, Landkreis Helmstedt, 1997.

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