Paul Wolf

Paul Wolf

Paul Wolf (* 21. November 1879 in Schrozberg; † 30. April 1957 in Leonberg) war ein deutscher Architekt und Stadtplaner. Er war zunächst ab 1914 für längere Zeit in Hannover angestellt. Als seine Hauptschaffensphase gelten allerdings die Jahre 1922 bis 1945, in denen er das Amt des Stadtbaurats von Dresden innehatte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Paul Wolf studierte Architektur an der Technischen Hochschule Stuttgart. In den Jahren 1906 und 1907 war er als Stadtplaner in Kattowitz angestellt, danach ging er bis 1910 der gleichen Tätigkeit in Wilhelmshaven nach. Anschließend wurde er Vorstand des Stadterweiterungsamtes Berlin-Schöneberg im Dienstrang eines Stadtbauinspektors.

Im Jahr 1914 wurde Paul Wolf als Nachfolger von Carl Wolff zum Stadtbaurat für Hochbau und Senator in Hannover. Für die Stadt erstellte er einen Generalbebauungsplan mit integrierter Grünflächenplanung, was für damalige Maßstäbe sehr fortschrittlich war. Außerdem plante er mustergültige Wohnsiedlungen, die zu den ersten ihrer Art in Hannover gehörten. Realisiert wurde zum Beispiel die Kleinhaussiedlung „Rote Häuser“ in Hannover-Vinnhorst.

Ab 1922 bis ins Jahr 1945 war Paul Wolf Stadtbaurat für Hochbauwesen und Stadterneuerung in Dresden. Damit wurde er Nachfolger Hans Poelzigs und war sowohl in der Weimarer Republik als auch im nationalsozialistischen Deutschland de facto als Dezernent mit der Stadtplanung in Dresden beauftragt. In dieser Zeit schuf er neben mehreren teils stadtbildprägenden Bauwerken auch städtebauliche Generalpläne und schrieb mehrere Bücher zu den Themen Städtebau und Stadtentwicklung.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war er bis 1952 als Referent für Stadtplanung am DDR-Ministerium für Aufbau in Ost-Berlin beschäftigt. Fünf Jahre später starb er in seiner württembergischen Heimat.

Stilistischer Werdegang

Der Architekt Paul Wolf, dessen Wirkungszeit vom Deutschen Kaiserreich bis in die frühe DDR-Zeit reicht, war in mehreren völlig gegensätzlichen Epochen tätig. Sein Studium und seine ersten Anstellungen fielen in die Spätphase des Historismus. Besonderes Interesse zeigte er für regionale Bauweisen. Schon frühzeitig wandte er sich jedoch der Moderne zu.

Leitbild seiner Planungen waren zunächst die Ideen Raymond Unwins, der um 1903 die weltweit erste Gartenstadt Letchworth realisiert hatte. Zunehmend von seinen Kollegen kritisiert wurde Wolf allerdings dafür, dass er in seinem Haupttätigkeitsfeld, dem Wohnungsbau, lange an Steildächern und der Backsteinarchitektur festhielt und nicht zu einer überregionalen und vollends modernen Formensprache fand.

Um 1930 wandte sich Paul Wolf der Zeilenbebauung in Städten zu. Im Laufe der Zeit flossen immer mehr Merkmale des Neuen Bauens in seine Entwürfe ein. Sein Handeln wurde zunehmend durch eine funktions- und nutzerorientierte Denkweise geprägt. Fortan war er maßgeblich an kommunalen Großprojekten beteiligt, so am Bau von Schwimmbädern, Schulen, Krankenhäusern oder Kraftwerken.

Er sah sich selbst als unpolitisch und verblieb auch in der Zeit des Nationalsozialismus im Amt, freilich nicht, ohne sich dessen Vorgaben für ein neues Architekturbild entziehen zu können. So arbeitete er zwischen 1935 und 1939 an den Plänen für das Dresdner Gauforum auf den Güntzwiesen mit und steuerte eigene Entwürfe bei. Paul Wolf entwickelte in diesem Zusammenhang auch einen Umgestaltungsplan für das Dresdner Stadtzentrum, der jedoch kriegsbedingt ebenfalls nicht zur Ausführung kam.

In der frühen Nachkriegszeit erarbeitete er einen radikalen Neuentwurf für die nach den Luftangriffen weitgehend zerstörte Dresdner Innenstadt. Danach wäre sie von mit langen Wohnblöcken abgeriegelten Straßen durchzogen worden, die der Berliner Straße in Frankfurt am Main oder der Chemnitzer Straße der Nationen geähnelt hätten. Auch dieser Plan wurde zumindest nicht in dem ursprünglich vorgesehenen Maße realisiert.

Werk (Auswahl)

vor 1923

Musterbau in den von Wolf konzipierten Ceciliengärten in Berlin-Schöneberg Anfang der 1920er-Jahre
Ehemalige Jugendherberge Dresden, das spätere Hotel Astoria, Foto 1951

Dresdner Jahre

Schriften

  • Städtebau. Das Formproblem der Stadt in Vergangenheit und Zukunft. Klinkhardt & Biermann, Leipzig 1919. (224 Seiten)
  • (als Bearbeiter): Hannover. Deutscher Architektur- und Industrie-Verlag, Berlin-Halensee 1922. (= Deutschlands Städtebau.)
  • Wohnung und Siedlung. Ernst Wasmuth, Berlin 1926.
  • Dresdner Arbeiten. Friedrich Ernst Hübsch, Berlin 1927. (= Neue Stadtbaukunst.)

Literatur

  • Wer ist's?, Bd. 9, 1928, S. 1720
  • Thieme-Becker, Bd. 36, S. 215
  • Eva Benz-Rababah: Paul Wolf, ein Städtebauer zwischen Tradition und Revolution. In: Sid Auffarth, Adelheid von Saldern (Hrsg.): Altes und neues Wohnen – Linden und Hannover im frühen 20. Jahrhundert. Seelze-Velber 1992, S. 144–155.
  • Eva Benz-Rababah: Leben und Werk des Städtebauers Paul Wolf (1879–1957) unter besonderer Berücksichtigung seiner 1914–22 entstandenen Siedlungsentwürfe für Hannover. Dissertation, Universität Hannover 1993.
  • Ulrike Grötzsch: Paul Wolf, Stadtbaurat in Dresden von 1922–45. unveröffentlichte Magisterarbeit, Technische Universität Dresden 2001.
  • Helmut Knocke: Wolf, Paul, in: Hannoversches Biographisches Lexikon, S. 393f., Teilvorschau über Google-Bücher
  • ders.: Wolf, Paul, in: Stadtlexikon Hannover, S. 683f.

Weblinks

 Commons: Paul Wolf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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