Peter Kürten

Peter Kürten
Peter Kürten, Polizeifoto von 1931

Peter Kürten (* 26. Mai 1883 in Mülheim am Rhein; † 2. Juli 1931 in Köln), genannt „Der Vampir von Düsseldorf“, war ein deutscher Serienmörder.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Am 26. Mai 1883 in Mülheim bei Köln geboren, wuchs Kürten zusammen mit seinen 13 jüngeren Geschwistern als Kind eines Alkoholikers auf.[1] Seine Mutter ließ sich scheiden, als bekannt wurde, dass sein Vater seine älteste Tochter missbrauchte und er daraufhin ins Gefängnis gebracht wurde. Im Alter von fünf Jahren entdeckte Kürten seinen Spaß am Töten, als er zwei Welpen in einem Bach ertränkte. Eine weitere große Leidenschaft entwickelte Kürten für Feuer. Bei seiner Festnahme konnten ihm später etwa 24 Brandstiftungen nachgewiesen werden, wobei die Dunkelziffer vermutlich weit höher liegt.

Im Alter von 16 Jahren war Kürten bereits mehrfach wegen Brandstiftung und Einbruchs in Gewahrsam genommen worden und auch Delikte wie Erpressung und Fahnenflucht gingen auf sein Konto. 1905 wurde er wegen schweren Diebstahls in 34 Fällen zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt.

1913 verübte er seinen ersten Mord. Sein Opfer war die neunjährige Christine Klein, die er beim Einbruch in ein Wohnhaus schlafend vorfand. Er schnitt ihr die Kehle durch. Am Tatort verlor er ein Taschentuch, auf dem seine Initialen standen. Zum Glück für Kürten hatte der Hauseigentümer und Vater des Mädchens, Peter Klein, die gleichen Initialen. Als Täter kam Kürten daher nicht in Betracht. Wohl aber Kleins jüngerer Bruder Otto. Dieser war Metzger und als solcher schon indirekt belastet, somit war schnell ein Verdächtiger gefunden. Es kam zu einer Verhandlung vor dem Schwurgericht, wo Otto Klein jedoch aus Mangel an Beweisen freigesprochen wurde. Peter Kürten wurde nicht verdächtigt.

1923 heiratete er und zog 1925 mit seiner Frau nach Düsseldorf. Neben weiteren acht Mordversuchen beging er dort in der Zeit zwischen Februar und November 1929 eine Serie von Sexualmorden. Er tötete Rosa Ohlinger (9. Februar), Rudolf Scheer (12. Februar), Maria Hahn (8. August), Gertrud Hamacher (24. August), Luisa Lenzen (24. August), Ida Reuter (29. September), Elisabeth Dörier (11. Oktober) und Gertrud Albermann (7. November) mit Hammer, Dolch und Schere.

Die Fahndung war einer der kriminalgeschichtlich meistbeachteten Vorgänge in der Weimarer Republik. Klar war nur, dass es sich um ein und denselben Täter handeln musste. In Düsseldorf breitete sich angesichts der Erfolglosigkeit der Ermittlungen eine beispiellose Hysterie aus.

Ein falsch zugestellter Brief der jungen Marie Butlies, in dem sie ihrer Freundin berichtete, dass sie dem Täter hatte entkommen können, wurde an die Polizei weitergeleitet und brachte diese erst auf die richtige Spur. Am 24. Mai 1930 wurde der an der Mettmanner Straße wohnende arbeitslose Kürten am Rochusmarkt verhaftet, nachdem seine Frau ein Treffen mit ihm der Polizei verraten hatte. Zwei überlebende Opfer, Gertrud Schulte und Marie Butlies, identifizierten ihn, woraufhin Kürten noch am selben Tag ein umfassendes Geständnis ablegte.

Der Schwurgerichtsprozess dauerte zehn Tage. Kürten bekannte, aus der Gier nach sexueller Befriedigung gemordet zu haben. Er berichtete überdies von ertränkten Welpen, Geschlechtsverkehr mit Hunden und zahlreichen Brandstiftungen. Seinen Spitznamen „Vampir von Düsseldorf“ verdankt er seinem Bericht, dass er einem Schwanenküken, das er vor dem Düsseldorfer Steigenberger Parkhotel im Hofgarten durch einen Halsschnitt getötet hatte, das Blut aus der Wunde gesaugt habe.[2] Man vermutet, dass er sich auf ähnliche Weise auch an seinen Opfern vergangen hat.[3]

Er wurde am 22. April 1931 von einem Düsseldorfer Schwurgericht wegen Mordes in neun Fällen neun Mal zum Tode verurteilt, außerdem zu 15 Jahren Gefängnis für die sieben Mordversuche. Ein Gnadengesuch seines Anwalts lehnte die preußische Regierung ab. Im Juli wurde Kürten im Kölner Gefängnis Klingelpütz mit dem Fallbeil hingerichtet.[4] Er wurde nach der Hinrichtung ohne Kopf bestattet. 1931 untersuchten Wissenschaftler das Gehirn auf der Suche nach abnormen Veränderungen.[5]

Sein mumifizierter Kopf gelangte nach dem Zweiten Weltkrieg in die Vereinigten Staaten und ist heute als Exponat im Museum Ripley’s Believe It or Not! in Wisconsin Dells zu besichtigen.

Künstlerische Verarbeitung

Der Film M – Eine Stadt sucht einen Mörder von Fritz Lang basiert in Teilen auf dem Fall. In der Handlung des US-amerikanischen Spielfilms Copykill von 1995 werden ebenfalls Bezüge zum Peter-Kürten-Fall hergestellt.

Der US-amerikanische Songwriter Randy Newman, dessen erste Frau Roswitha aus Düsseldorf stammt, veröffentlichte 1977 auf seinem Album Little Criminals das Lied In Germany Before the War, das ebenfalls Bezug auf Peter Kürten nimmt. Die britische Power-Electronics-Band Whitehouse widmete Peter Kürten das 1981 erschienene Album Dedicated To Peter Kurten Sadist And Mass Slayer. Die amerikanische Metalband Macabre widmete dem Serienmörder ein Lied mit dem Titel The Vampire of Düsseldorf.

Schlachtfest oder Wie ich ein brauchbares Opfer werde, ein Theaterstück von Thomas Richhardt über Peter Kürten und seine Frau Auguste, wurde im Juli 2000 im Düsseldorfer Schauspielhaus uraufgeführt. Die Geschichte Peter Kürtens ist zudem das Thema des 1991 uraufgeführten Theaterstücks Normal – The Düsseldorf Ripper von Anthony Neilson. Es behandelt das Klischee, dass in einem jeden Menschen ein Mörder schlummert.

Auch Stephen King nimmt in seinem Roman Brennen muss Salem auf Kürten Bezug, ebenso wie John Katzenbach in seinem Roman Das Rätsel. 2007 stellten Alisha Bionda und Jörg Kleudgen die Figur Peter Kürten in dem Roman Der Vampir von Düsseldorf, Band 9 der Reihe Wolfgang Hohlbeins Schattenchronik, in einen entsprechend vampirischen Rahmen.

Der Fall wird auch in der Folge Blutsbande der RTL-Serie Die Cleveren benannt. In dieser Folge begeht ein Enkel Kürtens nach dem selben Muster und in der selben Reihenfolge wie sein Großvater Morde und Körperverletzungen.

Aus dem Jahr 2009 stammt der tschechisch-mazedonische Film „Normal“, der ebenfalls auf der Geschichte Peter Kürtens basiert.

Das im April 2010 veröffentlichte Album Set Sail to Mystery der Gothic-Metal-Band The Vision Bleak enthält das Lied I Dined With The Swans, welches sich auf Peter Kürtens Tat, Schwanenblut zu trinken, bezieht. Der Sänger der Depressive-Black-Metal-Band Shining, Niklas Kvaforth, sang für die 2-CD-Special-Edition eine alternative Version des Songs ein.

Literatur

  • Karl Berg: Der Sadist. Gerichtsärztliches und Kriminalpsychologisches zu den Taten des Düsseldorfer Mörders. In: Zeitschrift für die Gesamte Gerichtliche Medizin. 17, Nr. 1, Dezember 1931, ISSN 0367-0031, S. 247–347.
  • Karl Berg (neu herausgegeben von Michael Farin): Der Sadist. Gerichtsärztliches und Kriminalpsychologisches zu den Taten des Düsseldorfer Mörders Peter Kürten. (Der Fall Peter Kürten). Belleville-Verlag, München 2004, ISBN 3-923646-12-7 (Splitter 12).
  • Jürgen Ehlers: Mitgegangen. Eine dunkle Zeit in der Geschichte Düsseldorfs. KBV, Hamburg 2005, ISBN 3-937001-41-7.
  • George Godwin: Peter Kürten. A study in sadism. William Heinemann – Medical Books, London 1945.
  • Karl-Heinz Dillmann, Wieland Habel: Das große drei??? Kriminalistik-Lexikon. Ermitteln von A–Z. Franckh, Stuttgart 1988, ISBN 3-440-05839-5, S. 147.
  • Kathrin Kompisch, Frank Otto: Bestien des Boulevards. Die Deutschen und ihre Serienmörder. Militzke Verlag, Leipzig 2003, ISBN 3-86189-290-1, S. 99.
  • Elisabeth Lenk, Katharina Kaever (Hrsg.): Leben und Wirken des Peter Kürten, genannt der Vampir von Düsseldorf. Rogner und Bernhard, München 1974, ISBN 3-8077-0024-2 (Die Bresche 2), (Auch: Peter Kürten, genannt der Vampir von Düsseldorf. Text um einige repetitive Passagen gekürzt. Eichborn, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-8218-4156-7 (Die andere Bibliothek 156)).
  • Marcel Montarron: Histoire des crimes sexuels. Presses pocket, Paris 1978, ISBN 2-266-00511-1, S. 54 ff., 256, 287 (Presses pocket 1581).
  • Hans-Theodor Sanders: Der Massenmörder Peter Kürten. In: Archiv für Kriminologie. Bd. 90–91, 1932, ZDB-ID 2169801-6, S. 55ff., 151ff., 252 (Kleinere Mitteilungen).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Fuchs, Christian, Kino Killer: Mörder im Film, Wien 1995, S. 158.
  2. Evans, Richard J., Rituale der Vergeltung – Die Todesstrafe in der deutschen Geschichte 1532–1987, Berlin 2001 [engl. zuerst 1996], S. 718 f.
  3. Vgl. Ärztliches Gutachten in der Strafsache gegen Peter Kürten, Prof. Sioli (14. November 1930), Hauptstaatsarchiv Düsseldorf (HSA Düsseldorf) 17/728, Ärztliches Gutachten in der Strafsache gegen Peter Kürten, Prof. Hübner (26. März 1931), HSA Düsseldorf 17/730, Ärztliches Gutachten in der Strafsache gegen Peter Kürten, Dr. Raether (2. Januar 1931), HSA Düsseldorf 17/731.
  4. Über die Hinrichtung durch Scharfrichter Carl Gröpler lies ausführlich: Matthias Blazek: Scharfrichter in Preußen und im Deutschen Reich 1866–1945, Stuttgart 2010, S. 74 f.
  5. Ulli Tückmantel: Der „Vampir“ von Düsseldorf. In: Rheinische Post vom 22. Mai 2010, Seite D8

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