Paul Durand-Ruel

Paul Durand-Ruel
Marcellin Desboutin:
Porträt Paul Durand-Ruel

Paul-Marie Joseph Durand-Ruel (kurz: Paul Durand-Ruel) (* 31. Oktober 1831 in Paris; † 5. Februar 1922 ebenda) war ein französischer Kunsthändler und Galerist. Durch seinen Einsatz für die Künstler des Impressionismus und seine Neuerungen im Galeriewesen, zählt er zu den wichtigsten Persönlichkeiten des Kunstgeschehens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Inhaltsverzeichnis

Familie

Paul Durand-Ruels Eltern, Jean-Marie Fortuné Durand und seine Frau Marie-Fernande Ruel, betrieben zunächst ein Schreibwarenhandel im Pariser Quartier Latin. Das Geschäft wurde dann um den Bereich Malereibedarf erweitert und eine kleine Kunsthandlung angeschlossen. Die Inhaber erhielten oftmals von den Künstlern Kunstwerke als Gegenleistung für Pinsel und Farben. Paul Durand-Ruels Söhne Joseph und George traten später ebenfalls in das Familienunternehmen ein.

Berufliche Anfänge

1859 öffnete Paul Durand-Ruel seine erste eigene Galerie in der Rue de la Paix. Zu den ausgestellten Künstlern gehörten zunächst Vertreter der Schule von Barbizon und des Realismus wie Jean-Baptiste Camille Corot, Théodore Rousseau, Gustave Courbet, Charles-François Daubigny oder François Bonvin, von denen er überwiegend Landschaftsbilder und Stillleben zeigte.

Nach Umzug seiner Galerie in die kostspielige Rue Lafitte 1867, ließ er die dortigen Räume aufwendig umbauen. Er führte hier eine neue Präsentationsform ein, in dem er nur noch Bilder in Augenhöhe zeigte und die bisherige vollflächige Hängung, bei der die Gemälde dicht an dicht hingen, vermied. Hierdurch erhielt jedes Gemälde den notwendigen Raum, um auf den Betrachter wirken zu können und eine bessere Beleuchtung. Darüber hinaus verzichtete er als Erster auf eine Eintrittsgebühr für die Galerie. Paul Durand-Ruel zahlte später seinen Künstlern Monatsgehälter, damit diese sich völlig auf ihre Arbeit konzentrieren konnten und nicht vom Verkauf einzelner Werke abhängig waren.

Galerist der Impressionisten

Pierre-Auguste Renoir:
Porträt Paul Durand-Ruel

Um dem Deutsch-Französischer Krieg und seinen Folgen zu entgehen, ging Durand-Ruel 1870 nach London, wo er Claude Monet und Camille Pissarro kennenlernte. 1871 kaufte er erstmals Werke von Claude Monet. In London und auch in Brüssel gründete er Dependancen seiner Galerie, bevor er 1872 nach Paris zurückkehrte. Von Édouard Manet kaufte er im selben Jahr 23 Gemälde für insgesamt 35.000 Francs. Von den anderen Künstlern, die später Impressionisten genannt werden sollten, erwarb er ebenfalls frühzeitig im großen Stil Kunstwerke. Neben Manet, Monet und Pissarro gehörten zu den Künstlern in seiner Galerie, mit denen er auch befreundet war, Edgar Degas, Pierre-Auguste Renoir, Alfred Sisley und Paul Cézanne. Trotz Durand-Ruels Bemühungen und von ihm organisierten Ausstellungen blieben die meisten Kunstwerke jedoch unverkäuflich. Zu diesen Ausstellungen gehörte auch die zweite Impressionisten-Ausstellung 1876 in Durand-Ruels Räumen in der Rue Le Peletier Nr. 11.

Persönlichkeit

Der private Paul Durand-Ruel wird von seinem Biografen als sehr konservativ beschrieben. Er sei in der Zeit der Dritten Republik glühender Anhänger der Monarchie gewesen und habe sich gegen eine Trennung von Kirche und Staat ausgesprochen. Paul Durand-Ruel verurteilte die Pariser Kommune und war in der Dreyfus-Affäre auf der Seite der antisemitisch geprägten Dreyfusgegner. Dies hinderte ihn jedoch nicht Künstler in seiner Galerie auszustellen, wie den Kommunarden Gustave Courbet, den jüdischen Anarchisten Camille Pissarro und die bekennenden Republikaner Édouard Manet und Claude Monet. Das Verhältnis zu seinen Malern war im Lauf der Jahre nicht immer gleichmäßig gut. Einige Maler wechselten zu anderen Galeristen, andere verkauften gelegentlich Bilder hinter seinem Rücken. Eine enge Freundschaft bestand zu Pierre-Auguste Renoir, der ihn und seine Familie porträtierte.

Erfolgreicher Unternehmer

Die schwer verkäuflichen Bilder und eine Affäre um einen gefälschten Daubigny brachten Durand-Ruel 1884 an den Rand des Konkurses. Erst die Malerin Mary Cassatt stellte die Verbindung zu wohlhabenden amerikanischen Sammlern wie Sarah Choate Sears aus Boston, Louisine W. Havemeyer aus New York und Bertha Honoré Palmer aus Chicago her. 1886 verschiffte Durand-Ruel rund 300 Gemälde von Renoir, Manet, Monet, Degas und Sisley nach New York und verhalf so den Künstlern, über den Umweg in die Vereinigten Staaten, zum Durchbruch. 1887 eröffnete Durand-Ruel eine Filiale an der Fifth Avenue in New York, welche den dauerhaften finanziellen Erfolg des Galeristen sicherte. In der Zeit von 1891 bis zu seinem Tod 1922 verkaufte Durand-Ruel etwa 10.000 Gemälde und organisierte über 200 Ausstellungen. Danach kamen schätzungsweise ein Drittel aller impressionistischen Gemälde durch seine Galerie zum Verkauf. Später versagte jedoch das sichere Gespür des Galeristen und Paul Durand-Ruel erkannte die Qualität von Künstler wie Paul Gauguin und Henri Matisse nicht.

Quelle

  • Peter Kropmanns: Im Tal der Versuchungen. Paul Durand-Ruel, Kunsthändler der Impressionisten. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30. August 2003 (Rezension).

Literatur

  • Pierre Assouline: Grâces lui soient rendues. Paul Durand-Ruel, le marchand des impressionnistes. Plon, Paris 2002 ISBN 2-259-19302-1.
  • Elke Stegemann (Hrsg.): Französische Impressionisten. Hommage à Durand-Ruel. Kunstverein Hamburg, Hamburg 1970 (Katalog der gleichnamigen Ausstellung, 28. November 1970 bis 24. Januar 1971).
  • Lionello Venturi: Les archives de l'impressionnisme. Lettres de Renoir, Monet, Pissarro, Sisley et autres; mémoires de Paul Durand-Ruel; documents. Franklin Books, New York 1968 (Nachdr. d. Ausg. New York 1939).
  • Cent ans d'impressionnisme, 1874–1974. Hommage a Paul Durand-Ruel. Galerie Durand-Ruel, Paris 1974 (Ausstellungskatalog).

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